Deutsche Bank wird Abbey Life los

Institut verkauft unter Buchwert - 800 Mill. Euro Verlust - Staatshilfedebatte hält trotz Dementis an

Deutsche Bank wird Abbey Life los

Den britischen Lebensversicherer Abbey Life ist die Deutsche Bank losgeworden, die Debatte um Staatshilfe hingegen nicht. Am Mittwoch meldete sich neben Deutsche-Bank-Chef John Cryan und der Bundesregierung auch die Bank of England zu Wort.bn Frankfurt – Während der spekulativen Debatte um die Notwendigkeit von Staatshilfen für die Deutsche Bank hat das bundesweit größte Kreditinstitut am Mittwoch einen Erfolg bei seiner Bilanzbereinigung vermeldet. Die Gesellschaft hat den seit längerem angestrebten Verkauf des britischen Versicherers Abbey Life so gut wie unter Dach und Fach gebracht. Eine Tochter des britischen Lebensversicherers Phoenix Group Holdings will einer Vereinbarung zufolge 935 Mill. Pfund (1,085 Mrd. Euro) zahlen. Die Aufsichtsbehörden müssen die Transaktion noch genehmigen. 10 Basispunkte mehrDie Deutsche Bank wird mit der Transaktion zwar ihre Kapitalquote, nicht aber ihr Ergebnis aufbessern. Wie das Institut mitteilt, steigt die harte Kernkapitalquote der Bank per Ende Juni, volle Umsetzung von Basel III unterstellt, zwar um 10 Basispunkte – demnach dürfte sie nunmehr bei 10,9 % liegen. Zugleich wird die Veräußerung wegen Abschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte aber einen Verlust von 800 Mill. Euro vor Steuern nach sich ziehen. Den Angaben zufolge rechnet die Bank nicht damit, dass die Transaktion Folgen haben wird für die verfügbaren ausschüttungsfähigen Mittel (Available Distributable Items), die an Zeichner zusätzlichen Kernkapitals fließen können.Die Deutsche Bank hat sich einen Abbau von Bilanzrisiken und eine Stärkung ihrer Kapitalquote auf die Fahnen geschrieben. Eigenen Berechnungen zufolge muss sie ihre harte Kernkapitalquote bis Januar 2019 auf 12,25 % steigern, um die Anforderungen der Bankenaufsicht zu erfüllen. Analysten meinen, dass dies ohne eine Kapitalerhöhung nicht möglich sein wird. “Wir arbeiten weiter an einer Deutschen Bank, die sicherer und weniger komplex ist”, kommentiert Deutsche-Bank-Chef John Cryan den Abbey-Life-Verkauf.Dessen ungeachtet dauerte die Debatte um eine mögliche Staatshilfe für das Institut am Mittwoch unvermindert an, obwohl sich Cryan in der Mittwochausgabe der “Bild”-Zeitung mit der Aussage zitieren ließ, Staatshilfe sei “für uns kein Thema”. So meldete die Wochenzeitung “Die Zeit” vormittags, die Bundesregierung arbeite an einem Notfallplan für die Deutsche Bank. Hochrangige Beamte in Berlin, Brüssel und Frankfurt bereiteten gerade ein entsprechendes Konzept vor, hieß es ohne Angabe von Quellen. Kurz darauf dementierte die Bundesregierung den Bericht über einen Plan, der laut der Zeitung vorsieht, dass die Deutsche Bank Teile ihres Geschäfts, eventuell mit Hilfe staatlicher Garantien, an andere Institute verkaufen würde – und auch, dass sich im äußersten Notfall der Staat direkt an der Bank beteiligt. Bei der Commerzbank ist der Staat bereits vor Jahren eingestiegen.Auch die britische Notenbank schaltete sich in die Debatte ein. Vizechefin Minouche Shafik zufolge beobachtet die Bank of England die Lage bei der Deutschen Bank genau. Auch wenn das größte deutsche Kreditinstitut nicht unter die Aufsicht der britischen Regulierungsbehörden falle, arbeite man mit der Aufsicht eng zusammen, um zu beobachten, was geschehe, sagte sie in London. Sie sehe keine direkten Parallelen zu Lehman Brothers.Geriete die Deutsche Bank in Schieflage und blieben staatliche Hilfen aus, griffe zunächst der Sanierungsplan des Instituts, dessen erste Fassung die Deutsche Bank bereits Ende 2013 bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte einreichen müssen. Darin musste die Bank den Aufsehern darlegen, wie sie sich im Falle einer Schieflage, auch durch Veräußerungen, stabilisieren will. Auf Basis der Sanierungspläne erarbeitet die Aufsicht Abwicklungspläne für den Notfall. Adam Ketessidis, als BaFin-Referatsleiter Bankenaufsicht bei der BaFin zuständig für die Sanierungs- und Abwicklungsplanung, erklärte zur Frage, wann ein Institut wie die Deutsche Bank abwickelbar sein werde, im vorvergangenen Jahr: “Große, komplexe und grenzüberschreitend tätige Institute stellen international alle Verantwortlichen vor große Herausforderungen.” Das “Pflichtprogramm” solle schon in kurzer Zeit stehen und sicherstellen, dass auch der Ausfall einer systemrelevanten Bank nicht die Finanzstabilität gefährde. Die “Kür” werde dagegen international noch etwas länger brauchen: “Ich würde jetzt aber nicht von Jahrzehnten sprechen.” Weltweit zählt die Deutsche Bank Tausende von Tochtergesellschaften. In der Frage der Abwickelbarkeit ginge es aber nur um eine knapp dreistellige Zahl von Gesellschaften, heißt es in der Bank. SRB äußert sich nichtZuständig für eine Abwicklung wäre die EU-Behörde Single Resolution Board (SRB). Sie äußert sich auf Anfrage nicht zu der Frage, inwieweit sie Staatshilfe für die Deutsche Bank als vereinbar mit der EU-Bankenabwicklungsrichtlinie BRRD betrachten würde und ob der Board wegen der Deutschen Bank mit der EZB-Aufsicht in Kontakt steht. Der SRB äußere sich nicht zu einzelnen Banken, teilte eine Sprecherin mit. Der Aktienkurs des Instituts tendierte fester und ging bei 10,765 Euro mehr als 2 % im Plus aus dem Handel.Via “Bild”-Zeitung war Bankchef Cryan auch Spekulationen um eine Kapitalerhöhung entgegengetreten: “Die Frage einer Kapitalerhöhung stellt sich derzeit nicht.”