Deutsche Sparer kommen gestärkt aus der Krise

Allianz: Nettogeldvermögen ist hierzulande kräftig gestiegen - Globale Mittelschicht wächst rasant - Schweiz und USA liegen vorne

Deutsche Sparer kommen gestärkt aus der Krise

jsc Frankfurt – Die deutschen Sparer können sich im Vergleich zu anderen Anlegern in der Eurozone als Gewinner der Finanz- und Euro-Krise fühlen. Wie die Allianz im “Global Wealth Report 2014” aufschlüsselt, kletterten die Geldvermögen in Deutschland nach Abzug von Verbindlichkeiten seit 2007 um annähernd ein Viertel pro Kopf, während der Wert anderswo nur langsam zulegte oder sogar geschrumpft ist (siehe Grafik). Während Deutschland “relativ gut durch die Krise gekommen” sei, sei die Geldvermögensbildung in anderen Euro-Ländern zum Teil “massiv” gebremst worden, sagte der Allianz-Chefvolkswirt Michael Heise am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Frankfurt.Dabei prägen die verschiedenen Symptome der Krise die deutschen Sparer höchst unterschiedlich, wie die Allianz deutlich macht. Negativ schlägt das Niedrigzinsumfeld ins Kontor. Die Präferenz der Anleger für kurzfristige Einlagen wiege schwer, während verschuldete Haushalte wegen der hierzulande üblichen langen Laufzeiten bei Krediten – insbesondere Immobiliendarlehen – nur im geringen Umfang eine Entlastung spürten. Weil die Zinsen unter dem Niveau der Jahre 2003 bis 2008 lagen, haben deutsche Sparer in den Jahren 2010 bis 2014 rechnerisch einen Verlust von insgesamt 281 Euro pro Kopf angehäuft, sagte Arne Holzhausen, Leiter Insurance & Wealth Markets. Privatleute anderer Staaten haben rechnerisch vielfach profitiert, vorneweg die hoch verschuldeten Finnen, gefolgt von Portugiesen, Spaniern und Griechen, die in der Modellrechnung (eingesparte Zinszahlungen minus entgangene Zinseinnahmen) mit je mehr als 1 000 Euro im Plus stehen.Doch überwogen andere Faktoren deutlich: Positiv für deutsche Sparer wirkte sich die hohe Sparneigung und eine sinkende relative Verschuldung aus, wie Heise sagte. Auch habe sich der deutsche Aktienmarkt – abzulesen etwa am Dax – besser entwickelt als anderswo in Europa, wovon ebenfalls deutsche Sparer profitiert hätten. Die hiesigen Anleger hätten aber gleichwohl stärker von dem Auf der Börsen profitieren können, wenn da nicht die weit verbreitete Abneigung gegenüber Aktien wäre: So profitierten in den Industrieländern insbesondere die für ihre Aktienkultur bekannten USA, die allein im vergangenen Jahr einen Zuwachs von 11,9 % auf umgerechnet netto rund 119 600 Euro pro Kopf erzielten, während Deutschland lediglich um 4,0 % zulegte. An der Spitze steht die Schweiz mit umgerechnet netto rund 146 500 Euro pro Kopf. Schwellenländer holen aufIm globalen Vergleich zwischen vielen Industriestaaten und aufstrebenden Schwellenländern fallen drei wesentliche Punkte auf. Erstens die Vermögensverteilung: Seit der Jahrtausendwende ist der Anteil der obersten 10 % der privaten Sparer am Nettogeldvermögen in vielen Industriestaaten – vor allem den USA – gestiegen, während die Ungleichheit nach diesem Maß in etlichen Schwellenländern gefallen ist, etwa in Brasilien, Mexiko, Kasachstan, China und der Türkei. Es sei jedoch “kein einheitlicher Trend” erkennbar, sagte Holzhausen, in jeder Region variiere die Entwicklung stark. In Deutschland legte der Wert geringfügig zu und steht bei annähernd 60 %.Zweitens steigt die Bedeutung der Schwellenländer, insbesondere Asiens. Taucht der Kontinent ohne Japan und einige weitere Staaten wie die Türkei im Jahr 2000 nur mit 5,3 % der Bruttogeldvermögen in der Statistik auf, wuchs der Anteil auf zuletzt 14,5 % im Jahr 2013. Eine ähnliche Tendenz vermerken die Autoren für Osteuropa und Lateinamerika. Die Zahl der Menschen mit einem mittleren Nettogeldvermögen zwischen umgerechnet 5 300 und 31 800 Euro habe sich in Lateinamerika seit der Jahrtausendwende in etwa verdoppelt, in Osteuropa nahezu verdreifacht und in Asien sogar versiebenfacht. 912 Millionen Menschen rechnet die Allianz für das Jahr 2013 dieser Mittelschicht zu.Drittens nähern sich die Verschuldungsquoten der Schwellenländer den Werten aus den Industriestaaten an. Während die Verbindlichkeiten privater Haushalte in Westeuropa und Japan relativ zur Wirtschaftsleistung seit Jahren stagnieren und in Nordamerika fallen, nehmen die Werte in Asien, Lateinamerika und im geringen Maße in Osteuropa zu. Die Kluft ist aber weiterhin groß: Während in den Industrienationen die private Schuldenstandsquote bei durchschnittlich 82 % liegt, steht Asien bei 39 %, Lateinamerika bei 31 % und Osteuropa bei nur 23 %.Insgesamt steht das globale Bruttogeldvermögen – also vor Abzug der Verbindlichkeiten – bei 118,3 Bill. Euro per Ende 2013. Für die Studie griff die Allianz auf öffentlich zugängliche Daten zu und erfasste insbesondere Bankeinlagen, Wertpapiere, Versicherungen und Pensionen.