jsc Frankfurt – Die deutschen Kreditinstitute stehen nach Einschätzung von EY (ehemals Ernst & Young) vor weiteren Jahren der Konsolidierung. “Eine ganze Reihe an Banken” werde vermutlich feststellen, dass sie “allein keine dauerhafte Marktchance mehr haben”, sagte Dirk Müller-Tronnier, Leiter des Banken- und Kapitalmarktgeschäfts von EY, am Montag bei der Präsentation des Bankenbarometers, für das die Gesellschaft im November insgesamt 184 europäische Banken befragt hat.Angesichts anhaltend niedriger Zinsen, hoher Fixkosten durch die Regulierung und eines scharfen Wettbewerbs bleibe der Druck auf die Banken erhalten. Je nach Einzelfall werde eine Fusion, ein Verkauf oder die “gleitende Abwicklung” eine Option sein, so Müller-Tronnier. Zusammenschlüsse seien etwa auf Seiten der Volks- und Raiffeisenbanken sowie der Sparkassen denkbar, während einige private Banken zum Beispiel in Teilen verkauft und dann abgewickelt werden könnten. Es werde künftig eine Reihe internationaler und nationaler Häuser geben und eine Reihe an Spezialisten, die nicht in allen Gebieten im Wettbewerb stünden. Fusionen zwischen Instituten aus verschiedenen Säulen der Kreditwirtschaft und Zukäufe durch ausländische europäische Banken zeichneten sich hingegen nicht ab.Das eher düstere Bild der Wirtschaftsprüfer spiegelt sich zum Teil auch in den Umfrageergebnissen wider. Von den 41 befragten Instituten in Deutschland rechnen 32 % mit einer “erheblichen” oder “mittleren” Konsolidierung in den kommenden zwölf Monaten – “mit Abstand die höchste Erwartung, die wir über all die Jahre gesehen haben”, sagte Müller-Tronnier. Auch im Wettbewerb mit europäischen Konkurrenten drohten den deutschen Instituten Nachteile, sagte er. Die Investition in neue Vertriebswege, etwa in mobile Technologien, werde vernachlässigt (siehe Grafik). Ähnlich wie in den vergangenen Jahren im Online Banking laufe die deutsche Kreditwirtschaft Gefahr, den Anschluss gegenüber ausländischen Wettbewerbern zu verlieren. Auch bei der Entwicklung und Einführung neuer Produkte hinkten deutsche Institute hinterher, hieß es. Positiv gestimmtAllen Schwierigkeiten zum Trotz haben deutsche Institute ihren Optimismus der Umfrage zufolge nicht verloren. “Sehr gute” und “eher gute” Aussichten für die kommenden sechs Monate erwartet jeweils etwas mehr als jede zweite deutsche Bank für das Retailgeschäft und das gehobene Privatkundengeschäft. Bei Immobilienkrediten und Anlageprodukten rechnen 60 % bzw. 55 % der hiesigen Institute mit einer Zunahme der Nachfrage. Im Firmenkundengeschäft erwarten 60 % eine steigende Kreditnachfrage. Für das gesamte Geschäft zeigen ausländische Banken jedoch mehr Optimismus. Während 35 % der hiesigen Institute mit einer Verbesserung des operativen Geschäfts in den kommenden sechs Monaten rechnen, reicht der Wert im europäischen Ausland von 50 % in Polen bis 100 % in den skandinavischen Ländern. Auch die von der Finanz- und Euro-Krise gebeutelten Institute in Spanien sind mit 69 % deutlich optimistischer. EZB wird kritisch beäugtZur anstehenden Prüfung durch die Europäische Zentralbank (EZB) sagte Müller-Tronnier, dass im Zuge der Bilanzprüfung “keine dramatischen Erkenntnisse” zu erwarten seien, sofern der Ansatz der EZB “in der Nähe der bisherigen Bilanzierungsnormen” liege. Ob der sich daran anschließende Stresstest Kapitalmaßnahmen der Banken nach sich ziehe, sei indes nicht überschaubar. Die anstehende EZB-Prüfung werfe bereits ihre Schatten voraus: So wollen in Europa 33 % der Banken ihre Gesamtrisikovorsorge binnen sechs Monaten erhöhen, während nur 13 % die Vorsorge senken wollen. Deutschland erzielt mit 34 % und 17 % ähnliche Werte. Deutsche Institute zeigen sich gegenüber der EZB jedoch skeptisch. Die Prüfung halten 51 % der Institute für “absolut” oder “eher” überflüssig, während nur 22 % sie als “absolut” oder “eher” notwendig erachten.Wertberichtigt Seite 8