Deutsche Bank steht vor Bonus-Kürzungen
Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank steht nach Informationen der Börsen-Zeitung vor einer Kürzung ihrer Bonuszahlungen. “Da werden wir den Gürtel enger schnallen müssen. Ich glaube, dass es eine deutliche Reduktion geben wird”, ist in Aufsichtsratskreisen zu erfahren. Auch der Vorstand denke intensiv über eine Kürzung der variablen Vergütung nach, heißt es.Die Bank äußert sich auf Anfrage nicht zu ihren variablen Vergütungen für 2016. Die Boni wird sie im März auszahlen. Über die Gestaltung dieser Bezüge muss sich der Vorstand gleichwohl bereits in den kommenden Tagen klar werden, wie in der Bank erläutert wird. Schließlich ist die variable Vergütung noch mit dem Aufsichtsrat zu besprechen. Auch müsste die Bank zunächst ihre Mitarbeiter auf die Bonuspolitik für 2016 vorbereiten, bevor sie am 2. Februar ihr vorläufiges Ergebnis für das vergangene Jahr präsentiert. Viel wird sie dann kaum zeigen.Der Konsensschätzung zufolge hat das Haus 2016 vor Steuern einen Gewinn von 40 Mill. Euro und netto einen Verlust von rund 850 Mill. Euro verbucht. Milliardenschwere Bonuszahlungen passen da eher nicht ins Bild. Allerdings hatte die Bank für das Jahr 2015, in dem ein Rekordverlust von 6,8 Mrd. Euro auflief, Boni über 2,4 Mrd. Euro verteilt und dabei den Aktionären einen Ausfall der Dividende für gleich zwei Jahre angekündigt.Im Interview der Börsen-Zeitung erklärte Finanzvorstand Marcus Schenck im März, die Bank habe den Bonuspool für 2015 reduziert und zahle weniger als die großen Wettbewerber. Er betonte aber zugleich, dass das Institut auch die Konkurrenz im Auge behalte: Es gehe “immer auch um eine Einschätzung dessen, was man glaubt, was andere bezahlen. Wir müssen sicherstellen, dass wir die Kernmannschaft, die wir für den weiteren Umbau der Bank brauchen und die uns voranbringt, wettbewerbsfähig bezahlen. Das müssen nicht alle Mitarbeiter sein. Aber eine Kernmannschaft braucht man.”Inzwischen allerdings ist die Notwendigkeit, die variablen Zahlungen zu verringern, allzu offensichtlich. Im Vorstand zählt man die Höhe der operativen Kosten zu einem der größten Risiken des Instituts, das im vergangenen Jahr am Aktienmarkt vorübergehend derart unter Druck geriet, dass Spekulationen über Staatshilfe die Runde machten.Schon die Bonuszahlungen von 2,4 Mrd. Euro für 2015 waren ein Rückgang. Der Gesamtpool für die variable Vergütung des Konzerns für 2014 hatte noch 2,7 Mrd Euro betragen nach jeweils 3,2 Mrd. Euro für 2013 und 2012. Diese Verminderung vermittelt freilich nicht das komplette Bild. Denn in Reaktion auf die EU-weite Deckelung von Bonuszahlungen auf die Höhe des Fixentgelts 2014 hat sich die Bank von den Aktionären nicht nur erlauben lassen, variabel das Doppelte des Fixentgelts zu zahlen, sondern zudem die fixen Vergütungen in die Höhe geschraubt.Die Kompensationsquote, welche den Anteil der Vergütungen insgesamt an den Nettoerträgen wiedergibt, hat somit seit 2013 von 38,6 % auf 39,7 % 2015 zugelegt. Der sich vergrößernde Fixkostenblock engt die Flexibilität der Bank in der Steuerung ihrer Kosten ein – und erhöht den Druck, die variablen Vergütungen weiter einzudämmen.Auch die Analystengemeinde hat sich bereits auf Bonuskürzungen eingestellt. Sie erwartet, dass der Personalaufwand einschließlich der Zahlungen an Pensionäre sowie jener Boni, die vor Jahren zuerkannt und nun unverfallbar wurden, 2016 um 1,2 Mrd. auf 12,1 Mrd. Euro gesunken ist. Die variable Vergütung ist da der einfachste Hebel, um zu kürzen.Anders dürfte das Institut auch seine Ziele kaum erreichen können, etwa für die Kosten-Ertrags-Quote. Nachdem der Rekordverlust 2015 sie auf 115,3 % in die Höhe trieb, rechnen die Analysten 2016 mit einer Cost-Income-Ratio von 95,8 %. Schon für das kommende Jahr aber peilt die Bank rund 70 % an.