Deutsche Bank will 2020 schwarz schreiben
Die Deutsche Bank hat den groß angelegten Konzernumbau keinen Moment zu spät angestoßen. Gut ein Jahr nach dem Befreiungsschlag sieht sich das Institut trotz widriger gesamtwirtschaftlicher Rahmenbedingungen voll im Plan. Die Anleger honorieren die soliden Quartalszahlen allerdings nicht.lee Frankfurt – Nach einem schmalen Vorsteuergewinn im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr hegt die Deutsche Bank Ambitionen, das gesamte Jahr 2020 trotz des pandemiebedingten Konjunktureinbruchs vor Steuern mit schwarzen Zahlen abzuschließen. In den als Kernbank bezeichneten Geschäftsfeldern, die das Institut auch nach dem Umbau weiterführen möchte, stieg der bereinigte Vorsteuergewinn den Angaben zufolge um 11 % auf 935 Mill. Euro. Dem stand ein Verlust von 515 Mill. Euro der als Capital Release Unit (CRU) bezeichneten Abwicklungseinheit für die nicht mehr fortzuführenden Geschäfte gegenüber.Die Erträge der Kernbank stiegen den Angaben zufolge ohne Sondereffekte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 % auf 6,3 Mrd. Euro. “Damit liegen wir über unseren internen Prognosen – und unserer Ertragspläne für 2022 sind in Reichweite”, heißt es in einem auch auf der Website der Bank veröffentlichten Brief von Konzernchef Christian Sewing an die Mitarbeiter der Bank. Bis Ende 2022 strebt die Deutsche Bank ein Ertragswachstum auf 24,5 Mrd. Euro an. Die Börse reagierte verhalten: Nach einem starken Start schloss die Aktie 2,5 % leichter bei 7,80 EuroGut ein Jahr nach der Ankündigung des Konzernumbaus seien zudem bereits mehr als drei Viertel der veranschlagten Transformationskosten verarbeitet, heißt es in dem Brief weiter. Ursprünglich habe das Management damit gerechnet, dass sich die besonders intensive Umbauphase bis Ende des Jahres ziehen werde. Sewing zufolge werden die Früchte des Umbaus mehr und mehr sichtbar: “Unsere Entscheidung, die Deutsche Bank auf ihre Stärken zu konzentrieren, zahlt sich aus.” Starkes Investment BankingWie dem am Mittwoch vorgelegten Zahlenwerk zu entnehmen ist, gehört der Handel mit Anleihen und Währungen noch immer zu den besonderen Stärken der Deutschen Bank. Das Geschäft legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum den Angaben zufolge um fast 40 % auf 2,1 Mrd. Euro zu und steuerte somit den Löwenanteil der im Investment Banking erzielten Erträge von 2,7 Mrd. Euro bei. Das Geschäftsfeld erlebte Sewing zufolge das zweitbeste Quartal seit 2015; bereinigt um das auf Vorjahresniveau stagnierende Finanzierungsgeschäft und Sondereffekte seien die Erträge im Handel mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen sogar um mehr als 75 % gestiegen. Im Emissions- und Beratungsgeschäft seien die Erträge um 73 % auf 639 Mill. Euro gestiegen, was auf das Geschäft mit Aktien und Anleiheemissionen zurückzuführen gewesen sei. Unternehmensbank wächstWeniger rasant, aber angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen dynamisch entwickelte sich das Geschäft der Unternehmensbank, die im zweiten Quartal einen Anstieg der Erträge um 3 % auf 1,3 Mrd. Euro verzeichnete. Einen wesentlichen Anteil daran hatte die Transaktionsbank, die den Angaben zufolge um 4 % höhere Erträge von 965 Mill. Euro verbuchte. Im Mitarbeiterbrief wird die Zahl der im Auftrag von Unternehmen abgewickelten Transaktionen mit 1,6 Milliarden beziffert, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Anstieg von 9 % entspreche.Führend ist die Deutsche Bank nach eigener Darstellung bei der Vermittlung von Krediten aus den KfW-Programmen in Deutschland, mit Kreditzusagen von 1,8 Mrd. Euro, weiteren Anträgen über mehr als 5 Mrd. Euro und 8,5 Mrd. Euro von der Deutschen Bank arrangierten Konsortialkrediten. Die Erträge im Firmenkundengeschäft stagnierten den Angaben zufolge bei 363 Mill. Euro. Die Auswirkungen des niedrigen Zinsniveaus hätten zum Teil durch Preiserhöhungen im Einlagengeschäft und der Ausweitung des Kreditvolumens sowie einer entsprechenden Bilanzsteuerung ausgeglichen werden können. Privatkundensparte rückläufig Nicht ausgleichen konnte die Deutsche Bank dagegen die rückläufige Entwicklung der Privatkundensparte. Das Geschäftsfeld verzeichnete den Angaben zufolge sowohl weltweit als auch in Deutschland einen Ertragsrückgang um jeweils 5 %, was unter anderem dem pandemiebedingten Lockdown in Italien und Spanien geschuldet gewesen sei. In Deutschland habe sich dagegen die Verschmelzung des Privat- und Firmenkundengeschäfts mit der Muttergesellschaft negativ auf die Ertragsentwicklung ausgewirkt.Nach dem Wiederhochfahren der Wirtschaft haben sich die Geschäftsvolumina nach Angaben der Deutschen Bank in wichtigen Bereichen schnell wieder erholt. So habe die Privatkundenbank im zweiten Quartal Nettoneukredite in Höhe von 3 Mrd. Euro vergeben und eine spürbare Belebung des Geschäfts mit Anlageprodukte erlebt. Die Nettomittelzuflüsse verfünffachten sich den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf 5 Mrd. Euro.