Deutsche Bank leidet am Umbau
Während die Quartalszahlen der Wettbewerber in den USA und Europa überwiegend positiv überraschten, schreibt die Deutsche Bank rot. Neben den Einbußen im Anleihehandel enttäuschte besonders der Rückgang im Privatkundengeschäft, wo die Erträge auf dem Heimatmarkt überdurchschnittlich sanken. Von Anna Sleegers, FrankfurtDie Deutsche Bank hat die Anleger am Mittwoch mit unerwartet schwachen Zahlen verschreckt. Wie das Institut mitteilte, rutschte das Institut im Sommerquartal infolge der hohen Kosten des laufenden Konzernumbaus und Rückschlägen in den als Kerngeschäft definierten Bereichen in die roten Zahlen.Angesichts der insgesamt starken Vorgaben durch die US-Wettbewerbern und der zeitgleich bekanntgegebenen Gewinnverdopplung der Rivalin Credit Suisse reagierte der Aktienmarkt mit Kursverlusten. Die Aktie der Bank verbilligte sich um mehr als 7 % auf 6,66 Euro und gab damit die in den vergangenen Wochen verbuchten Kursgewinne weitgehend wieder auf.Seit Jahren hinkt die Deutsche Bank in Sachen Profitabilität hinter den meisten Wettbewerbern in den USA und Europa hinterher. Um dem Problem Herr zu werden, hatte das Institut nach dem Scheitern der Fusionsgespräche mit der Commerzbank im Juli einen umfassenden Abbau angekündigt, in dessen Folge weltweit 18 000 Stellen entfallen sollen. Wie das Institut am Mittwoch betonte, liegt es bei der Umsetzung des Konzernumbaus im Plan. So sank die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern per Ende September erstmals unter die Marke von 90 000.Am stärksten von den Kürzungen betroffen ist das Investment Banking, in dem sich die Deutsche Bank auf die Märkte konzentrieren will, in denen sie die Chance hat, eine führende Rolle einzunehmen. Insbesondere der in diesem Zusammenhang beschlossene Ausstieg aus dem Aktienhandel wurde von Wettbewerbern aufmerksam beobachtet. Sie hoffen offenbar darauf, dass die Deutsche Bank in anderen Geschäftsfeldern zurückfällt, wenn sie sich nicht mehr als Vollsortimenter präsentiert.Mit Blick auf die Beratung von Unternehmen bei der Emission von Aktien und aktienbasierten Finanzinstrumenten, die unter dem Begriff Equity Capital Markets betrieben wird, konnte die Deutsche Bank diese Befürchtung erfolgreich zerstreuen. Während Wettbewerber wie die US-Bank Goldman Sachs angesichts des trüben Marktumfelds für die Art von Transaktionen in diesem Geschäftsfeld zuletzt einen herben Einbruch eingestehen mussten, gewann die Deutsche Bank einige attraktive Mandate, darunter die erfolgreiche Platzierung der Aktien des französischen Glasproduzenten Verallia, die sie gemeinsam mit BNP Paribas und der Citigroup begleitete.Einen herben Rückschlag verbuchte die Deutsche Bank dagegen im Anleihehandel, dem mit Abstand wichtigsten Geschäftsfeld der Investmentbank. Hier hatten die US-Wettbewerber J.P. Morgan, Morgan Stanley und Bank of America von kräftigen Zuwächsen berichtet, selbst Goldman hatte in einem insgesamt enttäuschenden Quartal im Anleihegeschäft zugelegt. Bei der Deutschen Bank hingegen brachen die Erträge laut Zwischenbericht im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 13 % auf 1,2 Mrd. Euro ein. Problematisch habe sich insbesondere das Geschäft mit Staatsanleihen entwickelt, erläuterte Finanzvorstand James von Moltke in einer Telefonkonferenz mit Journalisten und verwies auf die jüngsten Probleme in Argentinien, wo sich die Anleger derzeit auf einen weiteren Staatsbankrott einstellen. Nachdem Probleme identifiziert wurden, seien nicht näher erläuterte Maßnahmen eingeleitet worden, deren Erfolg sich bereits abzeichne. Ins Detail ging von Moltke nicht. Sinkende MotivationDa eine Restrukturierung auf die Motivation schlägt, könnte der Rückgang sich auch auf die Einschnitte im Investment Banking zurückführen lassen, gab Dieter Hein von Fairesearch zu bedenken. Im Gegensatz zu von Moltke, der das Ziel bekräftigte, mit der Deutschen Bank im kommenden Jahr ein ausgeglichenes oder sogar darüber liegendes Ergebnis zu erzielen, rechnet Hein auch 2020 noch mit einem Verlust bei der Deutschen Bank. “Die Frage nach der endgültigen Höhe des durch den Umbau verursachten Verlusts ist aber schon beinahe zweitrangig”, sagte er. Spannend sei die Frage, ob die Pläne radikal genug sind, damit die Deutsche Bank die Kurve überhaupt noch kriegt. In der Telefonkonferenz hatte von Moltke zusätzliche Einschnitte kategorisch ausgeschlossen.Um die Belastung durch die EZB erhobenen negativen Zinsen zu mindern, prüft die Deutsche Bank nun auch, inwieweit sie diese an Kunden weitergeben kann. In einem Interview mit Bloomberg-TV sagte von Moltke: “Wir erwägen über alle unsere Geschäftsbereiche hinweg, negative Zinsen an die Kunden weiterzugeben, wo es klug und vernünftig und auch legal ist.” Die Bank befinde sich dazu in Gesprächen mit Kunden, speziell in der Unternehmensbank, aber auch in der Privatbank.