Deutsche Bank kommt glimpflich davon
Die Deutsche Bank muss gut 9 % ihrer Bilanzsumme an Bail-in-fähigem Kapital vorhalten, um ihre Abwickelbarkeit zu sichern, wie die EU-Bankenabwicklungsbehörde SRB entschieden hat. Auch im Vergleich zu Wettbewerbern kommt das Institut damit gut weg. Die Commerzbank sieht sich “gut gewappnet”.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank muss auf Geheiß der EU-Bankenabwicklungsbehörde Single Resolution Board (SRB) mindestens 9,14 % ihrer Bilanzsumme an Eigenmitteln und berücksichtigungsfähigen Verbindlichkeiten (Minimum Requirement for Eligible Liabilities, MREL) vorhalten, um im Notfall ihre eigene Abwicklung zu gewährleisten. Dies hat die Börsen-Zeitung erfahren. Das SRB hat in den vergangenen Wochen erstmals die MREL-Quoten großer Banken in Europa festgelegt. Bestätigen wollte die Deutsche Bank die Zahl zu Wochenbeginn nicht. Ein Sprecher verwies auf die Kommunikation des Institutes um die Quartalszahlen. Am morgigen Mittwoch legt das Haus Halbjahreszahlen vor und veranstaltet dazu eine Investoren- und Analysten-Telekonferenz. Am Freitag wird zudem Finanzvorstand James von Moltke auf einer Telefonkonferenz mit Fixed-Income-Investoren über das Halbjahresergebnis sprechen. Spätestens dort dürfte die MREL-Quote Thema werden. Die Vorgabe des SRB bedeutet für Deutschlands größte Bank bei einer Bilanzsumme von zuletzt 1,478 Bill. Euro über den Daumen gepeilt, dass sie rund 135 Mrd. Euro an Bail-in-fähigen Mitteln bereithalten muss. Tatsächlich dürfte die Summe niedriger liegen, da die Aufseher zur Ermittlung des Bail-in-Kapitals anstelle der Bilanzsumme eine Kennzahl namens “Total Liabilities and Own Funds” heranziehen, die nicht alle Aktiva berücksichtigt.Einerseits ist auch das noch eine Menge Holz. Andererseits aber hätte es angesichts der vom Institut ausgehenden systemischen Risiken noch deutlich schlimmer kommen können. Ohnehin gilt für die MREL-Quoten eine natürliche Untergrenze, denn die Bankenabwicklungsregeln legen fest, dass Institute erst einmal 8 % ihrer Bilanzsumme an Eigenkapital und Verbindlichkeiten für einen Bail-in zur Verfügung stellen müssen, bevor sie staatliche Unterstützung oder Zahlungen aus dem Bankenabwicklungsfonds Single Resolution Fund (SRF) erhalten können. Auch im Vergleich mit einigen Wettbewerbern kommt die Deutsche Bank glimpflich davon: Unicredit etwa haben die Bankenabwickler eine Quote von 11,74 % auferlegt, wie das Institut im Mai bekannt gegeben hat, und die Bank of Ireland, größtes Institut auf der Grünen Insel, hat 12,86 % erhalten. Wegen bankspezifischer Vorgaben zur Zusammensetzung des jeweiligen Verlustabsorptionskapitals und individueller Übergangsfristen sind die Quoten allerdings nur bedingt vergleichbar. Unicredit hatte 2017 milliardenschwere Emissionen angekündigt, um die Anforderungen von MREL und der mit ihr verwandten Kennziffer TLAC (Total Loss-Absorbing Capacity) bewältigen zu können. Die Deutsche Bank, die im vergangenen Jahr ihrerseits eine 8 Mrd. Euro schwere Kapitalerhöhung gestemmt hat, dürfte um weitere Emissionen herumkommen, da sie mit ihrem Bestand an Bail-in-fähigen Papieren – im Wesentlichen sind dies Kern- und Ergänzungskapital sowie vorrangige Schuldverschreibungen -schon jetzt über der Vorgabe der Brüsseler Behörde liegen sollte. SRB mischt sich nicht einWie die Deutsche Bank wollten auch die Commerzbank sowie die DZ Bank ihre MREL-Quoten auf Anfrage nicht nennen. Bei der Commerzbank zeigt man sich gelassen und insinuiert keinerlei Emissionsbedarf: “Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat in ihrer Eigenschaft als nationale Abwicklungsbehörde in Umsetzung einer Weisung des Single Resolution Board erstmalig eine rechtlich bindende MREL-Anforderung für die Commerzbank auf konsolidierter Ebene festgelegt”, teilte ein Sprecher mit. “Bereits mit Blick auf ihre vorhandenen Eigenmittel und ausstehenden subordinierten Emissionen sieht sich die Commerzbank für die Anforderungen gut gewappnet.” Die Frage einer Publikation der MREL-Quoten dürfte den Markt in den kommenden Wochen noch beschäftigen, sollten Institute mit dieser Information geizen wollen. Schließlich handelt es sich um eine relevante Information insbesondere für Fremdkapitalgeber. Das SRB will “sich nicht in die Entscheidung von Banken einmischen”, ob sie ihre MREL publizieren oder nicht, wie es dort schon 2016 hieß.