Reuters/bn Frankfurt – Die Deutsche Börse nimmt sich die im Zuge des Wirecard-Skandals aufgekommene Kritik an ihrem Regelwerk zu Herzen und kündigt Vorschläge zu seiner Veränderung an. “Das Vertrauen in den Kapitalmarkt hat offensichtlich in den letzten Tagen gelitten”, teilte die Gesellschaft am Montag mit. “Deshalb haben wir uns entschlossen, die Regelwerke unter Einbindung der Regulatoren und die Regeln für die Zugehörigkeit zur Dax-Familie einer vertieften Prüfung zu unterziehen und zu überarbeiten.” Den momentanen Regeln zufolge werden die Aktien des havarierten Zahlungsabwicklers aller Voraussicht nach noch bis September im deutschen Leitindex Dax vertreten sein.Nach dem Insolvenzantrag ist der Aktienkurs des Unternehmens abgestürzt und bei hohen Ausschlägen zum Spielball kurzfristig orientierter Investoren geworden. Am Montag haussierte das Papier um 154 %, der Börsenwert betrug noch 400 Mill. Euro. “Die Vorschläge zur Veränderung des Dax-Regelwerks werden im Rahmen des üblichen Konsultationsprozesses mit den Marktteilnehmern besprochen”, erklärte die Börse. In der Regel dauert dies Monate.Bereits Ende vorvergangener Woche hatte der Corporate-Governance-Experte Christian Strenger angesichts eines ersten Kurssturzes des Wertes für strengere Anforderungen an Dax-Werte plädiert: “Es ist viel zu wenig, wenn die Reaktion der Börse auf das Wirecard-Desaster nur eine Prüfung der Einleitung eines Sanktionsverfahrens ist”, schrieb er Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer.