Deutsche Immobilien bleiben gesucht
tl Frankfurt – Deutsche gewerbliche Immobilien sind bei in- und ausländischen Investoren stark gesucht. Das wird auch 2021 so bleiben. In welchem Ausmaß, dazu geben sich die großen Maklerhäuser in ihren am Freitag veröffentlichten Marktüberblicken zurückhaltend. Jan Eckert, Head of Capital Markets JLL Germany, Austria, Switzerland, erwartet zwar eine solide Liquidität der Transaktionsmärkte, rechnet aber mit einem sich abschwächenden Mietpreiswachstum bei Büros und im Einzelhandel (wohl ohne Lebensmittel), was die Preisbildung entsprechend beeinflussen werde. Mehr als 70 Mrd. EuroCBREs deutscher Investmentchef Fabian Klein geht für 2021 von einem Investmentvolumen von “deutlich über 70 Mrd. Euro” aus, wobei darin allerdings das gewerbliche Wohnen ab 50 Wohneinheiten enthalten ist. Letzteres dürfte auch jetzt kaum unter dem Vorjahreswert von rund 20 Mrd. Euro zu liegen kommen (vgl. BZ vom 7. Januar).Büroimmobilien werden weiter gesucht sein. “Das Büro wird weiterleben”, ist Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Deutschland, überzeugt. Auch angesichts des Trends zum Homeoffice würden die Ausstattungsqualität und der Wohlfühlfaktor immer wichtiger. Deshalb werden die Preise für Büroimmobilien zumindest stabil bleiben, so der Immobilienexperte. Für ausgewählte Toplagen rechnet JLL sogar mit weiter sinkenden Renditen. Als Nettoanfangsrendite in den Big-7-Städten, also Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart, gibt JLL für das vierte Quartal 2020 2,81 % an. Bei CBRE sind es 2,85 % – ein Allzeittief. Weniger sind es nur noch bei Wohnimmobilien, die Richtung 2 % liefen, so der Makler.CBRE-Experte Klein beobachtet gerade in diesen außergewöhnlichen Zeiten einen verstärkten Trend zu den als ultrasicher angesehenen Core- und Core-plus-Immobilien in etablierten Lagen in den großen Büromarktzentren sowie in den nachhaltig wertstabilen Regionalzentren/B-Standorten. Abseits der Metropolen seien insbesondere langlaufende Mietverträge mit soliden Mietern wie der öffentlichen Hand gefragt.Für das laufende Jahr rechnet Klein bei den institutionellen Investoren mit vermehrten Investitionen in Wohnen, Gesundheits- und Sozialimmobilien sowie Logistik und Light Industrial. Dies dürfte zu steigenden Preisen und fallenden Renditen führen.Bei Logistikimmobilien wird der Boom anhalten. 2020 wurden Objekte für rund 8 Mrd. Euro gehandelt, deutlich mehr als im Jahr zuvor (s. Grafik). Stabile Nutzermärkte, Digitalisierung und der durch Corona nochmals verstärkte Trend zum Onlinehandel treiben die Nachfrage. “Wir schätzen, dass für jede Milliarde mehr an Online-Umsätzen zusätzliche Logistikfläche von 70 000 m2 benötigt wird”, sagt Scheunemann. Die Spitzenrendite bei Logistikobjekten ist auf inzwischen nur noch 3,4 % zusammengeschnurrt.Sehr unterschiedlich entwickeln sich coronabedingt die einzelnen Bereiche des Einzelhandels. Während die unter dem Lockdown geschlossenen Händler um ihr Überleben kämpfen und einige auf der Strecke bleiben dürften, profitieren lebensmittelzentrierte Fachmärkte, Discounter und Supermärkte von der Situation. Deutlich zu erkennen ist die Entwicklung an den Spitzenrenditen. Während sie bei Shoppingcentern im vierten Quartal leicht auf 4,85 % stieg, lagen Fachmarktzentren mit 3,9 % erstmals unter 4 %.Besonders stark unter der Pandemie haben Hotels gelitten. Entsprechend ging das Transaktionsvolumen 2020 auch deutlich um fast die Hälfte auf 2 Mrd. Euro zurück, auch wenn es zu Ende des Jahres wieder anzog. Die Aussicht auf Impfungen breiter Bevölkerungskreise und damit das Ende der Lockdowns mit seinen Reisebeschränkungen hat die Prognosen für den Sektor verbessert. Ausländer kommen zurückAusländische Investoren, insbesondere aus Asien, haben sich im vierten Quartal mit Megadeals am deutschen Markt zurückgemeldet, wie Christian Kadel, Head of Capital Markets bei Colliers International, feststellt. Im Gesamtjahr entfielen knapp die Hälfte des Transaktionsvolumens auf ausländische Adressen. Großtickets werden erfahrungsgemäß besonders gerne von diesen Anlegern gezeichnet. Sie sind in erster Linie in Metropolen wie Berlin und Frankfurt aktiv, den weiterhin umsatzstärksten Immobilienstandorten hierzulande. Auf Platz 3 konnte sich im Vorjahr Hamburg schieben – als einziger Top-7-Standort mit einem Wachstum gegenüber 2019. – Wertberichtigt Seite 6