Deutsche Bank rückt bei M&A weiter nach vorn

Bank of America an Spitze in Deutschland - Investmentbanker: Ausblick für 2017 bleibt vielversprechend

Deutsche Bank rückt bei M&A weiter nach vorn

Von Karin Böhmert, FrankfurtDie Deutsche Bank hat im ersten Quartal bei der Beratung von Fusionen und Übernahmen in Deutschland kräftig aufgeholt. Die Bank erreicht mit der Beratung von sechs Mergers & Acquisitions (M & A) im Gesamtvolumen von 7 Mrd. Dollar den zweiten Rang, wie aus Daten von Thomson Reuters hervorgeht.Nach Jahren auf Spitzenpositionen im deutschen M & A-Markt war das Institut im Vorjahreszeitraum auf Rang 6 zurückgefallen. Nun schöpfen die Investmentbanker wieder Zuversicht. “Insgesamt steht die Bank nach in der Tat nicht ganz einfachen Monaten mittlerweile wieder besser da, nachdem wichtige Fragen rund um Rechtsstreitigkeiten, Kapitalausstattung und Strategie geklärt wurden”, erklärte Berthold Fürst, Co-Head Corporate Finance für Deutschland, Österreich und die Schweiz. “Auch geschäftlich war das erste Quartal, das man aufgrund der Kürze nicht überbewerten darf, ein ermutigender Auftakt, der sich auch stark vom Vorjahresquartal abhebt.” In Deutschland habe die Bank über alle Produkte hinweg wieder hohe Volumina erreicht. Mittelfristig wolle der deutsche Branchenprimus seine Position ausbauen, denn “es ist unser Anspruch, die führende europäische Unternehmens- und Investmentbank mit internationalem Auftritt zu sein”, so Fürst. Wettstreit um StadaPlatz 1 im Ranking belegt Bank of America Merrill Lynch mit nur zwei der immerhin größten Deals im deutschen M & A-Markt (Stada/SPV-Beratung zusammen mit Morgan Stanley, Mauser/Stone Canyon). Für den Arzneimittelhersteller Stada gibt es aber zwei in das Ranking einfließende konkurrierende Angebote – das andere wird von J.P.Morgan begleitet -, so dass das Rennen noch offen ist. Die Deutsche Bank zumindest ist als Berater von Stada dabei. Derzeit ringt der Arzneimittelhersteller mit zwei Investorengruppen.Den Daten zufolge wurden im ersten Quartal bis zum 22. März insgesamt 432 deutschlandbezogene Transaktionen im Volumen von 26,1 Mrd. Dollar angekündigt. Das sind 11 % weniger als vor Jahresfrist, vor allem, weil deutsche Unternehmen weniger im Ausland kauften (-83 % auf 3,1 Mrd. Dollar). Der Mittelstand verkündete 24 % weniger Übernahmen als vor Jahresfrist.Für Jens Maurer, Co-Head Investment Banking bei Morgan Stanley für Deutschland und Österreich, der aktuellen Nummer 3 im deutschen Markt, ist die Bedeutung der Größe einer Transaktion der Fokussierung auf Kerngeschäfte und deren Entwicklung gewichen. Die Anzahl an Ausgründungen und Abspaltungen von Unternehmensteilen habe entschieden zugenommen. Maurer geht auch für 2017 davon aus, dass der Trend anhalten wird. Unterstützt werde dies auch durch das positive Börsenklima. Die hohen Bewertungen führten jedoch dazu, dass Übernahmen vermehrt mit Aktien bezahlt werden. “Wir werden mehr Umtauschangebote sehen”, sagt Maurer. Auch Asset Swaps, also der Tausch von Konzernteilen, stünden auf der Agenda, ebenso wie größere grenzüberschreitende Transaktionen, zumal deutsche Unternehmen traditionell eher unterinvestiert in den USA seien.”Aus Deutschland heraus sehen wir nach wie vor starkes Interesse deutscher Unternehmen, in den USA und Teilen Asiens zu investieren”, bestätigt Stefan Wintels, Deutschland-Chef der Citi. Das gelte nicht zuletzt auch für den deutschen Mittelstand. Zudem spielten Teilverkäufe bzw. -abspaltungen (Spins) weiterhin eine große Rolle, um sich entweder von Nichtkerngeschäften zu trennen oder einen positiven Effekt auf die eigene Aktie zu erzielen. Neue Formen des Eigentümer-Aktivismus würden in diesem Zusammenhang eine zunehmend größere Bedeutung haben und die Aktionärskultur in Deutschland verändern, erwartet Wintels. Private-Equity-Investoren seien weiterhin aktiv.Von der schwierigen politischen Lage nicht nur in Europa lassen sich Unternehmen offenbar nicht beirren. “Im Dialog mit unseren Kunden erkennen wir bislang keine erhöhte Zurückhaltung gegenüber dem M&A-Produkt aufgrund der politischen Unsicherheiten”, betont Fürst von der Deutschen Bank. Auch Kai Tschöke von Rothschild zeigt sich zuversichtlich. “Wir sehen weiterhin einen intakten M&A-Markt, und der Ausblick für 2017 bleibt vielversprechend.”Vielleicht lässt sich Deutschland auch von Fusionstrends aus den USA anstecken. Für Tschöke dürfte insbesondere die Digitalisierung künftig zu mehr sektorübergreifenden Transaktionen führen. Der aktuelle Erwerb von Mobileye durch Intel sei dafür ein Beispiel. “Hier kann man sich auch in Deutschland interessante Transaktionen vorstellen”, sagt Tschöke.