Deutsche Institute hinken bei Digitalisierung hinterher

Big Techs rücken Banken auf die Pelle

Deutsche Institute hinken bei Digitalisierung hinterher

kaz Frankfurt – Banken in Deutschland kämpfen mit den Folgen von Automatisierung und Digitalisierung, während neue Wettbewerber wie Big Techs und Fintechs sich auf dem Banking-Markt vorantasten. Vor diesem Hintergrund widmete sich das diesjährige “Annual Banking Summit” von Moody’s Investor Services in Frankfurt dem Thema “Banking of the future”.Die neue Konkurrenz durch Big Techs wie Amazon, Google oder Facebook stelle Banken in vielfacher Hinsicht auf die Probe, sagt Gastgeberin Carola Schuler, Managing Director Banking bei Moody’s, einleitend. Gleichzeitig könnten sich die Institute bei den Online-Riesen viel abgucken, etwa zum Thema “Customer Intelligence”: also das Nutzen angesammelter Kundendaten zur Akquise neuer Kunden.”Die Big Techs haben das Kundenverhalten und ihre Erwartungen verändert”, indem sie neue technologische Nutzungsmöglichkeiten aufgezeigt hätten, sagt Ulrich Coenen, Executive Board Member der Commerzbank. “Selbstverständlich werden sie uns weiter in diesem Bereich herausfordern und vorführen, wie Banking anders gestaltet werden kann.” Als elementare Bedrohung für die Branche sieht er das, unter anderem wegen regulatorischer Hindernisse, jedoch nicht: “Wir glauben nicht, dass sich dies bis in das ,Herz des Banking` fortsetzen wird. “Dann wird Google das tun”Ottmar Bloching, Geschäftsführer Deutscher Sparkassenverlag, schätzt diese Gefahr ebenfalls eher gering ein: “Keiner von den Big Techs hat vor, sich mit der BaFin auseinanderzusetzen.” Gleichwohl forderte er von den Banken, nicht den richtigen Zeitpunkt zu verschlafen, um auf den Zug mit den neuen digitalen Serviceleistungen aufzuspringen: “Wenn wir die Dienste nicht anbieten, dann wird Google das tun. Das ist die Herausforderung, vor der wir stehen.” Von zentraler Bedeutung werde dabei immer stärker die Art und Weise der Kundenansprache: “Manche der alten Berührungspunkte mit den Kunden sind verschwunden”, bedauert Coenen. Hier hätten Fintechs einen Vorteil, welche die Konsumenten digital besser erreichten. Zu langsame UmsetzungIndes fällt es den Banken weiterhin schwer, die neuen Technologien kostensparend einzusetzen. Die Kombination mit einer oftmals überalterten IT-Infrastruktur in den Häusern gestalte sich immer wieder als Hemmnis, geben beide Banker zu. Neue Technologien wie künstliche Intelligenz bezeichnen Coenen und Bloching hingegen als “overhyped”: “Jeder investiert zurzeit darin, aber nicht alle Anwendungen haben die Erwartungen erfüllt”, zeigt sich Coenen skeptisch. Problematisch sei auch das Dilemma des Umgangs mit den Daten – Banken säßen hier zwischen den zwei Stühlen Kundenservice und Datensicherheit. Von der Regulierung wünscht sich Coenen vor diesem Hintergrund “einen koordinierteren Weg in die Zukunft”. “Wir sind selbst noch am Lernen.”Eine Folge dessen ist, dass Deutschland im internationalen Vergleich digital hinterherhinkt. Beide Manager zeigen sich selbstkritisch: Implementationsprozesse brauchten oftmals einfach zu lange. Vor diesem Hintergrund spricht Bloching mit Blick auf die Online-Bank N26 von einem Weckruf: Deren schneller Erfolg habe gezeigt, dass man an der Geschwindigkeit bei der Ausführung arbeiten müsse – das Dienstleistungsangebot des Fintechs unterscheide sich nämlich an sich gar nicht so sehr.