Deutsche Finanzbranche erwartet harten Brexit
ahe Brüssel – Nach dem Regierungswechsel in London rechnet die deutsche Finanzwirtschaft einer aktuellen Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) zufolge mittlerweile fest mit einem harten Brexit. 86 % der Befragten sagten, sie hielten einen Austritt Großbritanniens ohne ein Abkommen mit der EU für “wahrscheinlich” oder sogar “sehr wahrscheinlich”. Mit 11 % sieht nur noch eine kleine Minderheit der deutschen Finanzbranche einen No-Deal-Brexit als “unwahrscheinlich” an.Wie das CFS, das am House of Finance an der Frankfurter Goethe-Universität angesiedelt ist, weiter berichtet, sehen fast zwei Drittel der Befragten (63 %) den deutschen Finanzsektor als ausreichend vorbereitet an. Nur 36 % meinen, dass noch Handlungsbedarf besteht. Auf der anderen Seite ist eine Mehrheit von 61 % aber auch sicher, dass die Finanzmärkte das Szenario eines harten Brexit noch nicht vollständig antizipiert haben. Und das heißt, es könnte weiterhin auch noch zu Marktverwerfungen kommen.”Wenn man die inzwischen hohe Wahrscheinlichkeit eines harten Brexit berücksichtigt, sind die Umfrageergebnisse eher besorgniserregend”, erklärte CFS-Geschäftsführer Volker Brühl. Viel Zeit für Anpassungsmaßnahmen bleibe den Marktteilnehmern nicht mehr. Die Brexit-Frist läuft noch bis Ende Oktober. Die EU hatte bislang Nachverhandlungen zum Brexit-Abkommen ausgeschlossen und will auch keine neuen Kompromisse anbieten, um einen “No Deal” noch zu verhindern. Laut der CFS-Umfrage findet diese unnachgiebige Haltung Brüssels eine breite Unterstützung (70 % Zustimmung) auch in der Finanzwirtschaft. Nach Angaben von CFS-Geschäftsführer Brühl verdeutlicht dies auch, dass Marktteilnehmer mögliche Nachteile eines harten Brexit in Kauf nähmen, um endlich Klarheit über die künftigen Rahmenbedingungen zu erhalten. Dass es bei einem harten Brexit zu vermehrten Verlagerungen von Geschäftsaktivitäten und Beschäftigten nach Kontinentaleuropa kommt, glauben 88 % der Befragten.Der CFS-Index ist in der aktuellen Umfrage gegenüber dem Vorquartal um 2,5 auf 109,9 Punkte gesunken und hat damit seinen schon seit einem Jahr rückläufigen Trend fortgesetzt. Das CFS begründete dies insbesondere mit einer deutlich schwächeren Entwicklung des Investitionsvolumens der Finanzbranche.