Deutsche Bank präzisiert Ausschüttungspläne
lee Frankfurt
– Im Jahr drei nach dem großangelegten Konzernumbau hat sich die Deutsche Bank neue Finanzziele gesetzt und die Ausschüttungspläne für die kommenden Jahre skizziert. Wie das Institut am Donnerstag auf einer virtuell abgehaltenen Investorenveranstaltung bekannt gab, soll die Rendite auf das durchschnittliche materielle Eigenkapital (RoTE) bis 2025 auf mehr als 10% steigen.
In den ersten beiden Monaten habe die Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital bei 11,8% gelegen, nach 9,7 % im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Auch wenn dies über dem für 2022 formulierten Ziel von 8% liegt, hält Finanzvorstand James von Moltke an der bisherigen Planung fest. Seit dem Beginn der Umbauarbeiten hat sich an der Börse die von ihm verfolgte Taktik bewährt, die eher konservativ gehaltenen Prognosen nach Möglichkeit zu übertreffen.
Allerdings hat der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dem Höhenflug der Aktie ein jähes Ende gesetzt. Obwohl das Institut bereits am Mittwoch Details zu dem sehr begrenzten und größtenteils abgesicherten Engagement in Russland und der Ukraine öffentlich gemacht hat, notiert die Aktie mit 9,74 Euro fast ein Viertel niedriger als vor dem Krieg.
Vorstandschef Christian Sewing nutzte den Investorentag, um nochmals zu unterstreichen, dass er die Risiken aus dem Krieg für das Geschäft der Deutschen Bank für überschaubar hält. „Unsere Bank ist in einer guten Ausgangsposition, um ihre Kunden durch geopolitische und makroökonomische Veränderungen zu führen, einschließlich der aktuellen Unsicherheiten“, sagte er.
Wie die Deutsche Bank herausstellt, handelt es sich bei der neuen Planung um eine Wachstumsstrategie, die auf der 2019 begonnenen Ausrichtung aufsetzt. Diese habe das Fundament für höhere Rentabilität und künftiges Wachstum gelegt. Ziel der Deutschen Bank sei es, sich als „globale Hausbank“ zu etablieren. „Als Marktführerin in einer der stärksten Volkswirtschaften der Welt und mit einem breit gefächerten Produktangebot will die Deutsche Bank für noch mehr Kunden die erste Ansprechpartnerin in allen finanziellen Belangen werden“, hieß es.
Steigende Erträge
Dabei solle die Zusammenarbeit der Geschäftsbereiche weiter gestärkt werden. Auf diese Weise und dank des gemeinhin erwarteten Rückenwinds durch steigende Zinsen peilt die Deutsche Bank ein Ertragswachstum von durchschnittlich 3,5 bis 4,5% im Jahr an. Mit eingerechnet werden soll freilich das abgelaufene Geschäftsjahr, das dank des Booms im Investment Banking und einer vor allem im vierten Quartal steigenden Kreditnachfrage ein ungewöhnlich starkes Ertragswachstum von nahezu 6% brachte. Bis 2025 könnte der Ertrag damit bis auf 30 Mrd. Euro ansteigen, unterstrich Sewing.
Auf dem Weg dorthin will die Deutsche Bank auch die Aktionäre bei Laune halten. „Bei erfolgreicher Umsetzung würde die Strategie es ermöglichen, für die Jahre 2021 bis 2025 rund 8 Mrd. Euro an die Aktionäre auszuschütten und substanziell in die vier Geschäftsbereiche der Bank zu investieren“, sagte Vorstandschef Christian Sewing. Ende Januar war noch von Ausschüttungen von 5 Mrd. Euro in den kommenden Jahren die Rede gewesen.
Für 2021 hat der Vorstand bereits eine Bardividende von 0,20 Euro pro Aktie in Aussicht gestellt, die im ersten Halbjahr durch ein Aktienrückkaufprogramm im Volumen von 300 Mill. Euro ergänzt werden soll. Zusammengenommen entspricht das einer am Markt als vor allem symbolisch bedeutsam gesehenen Ausschüttung von 700 Mill. Euro. Ursprünglich hatte die Deutsche Bank angekündigt, erst nach Abschluss des Transformationsprogramms zu Ausschüttungen zurückzukehren.
Anschluss an Wettbewerber
Mit der Anhebung der Ausschüttungssumme, vor allem aber mit dem Versprechen des Managements, ab 2025 eine Ausschüttungsquote von 50% anzustreben, versucht die Deutsche Bank offensichtlich, zur Dividendenpolitik großer europäischer Wettbewerber aufzuschließen, die nach der von der Aufsicht erzwungenen Zurückhaltung während der Coronakrise nun zum Teil mit deutlich höheren Ausschüttungen locken.
So plant etwa die italienische Unicredit, bis 2024 mindestens 16 Mrd. Euro auszuschütten. Das Management der britischen HSBC will künftig zwischen 40 und 55% des Überschusses an die Aktionäre auskehren. Die spanische Großbank Santander hat bereits 2019 Ausschüttungsquoten zwischen 40 und 50% versprochen, die sie nach der coronabedingten Pause für 2021 auch einhält, wenn auch am unteren Ende.
Um gleichzeitig auszuschütten, in künftiges Wachstum zu investieren und die ab 2025 im Rahmen der finalisierten Baseler Vorgaben steigenden Eigenkapitalanforderungen erfüllen zu können, verordnet sich die Deutsche Bank abermals eiserne Kostendisziplin. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis soll den Angaben zufolge auf der gestiegenen Ertragsbasis dauerhaft unter 62,5% gehalten werden, unterstrich von Moltke. Für 2022 hat sich das Institut vorgenommen, die Aufwandsquote von zuletzt knapp 85 auf 70% zu drücken. In den ersten beiden Monaten des Jahres sei es bereits gelungen, die Quote unter 64% zu halten, unterstrich der Finanzvorstand.