Deutsche HSBC kann Krise

Geschäft ausgebaut, aber Risikovorsorge vervierfacht

Deutsche HSBC kann Krise

ab Düsseldorf – Die vor dem Squeeze-out durch die britische Mutter stehende HSBC Trinkaus ist bislang gut durch die Pandemie gekommen. Obwohl in der Spitze bis zu 90 % der Beschäftigten – heute sind es noch knapp 80 % – im Homeoffice arbeiteten, haben die Düsseldorfer das Geschäft in den ersten fünf Monaten spürbar ausgebaut, wie Vorstandschefin Carola von Schmettow in der ordentlichen Hauptversammlung laut Redemanuskript sagte. Per Ende Mai stiegen die Erlöse im Vergleich zum Vorjahr um 19 %. Zugleich habe sich jedoch auch die Risikovorsorge vervierfacht, führte von Schmettow aus. Da die Kosten weiter rückläufig seien, liege der Vorsteuergewinn “klar über dem Vorjahresniveau”. Konkrete Zahlen für den Fünf-Monats-Abschnitt nannte sie nicht.Fortschreiben lasse sich die Entwicklung angesichts der Ungewissheit über den weiteren Krisenverlauf jedoch nicht. Daher verzichte die Bank weiterhin auf eine Prognose. Im abgelaufenen Turnus hatte das Haus aufgrund hoher Einzelwertberichtigungen und Restrukturierungskosten mit 145 Mill. Euro ein um 15 % unter dem Vorjahr liegendes Ergebnis vor Steuern erwirtschaftet. Banken als Teil der LösungDer zunächst angekündigten Dividendenkürzung folgte im April die Streichung der Dividende. Damit kamen die Düsseldorfer dem Wunsch der Aufsicht nach. Den Verzicht auf eine Ausschüttung interpretierte von Schmettow als Stärkung der Eigenkapitalbasis. “Diesmal wollen wir Banken nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sein”, verdeutlichte die Vorstandssprecherin der deutschen HSBC.”Wir können Kredit und Kapitalmarkt. Was wir aber besonders gut können, ist Volatilität”, proklamierte von Schmettow. Allein im Zertifikategeschäft habe sich die Zahl der Transaktionen im ersten Quartal mehr als verdreifacht, schon zum 20. April sei die Zahl der Transaktionen des gesamten Vorjahres übertroffen worden. Ähnlich turbulent sei es in der Wertpapierabwicklung zugegangen. Mit fast 80 Millionen abgewickelten Transaktionen sei der Vorjahreswert von 66 Millionen Ende Mai deutlich überschritten gewesen.Doch auch das Kreditgeschäft brummte. Mit 11,8 Mrd. Euro lag der Kreditbestand Ende Mai um 8,3 % über dem Volumen zum Bilanzstichtag 2019. Das oft gehörte Gerücht, die Auslandsbanken ließen die deutschen Firmenkunden in der Krise im Stich, treffe auf ihr Haus also in keiner Weise zu, stellte von Schmettow klar. Der Ausbau des Kreditgeschäfts gehe in Krisenzeiten allerdings auch mit höheren Risiken einher. Daher überwache die Bank ihre Risiken in diesen Tagen “deutlich intensiver” und suche das Gespräch mit Kunden früher als üblich, “um Risiken vorausschauend zu mitigieren”, führte die Bankchefin aus.Auf den kürzlich von der britischen Mutter angekündigten Squeeze-out-Plan (vgl. BZ vom 27. Mai), den eine außerordentliche Hauptversammlung noch in diesem Jahr beschließen soll, ging von Schmettow nur am Rande ein: “Das ist der konsequente und letzte Schritt der Transformation unserer Bank von Trinkaus zu HSBC Deutschland.”