Deutsche Bank lässt US-Konkurrenten alt aussehen
lee Frankfurt
Die Deutsche Bank hat im zweiten Quartal deutlich besser abgeschnitten als ihre US-Konkurrenten. Während Letztere vor allem wegen des Einbruchs im Investment Banking, aber auch aufgrund höherer Rückstellungen für künftige Kreditausfälle massive Gewinneinbrüche auswiesen, hat das größte deutsche Geldhaus mit einem Zuwachs von 33 % auf 1,5 Mrd. Euro den höchsten Vorsteuergewinn in einem zweiten Quartal seit 2011 erzielt. Nach Steuern legte der Gewinn um 46% auf 1,2 Mrd. Euro, womit die durchschnittliche materielle Eigenkapitalrendite (RoTE) von 5,5% im Vorjahresquartal auf 7,9 % kletterte. Auf das erste Halbjahr gerechnet liegt die Deutsche Bank damit bei dieser Zielkennziffer, die von vielen Analysten als nicht nachhaltig erreichbar bezeichnet wird, im Plan.
Angesichts dieser positiven Entwicklung bestätigte die Deutsche Bank ihre Prognosen für das Gesamtjahr. Zugleich stimmte Vorstandschef Christian Sewing die Beschäftigten darauf ein, dass dies kein Selbstläufer ist: „Vor uns liegen nun weitere herausfordernde Monate“, heißt es in einer von ihm unterzeichneten Hausmitteilung, die auch über die Website der Deutschen Bank abrufbar ist. „Vieles spricht dafür, dass es wirtschaftlich noch schwieriger werden wird.“ So sei es wegen der drohenden Gasknappheit in Deutschland schwerer geworden, die für 2022 angepeilte Nachsteuerrendite von 8% zu erreichen. Auch die Anleger teilten offenbar seine Vorsicht, wie der Kursabschlag von 1,6% auf 8,05 Euro indiziert.
Kostenziel kassiert
Auch bei den geplanten Kostensenkungen geht es nicht so schnell voran, wie es sich die Deutsche Bank vorgenommen hat. Zwar gelang es dem Institut, das Aufwand-Ertragsverhältnis im abgelaufenen Jahr auf 70 % zu drücken. Seit Jahresbeginn betrachtet, ist die Quote damit von 80 % auf 73,3% gesunken. Die Kennziffer im gesamten Jahr auf maximal 70% zu senken, hält das Management nach Angaben von Finanzvorstand James von Moltke nicht mehr für möglich, so dass er die feste Vorgabe kassierte und durch ein flexibleres Zielband ersetzte.
Die Erträge stiegen nach Angaben der Deutschen Bank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 7% auf 6,6 Mrd. Euro. Das Wachstum sei von allen Kerngeschäftsbereichen getragen worden, wenn auch nicht im selben Tempo. Besonders erfreulich hat sich demnach erneut das Geschäft der Unternehmensbank entwickelt, die das dritte Quartal in Folge mit einer zweistelligen Wachstumsrate abschloss. Die Erträge der Sparte, die Sewing bei der 2019 eingeleiteten Neuausrichtung zum Herzstück der Deutschen Bank erklärt hatte, stiegen dank steigender Zinsen, eines wachsenden Geschäftsvolumens und höherer Provisionseinnahmen um 26 % auf 1,6 Mrd. Euro.
Investmentbank stark
Auch die Investmentbank, der die Deutsche Bank im Gegensatz zu den meisten US-Wettbewerbern auch das Kapitalmarktgeschäft zurechnet, verzeichnete den Angaben zufolge einen Ertragszuwachs von 11% auf 2,6 Mrd. Euro. Getrieben war die positive Entwicklung vom Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen, das um 32 % auf 2,4 Mrd. Euro zulegte. Das reichte aus, um den massiven Einbruch im Beratungs- und Emissionsgeschäft auszugleichen, das vor allem aufgrund von Wertanpassungen bei Finanzierungszusagen im Bereich Leveraged Finance um 63% einbrach. Letztere hätten sich negativ auf die Erträge im Geschäft mit Fremdkapitalemissionen ausgewirkt. Um diesen Effekt bereinigt seien die Erträge im Emissions- und Beratungsgeschäft lediglich um 38% eingebrochen, womit die Deutsche Bank besser dasteht als viele Wettbewerber. Laut Dealogic-Daten ging das Provisionsaufkommen im Branchendurchschnitt um 45% zurück.
Sondereffekte verzerren
Im Privatkundengeschäft verzeichnete die Deutsche Bank einen Anstieg der Erträge um 7% auf 2,2 Mrd. Euro, was, wie sie einräumt, teils auf Sondereffekte zurückzuführen ist. So seien ihr im Vergleich zum Vorjahresquartal deutlich weniger Erträge aufgrund des BGH-Urteils zur aktiven Zustimmungspflicht bei Preisänderungen entgangen. Je nachdem, ob man diesen Faktor herausrechnet, erzielte das deutsche Privatkundengeschäft ein Plus von 11% oder von 3%. Ein gegenläufiger Effekt ergibt sich aus den Abwicklungsaktivitäten bei Sal.Oppenheim, die im abgelaufenen Quartal deutlich weniger Erträge abwarfen als im Vorjahreszeitraum. Das internationale Privatkundengeschäft, das den Angaben zufolge ein Ertragsplus von 2% verzeichnet, habe ohne diesen Effekt einen Zuwachs von 6% erreicht, hieß es.
Deutsche Bank | ||||
Kennzahlen nach IFRS | ||||
2. Quartal | 1. Halbjahr | |||
in Mill. Euro | 2022 | 2021 | 2022 | 2021 |
Zinsüberschuss | 3 372 | 2 658 | 6 248 | 5 459 |
Risikovorsorge im Kreditgeschäft | 233 | 75 | 525 | 144 |
Zinsüberschuss nach Risikovorsorge | 3 139 | 2 584 | 5 724 | 5 315 |
Provisionsüberschuss | 2 501 | 2 574 | 5 257 | 5 313 |
Ergebnis aus Fair-Value-Bewertung finanziellerVermögenswerte/Verpflichtungen | 605 | 995 | 2 070 | 2 320 |
Ergebnis aus nach der Equity-Methodebilanzierten Beteiligungen | 67 | 40 | 95 | 64 |
Sonstige Erträge | 148 | −57 | 345 | 184 |
Personalaufwand | 2 690 | 2 551 | 5 346 | 5 183 |
Sachaufwand und sonstiger Aufwand | 2 217 | 2 361 | 4 981 | 5 287 |
Restrukturierungsaufwand | −36 | 86 | −80 | 102 |
Verwaltungsaufwand insgesamt | 4 870 | 4 998 | 10 247 | 10 572 |
Ergebnis vor Steuern | 1 547 | 1 165 | 3 205 | 2 754 |
Steuern | 336 | 338 | 767 | 889 |
Nettogewinn | 1 211 | 828 | 2 438 | 1 865 |
Minderheitsanteile | 33 | 33 | 73 | 69 |
Den Aktionären zurechenbares Konzernergebnis | 1 179 | 795 | 2 365 | 1 796 |
Ergebnis je Aktie (verwässert, Euro) | 0,33 | 0,20 | 0,89 | 0,67 |
Durchschnittliche Eigenkapitalrendite nach Steuern (%) | 7,9 | 5,5 | 8,0 | 6,5 |
Aufwand-Ertrag-Relation (%) | 73,2 | 80,1 | 73,3 | 78,5 |
Bilanzsumme (Mrd. Euro) | 1 387 | 1 320 | 1 387 | 1 320 |
Harte Kernkapitalquote (CET1, fully loaded), in % zum Periodenende | 13,0 | 13,2 | 13,0 | 13,2 |
Leverage Ratio (fully loaded), in % | 4,3 | 4,7 | 4,3 | 4,7 |
Mitarbeiter (Vollzeitäquivalent) | 82 915 | 83 797 | 82 915 | 83 797 |
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