"Deutsche Bank ist keine Krisenbank"

Union Investment: Marktreaktion teils übertrieben - Liquiditätspolster üppig

"Deutsche Bank ist keine Krisenbank"

jsc Frankfurt – In der Diskussion um die Zukunft der Deutschen Bank mahnt die Fondsgesellschaft Union Investment zur Besonnenheit. Zwar habe der deutsche Branchenprimus ein Problem mit dem Geschäftsmodell, erklärte Frank Engels, Leiter des Portfoliomanagements für Renten, auf einem Pressegespräch der Gesellschaft am Mittwochabend in Frankfurt. Sowohl im stark umkämpften Bankgeschäft im Inland als auch im Investment Banking seien die Ertragsaussichten gering, doch stehe keine unmittelbare Existenzkrise bevor, bei der etwa der Abfluss liquider Mittel die Bank gefährde und der Staat einspringen müsse, sagte er. “Die Deutsche Bank ist für uns keine Krisenbank.”Engels vermied es jedoch, für die Aktie des deutschen Branchenprimus eine Kaufempfehlung auszusprechen. Ebenso hielt er sich mit strategischen Ratschlägen zurück, etwa zum geplanten Verkauf der Postbank oder zu einer hypothetisch möglichen Veräußerung der Fondstochter Deutsche Asset Management. An den Börsen jedoch seien bereits “Züge einer Übertreibung” erkennbar, sagte er mit Blick auf vergangenen Freitag. Die Nachricht, dass einige Hedgefonds Derivatepositionen abgezogen haben, ließ den Kurs vor einer Woche zunächst einbrechen, ehe Spekulationen über eine Erleichterung bei der sich abzeichnenden milliardenschweren Strafzahlung in den USA wegen umstrittener Hypothekengeschäfte die Aktie wieder nach oben trieben. Kein zweiter Fall LehmanGleichwohl ist die Lage der Bank aus Sicht des Portfoliomanagers ernst: Auf dem heimischen Markt sei der Wettbewerb härter als im europäischen Ausland, sagte der Vertreter der Fondsgesellschaft, die überwiegend zur DZ Bank und damit zu den Genossenschaftsbanken gehört. Auch sei die Kernkapitalquote im Vergleich zu anderen Großbanken gering. Mit der Lage der US-Investmentbank Lehman Brothers kurz vor ihrem Scheitern 2008 sei die Lage der Deutschen Bank aber keinesfalls vergleichbar. So verfüge das Institut heute über “enorme Liquiditätspolster”, habe anders als damals Lehman Zugang zu Notenbankgeld und profitiere davon, dass der Derivatehandel heute sicherer sei. “Kein akutes Thema, sondern ein mittelfristiges Thema” sieht Engels daher.Zusammenschlüsse im europäischen Bankenmarkt würde die Gesellschaft “begrüßen”, wie Benjardin Gärtner ergänzte, der Leiter des Portfoliomanagements für Aktien. Damit treffe er jedoch “keine Aussage zu Einzeltiteln”. Eine Konsolidierung sei auch in anderen Branchen sinnvoll, eine Fusionswelle im Bankensektor sei aber unwahrscheinlich. Zuvor hatte die US-Fondsgesellschaft BlackRock für grenzüberschreitende Zusammenschlüsse geworben.