Analyse

Deutsche Bank läuft auf allen Zylindern

 Mit fulminanten Zahlen zum Startquartal hat die Deutsche Bank die Erwartungen des Marktes in mehrfacher Hinsicht weit überboten und vor Steuern das beste Quartalsergebnis seit Anfang 2014 erzielt. Zugleich nahm das Haus so viel ein wie seit Anfang...

Deutsche Bank läuft auf allen Zylindern

bn Frankfurt

 Mit fulminanten Zahlen zum Startquartal hat die Deutsche Bank die Erwartungen des Marktes in mehrfacher Hinsicht weit überboten und vor Steuern das beste Quartalsergebnis seit Anfang 2014 erzielt. Zugleich nahm das Haus so viel ein wie seit Anfang 2017 nicht mehr. Die Kernsparte Investmentbank zog den gesamten Konzern dank eines weiter freundlichen Marktumfelds. Unterdessen fuhren zugleich sowohl die Unternehmensbank als auch die Privatkundenbank ungeachtet stagnierender Erträgen ihren Bruttogewinn dank rückläufiger Risikovorsorge binnen Jahresfrist um jeweils rund 90% auf 274 Mill. Euro bzw. auf 229 Mill. Euro hoch. Im Falle des Retailgeschäfts verzeichnete die Bank dabei auch fallende Personal- und Umbaukosten.

Im Privatkundengeschäft verbuchte die Bank dabei ein Neugeschäft auf dem Rekordniveau von 15 Mrd. Euro, von denen 9 Mrd. Euro auf Nettomittelzuflüsse in Anlageprodukte und 4 Mrd. Euro auf Nettoneukredite entfielen. Das Assetmanagement wiederum, wozu der Mehrheitsanteil an der börsennotierten Tochter DWS zählt, baute die Einnahmen um 23% und den Vorsteuergewinn um 66% aus.

Ergebnistreiber war dennoch die Investmentbank, die ihre Erträge im Zuge eines florierenden Geschäfts unter anderem mit Festverzinslichen und Aktienerstemissionen um ein Drittel ausbaute und das Bruttoergebnis um 134% auf 1,49 Mrd. steigerte – und zwar ohne zusätzliche Allokation von Eigenkapital, wie Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten sagte. Die Abbaueinheit CRU verlor vor Steuern 410 Mill. Euro nach 765 Mill. im Vorjahreszeitraum.

Konzernweit nahm das Haus mit 7,23 Mrd. Euro 14% mehr ein als vor Jahresfrist und knapp 9% mehr als von Analysten erwartet. Dabei schlug die ergebniswirksame Bilanzierung von Finanzaktiva und -verbindlichkeiten allerdings mit nicht weniger als 1,32 Mrd. Euro positiv zu Buche, nach knapp 400 Mill. Anfang 2020.

Mit einem Vorsteuergewinn von 1,59 Mrd. Euro, knapp das Achtfache des Vorjahreswerts, hat die Bank die Konsensschätzung um knapp die Hälfte überboten und brutto zudem gut die Hälfte mehr verdient als im gesamten vergangenen Jahr. Eine Kombination aus fallenden Kosten und steigenden Erträgen hat die materielle Eigenkapitalrendite derweil von minus 0,3% auf 7,4% katapultiert. „Wir können nicht nur auf ein hervorragendes Quartal zurückschauen, auch der Ausblick stimmt optimistisch“, teilte Konzernchef Christian Sewing mit. Nach diesen Nachrichten schlossen Deutsche-Bank-Aktien 10,7% fester.

Obwohl das Management angesichts des Umfelds seine Prognose für 2021 anhebt und im Investment Banking nunmehr Erträge auf dem Niveau von 2020 erwartet, bestätigten die Analysten der Citigroup am Mittwoch ihre Verkaufsempfehlung. Man gehe weiter davon aus, dass die Bank ihr Ziel einer materiellen Eigenkapitalrendite von 8% im kommenden Jahr im Zuge eines sich normalisierenden Marktumfelds verfehlen werde, trotz des „beeindruckenden Quartalsergebnisses“. Morgan Stanley bestätigte ein Kursziel von 7,50 Euro gemäß Preis-Buchwert-Betrachtung, was rechnerisch ein Abwärtspotenzial von 33% impliziert. Moody’s kommentierte hingegen, das Quartalsergebnis hebe die Ertragskraft Bank inmitten der Restrukturierung auf „ein neues Niveau“. Eine solide Kapitalisierung und Liquiditätsquote unterstützten diese positiven Nachrichten.

Kapitalquote unter Druck

Im Vergleich zum Startquartal ist die harte Kernkapitalquote der Deutschen Bank dank sinkender Risikoaktiva um 90 Basispunkte auf 13,7% gestiegen. Schon fürs laufende Quartal allerdings kündigt die Bank eine Verminderung um 80 Basispunkte an. Neben anderen aufsichtsrechtlichen Änderungen wird sich dann das endgültige Ergebnis der Überprüfung bankinterner Modelle durch die Europäische Zentralbank auswirken. Die breit angelegte Inspektion der Modelle durch die Aufseher hat schon im Startquartal die Risikoaktiva der Bank um 4 Mrd. Euro auf 330 Mrd. Euro in die Höhe getrieben.

Die Neusegmentierung der Unternehmensbank in drei statt bislang zwei Sparten bot zur Wochenmitte wenig Aufsehenerregendes. Denn die Ertragsveränderungen in den Segmenten Institutional Client Services (Cash Management für institutionelle Kunden, Trust and Agency Services sowie Wertpapierdienstleistungen), Corporate Treasury Services (Handels- und Unternehmensfinanzierung sowie Corporate Cash Management) und Business Banking (kleine Unternehmen und Unternehmer) bewegten sich zwischen minus 3% sowie plus 1% und spiegeln damit die Stagnation in der Unternehmensbank. Deren Einnahmen nahmen binnen Jahresfrist um 1% auf 1,3 Mrd. Euro ab.

Deutsche Bank
Kennzahlen nach IFRS
1. Quartal
in Mill. Euro20212020
Nettoerträge72336350
Zinsüberschuss28013251
Risikovorsorge im Kreditgeschäft69506
Zinsüberschuss nach Risikovorsorge27322745
Provisionsüberschuss27392439
Ergebnis aus Fair-Value-Bewertung finanzieller Vermögenswerte/Verpflichtungen 1324 395
Sonstige Erträge23665
Personalaufwand26312689
Verwaltungsaufwand29262875
Restrukturierungsaufwand1774
Ergebnis vor Steuern1589206
Steuern552141
Nettogewinn103766
Durchschnittliche materielle Eigenkapitalrendite nach Steuern (%) 7,4 –0,3
Aufwand-Ertrag-Relation (%)77,188,8
Bilanzsumme (Mrd. Euro)13171491
Harte Kernkapitalquote (CET1), in Prozent zum Periodenende13,712,8
Mitarbeiter (in Vollzeitstellen umgerechnet)8438986667
Börsen-Zeitung