Deutsche Bank im Visier der Aufsicht
Deutsche Bank gerät erneut ins Visier der EZB
Kritik an Verkaufspraxis bei Devisenprodukten
Bloomberg Frankfurt
Die Deutsche Bank hat wegen ihrer Verkaufspraxis bei Devisenprodukten erneut Kritik der Europäischen Zentralbank auf sich gezogen — obwohl das Institut infolge einer internen Untersuchung frühere Praktiken gerade erst reformiert hatte. Das für die Bank zuständige Aufsichtsteam der EZB trug der Deutschen Bank auf, dass sie die Aufsicht und Kontrollen in dem Geschäftsbereich verbessern muss, der Währungsderivate wie Swaps an Unternehmen verkauft, berichten mit der Angelegenheit vertraute Personen.
Zu komplex für den Kunden
Erst vor einigen Monaten hatten die Frankfurter eine interne Untersuchung — das sogenannte Project Teal — zu Vorwürfen abgeschlossen, sie habe spanischen Unternehmen Derivate verkauft, die für die Kunden zu komplex gewesen seien. Doch die EZB moniert, dass die Bank ihre Kunden noch immer
nicht ausreichend über die Risiken der Produkte aufklären. Vertreter der Deutschen Bank und der EZB lehnten eine Stellungnahme ab. Die Rüge der Frankfurter Aufseher konterkariert die Bemühungen von Vorstandschef Christian Sewing, mehr als ein halbes Jahrzehnt nach seinem Amtsantritt einen Schlussstrich unter Skandale und aufsichtliche Problemfälle der Vergangenheit zu ziehen. Zwar hat er einige Altlasten beseitigt, doch immer wieder tauchen neue Probleme auf.
Project Teal führte zum Abgang mehrerer Mitarbeiter und zu Vergleichszahlungen in zweistelliger Millionenhöhe. Mindestens ein Fall konnte nicht durch Vergleich gelöst werden und ging vor
Gericht. Die Deutsche Bank änderte daraufhin einige Kontrollen und Verfahren, obwohl sie keine Beweise dafür fand, dass andere Abteilungen ähnliche Praktiken verfolgten, hieß es seinerzeit im
Umfeld der Untersuchung.
Die EZB und die deutsche Bankenaufsicht BaFin hielten Project Teal für zu eng angelegt und kritisierten, dass es sich zu lange hinzog. Das haben die Aufseher aber inzwischen zu den Akten gelegt — die aktuelle Kritik setzt also an der laufenden Praxis an.
Mit der neuen Rüge der EZB hat die Investment-Banking-Sparte der Deutschen Bank unter der Leitung von Fabrizio Campelli bereits mindestens zum zweiten Mal Kritik der obersten Aufsichtsbehörde kassiert. Zuvor hatte die EZB wegen mutmaßlicher Mängel im Risikomanagement höhere Kapitalanforderungen an das Leveraged-Finance-Geschäft des Geldhauses gestellt.