Deutsche Bank stößt Postbank ab und begräbt das Renditeziel
bn Frankfurt – Gut zweieinhalb Jahre nach ihrer jüngsten strategischen Neuausrichtung baut die Deutsche Bank erneut um. Sie zieht sich aus der Tochter Deutsche Postbank zurück und schrumpft das Investment Banking, um ihre ungewichtete Eigenkapitalquote zu erhöhen. Einschnitte kommen auch auf das verbleibende Privatkundengeschäft zu, wo bis 2017 die Schließung von bis zu 200 Filialen geplant ist. Zudem senkt die Bank ihr Ziel für die Eigenkapitalrendite um zwei Punkte auf mindestens 10 % netto. Die globale Präsenz wird zurückgeschnitten. Zugleich investiert die Bank 2,5 Mrd. Euro in Digitalisierung und in ihre Sparten Global Transaction Banking sowie Asset & Wealth Management.Insgesamt soll die Umsetzung der Neuorientierung 3,7 Mrd. Euro kosten und jährliche Einsparungen von 3,5 Mrd. Euro ermöglichen. Ohne Personalabbau und auch Änderungen in der Governance-Struktur dürfte dies kaum möglich sein, wie am Montag auf einer Pressekonferenz deutlich wurde. “Wir bleiben global, aber fokussieren uns geografisch; und wir bleiben universal, aber vermeiden, alles für jeden sein zu wollen”, erklärten die Co-Chefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain einer Mitteilung zufolge.Auf mittlere Sicht will das Institut seine ungewichtete Eigenkapitalquote (Leverage Ratio) von derzeit 3,4 % auf mindestens 5 % hochfahren und die harte Kernkapitalquote bei rund 11 % halten. Während die Bank das Ziel für die Nettoeigenkapitalrendite von 12 % auf 10 % senkt, hält sie am Ziel einer Aufwand-Ertrag-Relation von rund 65 % fest. Man strebe eine Ausschüttungsquote von mindestens 50 % via Dividenden und möglicherweise Aktienrückkäufen an, hieß es.Von seiner Tochter Postbank will sich das Institut auf dem Wege eines Re-IPO verabschieden. Sie erwartet die Entkonsolidierung bis Ende kommenden Jahres nach einem Zwangsausschluss der übrigen Anteilseigner bis Ende dieses Jahres. Zu diesem Zweck hat die Bank ihren Anteil an der Tochter bereits um 2,7 Prozentpunkte auf 96,8 % erhöht.Am Aktienmarkt kamen die Nachrichten schlecht an. Die Anteilscheine des größten deutschen Kreditinstituts brachen nach einer Kursrally in den vergangenen Monaten um 4,6 % ein. Postbank-Titel haussierten derweil um 13 %. Alternativ hatten in einer Aufsichtsratssitzung zuvor eine Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts sowie eine verstärkte Integration der Postbank zur Debatte gestanden.Mit ihrer “Strategie 2020” reagiert die Bank auf Druck von Anlegern, nachdem sich die Ziele ihrer 2012 angekündigten “Strategie 2015+” als unrealistisch erwiesen hatten. Im Startquartal wurde eine Nettoeigenkapitalrendite von 3,1 % erzielt. “Die Welt hat sich komplett verändert”, begründete Jain die zweite strategische Neuorientierung in drei Jahren und die Reduktion des Renditeziels. Die Postbank war 2010 für 6,5 Mrd. Euro übernommen worden. “Aufgrund des veränderten regulatorischen Umfelds und der eigenen strategischen Ausrichtung kann die Deutsche Bank den Wertbeitrag der Postbank nicht optimal realisieren”, hieß es. Zugleich sei eine Verschuldungsquote von 5 % “nur schwer mit dem Postbank-Portfolio und Wachstumsaussichten vereinbar”.—– Nebenstehender Kommentar- Schwerpunkt Seiten 4 und 5