Deutsche Bank rechnet Produkte durch
bn Frankfurt – Die Deutsche Bank muss im Zuge der Überprüfung von Produkten die jeweiligen Kapitalanforderungen mit den Folgen für den Quervertrieb in Einklang bringen. Dies hat Jürgen Fitschen, im Mai kommenden Jahres ausscheidender Co-Chef der Deutschen Bank, am Mittwoch auf der vom “Handelsblatt” veranstalteten Tagung “Banken im Umbruch” deutlich gemacht.Die Regulierung sei noch nicht an ihr Ende gekommen, sagt er. Für Banken sei es nun “ganz wesentlich”, frühzeitig zu erkennen, was die Kapital- und Liquiditätsanforderungen für sie und ihre Kunden bedeuteten. Nicht alles, was hinsichtlich der Kosten-Ertrags-Relation attraktiv erscheine, lohne sich noch, würden die veränderten Kapitalanforderungen berücksichtigt, führte Fitschen aus. Zwar erleichtere ein gutes Rechnungswesen es, die Auswirkungen der neuen Anforderungen zu kalkulieren. Wer sich damit freilich Zeit lasse, bemerke nicht, wie die Profitabilität erodiere. Verlust an FokusDie Deutsche Bank unterzieht derzeit ihre Geschäfte vor allem im Investment Banking einer Überprüfung. Allein in der Investment-Banking-Einheit Corporate Banking & Securities soll die Bilanzsumme um netto 130 Mrd. bis 150 Mrd. Euro sinken. Der Anfang Juli angetretene Co-Chef John Cryan hatte gleich am ersten Arbeitstag erklärt: “Unser Handelsgeschäft mit Wertpapieren und Derivaten … kann nicht mehr so bilanzintensiv sein. Diesen Luxus können wir uns nicht erlauben.” Details der Überprüfung werden bis Ende Oktober erwartet.Fitschen räumte ein, dass der Boom der Branche vor der Finanzkrise einen Verlust an Fokus und Disziplin nach sich zog und bei der Deutschen Bank zu einer Intransparenz und Komplexität führte, die auf Dauer nicht nachhaltig gewesen sei. Zugleich machte er deutlich, dass die Neuausrichtung der Bank mit dem Verlust von Arbeitsplätzen einhergehen werde, wollte diesen auf Nachfrage aber nicht beziffern.Komplex ist die Überprüfung von Produkten auch deshalb, weil dabei neben regulatorischen Anforderungen auch Effekte auf das Cross Selling zu berücksichtigen sind. Manche Produkte könne man eben nicht einfach fallen lassen, ohne dass sich dies auf andere Produkte auswirke, erklärte Fitschen. Die meisten Anleihegeschäfte etwa seien verbunden mit einer oder mehreren Derivatetransaktionen. Wer sich aus Derivaten zurückziehe, müsse daher wissen, was dies für das Cross Selling des Institutes bedeute. Wer an diesen Geschäften hingegen festhalte, müsse sie in Anbetracht höherer regulatorischer Anforderungen folglich anders bepreisen können. Sonst zögen sich Institute aus diesen Bereichen zurück, und die Volatilität nehme zu. An das Publikum gerichtet, aber auch an die Adresse der Regulierer sagte Fitschen, sie könnten nicht beides haben: den Banken Handschellen anlegen und gleichzeitig erwarten, dass sie kräftig mit anpackten. Bereicherung durch FintechsOptimistisch zeigte sich Fitschen mit Blick auf die Digitalisierung. Er wandte sich gegen Prognosen, Digitalisierung mache Banken überflüssig: “Ich verliere deswegen keinen Schlaf.” Der zuweilen herrschende “drohende Unterton” in der Berichterstattung über das Thema sei verfehlt. Er empfinde Fintech-Unternehmen als Bereicherung.Als es der Deutschen Bank zu gut gegangen sei, habe sie in dieser Hinsicht zu wenig unternommen. Fintechs regten sie nun an, Dinge selbst zu entwickeln. Dabei würden nicht alle Fintech-Gesellschaften relevant werden. Es würden aber genügend Ideen dabei sein, die der Deutschen Bank hülfen, Prozesse und ihren Nutzen für den Kunden zu verbessern.Auf lange Sicht sind die Konsequenzen der digitalen Revolution Fitschen zufolge noch nicht abzusehen. Für ihn steht aber fest: “Wir werden uns mit sehr viel Kraft schneller verändern als in den Jahrzehnten davor.”