13. INTERNATIONALER RETAIL-BANKENTAG

Deutsche Institute werden in die Zange genommen

Weder die Effizienz noch die Erträge glänzen

Deutsche Institute werden in die Zange genommen

bn Frankfurt – Die Wucht der Digitalisierung trifft Deutschlands Retail-Banken zu einem Zeitpunkt, zu welchem der Wettbewerb sie ohnehin zunehmend in die Zange nimmt. Dies hat Torsten Eistert, Partner Financial Institutions Group des Beratungsunternehmens A. T. Kearney, auf dem 13., von der Börsen-Zeitung und Wincor Nixdorf veranstalteten Internationalen Retail-Bankentag erläutert.Im europäischen Markt diagnostizierte er eine “Dichotomisierung”. Entweder treten Institute demnach als Kostenführer auf, wie Spaniens Banken, die Kosten-Ertrags-Relationen von weniger als 50 % zeigen. Oder sie ziehen die Erträge hoch, wie die Banken in der Schweiz, welche im vergangenen Jahr pro Kunde 1 100 Euro vereinnahmten – doppelt so viel wie deutsche Häuser. Deren Aufgabe, wie jene der Institute in Frankreich, Österreich und Portugal, bestehe nun darin, “in beide Richtungen” zu agieren, sagte Eistert. Europaweit stiegen 2014 freilich allein in Deutschland und Großbritannien die Kosten, wie er berichtete. Deutsche Banken kamen demnach auf eine Cost-Income-Ratio von 68 %. Höher lag die Kennziffer nur in Portugal.Die Herausforderungen der Digitalisierung verschärfen A. T. Kearney zufolge nun das “Profitabilitätsdilemma des bestehenden Geschäfts- und Betriebsmodells deutscher Banken”. Was die Außenwirkung der Banken angeht, zählt die Gesellschaft zu diesen Herausforderungen faire Preise mit Transparenz und Vergleichbarkeit, sofortige, hochwertige Interaktion, schnelle und sichere Abwicklung sowie ein reichhaltiges Spektrum an Produkten und Diensten. Intern seien dies schlanke Kanäle und Organisationsstrukturen, eine effektive Governance und agile Kultur, eine integrierte IT-Landschaft sowie ein verbessertes Ertragsmodell, heißt es.In der Digitalisierung nach innen wie nach außen sieht Eistert zugleich den Schlüssel zur Lösung des Problems. Multikanal-Banking sei schon immer einer wichtige Möglichkeit gewesen, den Bezug zum Kunden zu stärken, gab er etwa zu bedenken. Damit seien entsprechende Investitionen weiter sehr wichtig, um das Potenzial der Digitalisierung zu heben. Darüber hinaus regte er unter anderem Versuche an, mit Hilfe von Smart-Data-Elementen wie einer Kundentransaktions- und Interaktionsanalyse die Quervertriebsrate zu steigern, und verwies auf positive Erfahrungen im Ausland.Szenario-Rechnungen von A. T. Kearney verdeutlichen die Dynamik der Geschäftsmodelle von Fintech-Unternehmen. Sollten Fintechs ihr Wachstum in den kommenden fünf Jahren so fortsetzen wie im Fünfjahreszeitraum 2009 bis 2014, dürften sie 2020 rund 4 % der Erträge im deutschen Retail Banking auf sich vereinen. Sollten sie dagegen weiter expandieren wie allein im vergangenen Jahr, dürften sie 2020 auf einen Ertragsanteil von 34 % kommen. Eisterts Fazit: “Die nächsten Jahre werden spannend.”