Deutsche verpassen Börsenschub
Starke Börsen und Währungen treiben das weltweite Vermögen immer weiter herauf. Es hat inzwischen die Marke von 200 Bill. Dollar überschritten. Daran halten Nordamerikaner laut dem “Global Wealth Report” der Boston Consulting Group mit 43 % den größten Anteil. Deutschland rangiert beim Gesamtvermögen mit einem unterdurchschnittlichen Zuwachs von 4,3 % weiterhin auf Platz 5.kb Frankfurt – Das weltweite Vermögen legt immer weiter zu. Bereinigt um Währungseffekte stieg es im vergangenen Jahr um 7,1 % auf 201,9 Bill. Dollar. Ohne Währungsbereinigung ist das Vermögen sogar um 12 % und damit mehr als doppelt so stark wie im Vorjahr gestiegen. Dies geht aus dem “Global Wealth Report 2018” der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) hervor. Treiber für den Zuwachs seien das Hoch an den Börsen und die Stärke vieler Währungen gegenüber dem Dollar. Dies habe dem weltweiten Vermögenswachstum einen enormen Schub gegeben, unterstreicht BCG-Partnerin und Studienautorin Anna Zakrzewski. Zu viel BaresVon diesem Schub haben die deutschen Anleger allerdings nicht in vergleichbarem Ausmaß profitiert. Das Finanzvermögen der Deutschen hat von 2016 auf 2017 währungsbereinigt lediglich um 4,3 % auf 7,5 Bill. Dollar zugelegt, nachdem es im Vorjahr noch um 4,4 % gewachsen war. Zurückzuführen sei dies unter anderem auf das “konservative Anlageverhalten”, schreibt BCG. Wie fast unverändert in den vergangenen fünf Jahren halten die Deutschen ein gutes Drittel (36 % nach 37 % im Vorjahr) ihres Vermögens in gering oder gar nicht verzinsten Spareinlagen oder Bargeld (siehe Grafik). Das wird sich der Prognose der Autoren zufolge auch in den kommenden fünf Jahren nicht wesentlich ändern. Zum Vergleich: Weltweit halten Privatleute nur 27 % ihres Vermögens in Form von Spareinlagen oder Bargeld. In Westeuropa ist der entsprechende Wert mit 28 % insgesamt kaum höher.Marginal haben die Deutschen ihr Vermögen in Aktien und Fonds um 1 Prozentpunkt auf 19 % ausgebaut, was offenbar zulasten von Spareinlagen oder Bargeld ging. Damit ist der Anteil von Aktien und Fonds am Privatvermögen der Deutschen zwar seit 2012 um 3 Prozentpunkte gestiegen, liegt aktuell aber deutlich hinter dem globalen Wert von 35 % und auch hinter dem Wert von Westeuropa (25 %). “Durch den relativ niedrigen Anteil der Anlagen in Aktien und Fonds haben die Deutschen entsprechend weniger von den starken Börsen profitiert”, folgert Zakrzewski. Der Prognose von BCG zufolge werden die deutschen Sparer ihren Anteil von Aktien und Fonds am Vermögen in den nächsten fünf Jahren immerhin auf 23 % aufstocken. Deutsche und insgesamt Westeuropäer halten mit 35 % und 38 % einen größeren Anteil ihres Vermögens in Versicherungen und Pensionsvermögen, als dies global mit 29 % der Fall ist. Anleihen spielen angesichts der anhaltenden Niedrigzinsen weltweit mit einem Vermögensanteil von lediglich 2 bis 3 %, der weiter sinken wird, eine untergeordnete Rolle in der Vermögensanlage. Im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens liegt Deutschland wie im Vorjahr auf dem fünften Platz. Angeführt wird die Liste von den USA mit 80,5 Bill. Dollar, gefolgt von China (20,7 Bill. Dollar), Japan (16,8 Bill. Dollar) und Großbritannien (9,3 Bill. Dollar). In einem optimistischen Szenario prognostiziert BCG bis 2022 ein weltweites Wachstum von 7 % pro Jahr.Die Regionen Nordamerika (43 %) und Westeuropa (22 %) halten zusammen 65 % des globalen Vermögens. Den stärksten Vermögenszuwachs um 19 % auf 36,5 Mrd. Dollarverzeichnet Asien, wobei vom Volumen 57 % auf China entfallen. Die Hälfte des weltweiten Vermögens besitzen Millionäre, vor fünf Jahren waren es 45 %. Die meisten Millionärshaushalte gibt es in den USA. Danach folgen China, Japan, Großbritannien und die Schweiz. Deutschland steht hinter Kanada auf Platz 7. Nordamerikaner verzeichnen mit 312 000 Dollar auch das höchste Vermögen pro Kopf. Privatleute in der Region Japan und Ozeanien erreichen im Durchschnitt je 179 000 Dollar, und Westeuropäer folgen mit je 142 000 Dollar. Private in der Region Asien kommen auf durchschnittlich 13 000 Dollar. Zu wenig digitalIn einem zusätzlichen Kapitel untersucht BCG die Situation in der Vermögensverwaltung und hält fest, dass die Ertragsentwicklung der Gesellschaften mit dem Anstieg der Vermögen nicht Schritt hält. Während das verwaltete Vermögen weltweit um 9,2 % gewachsen ist, sind die Erträge um 5,9 % gestiegen. Vermögensverwalter müssen demnach ihre Kosten senken und ihre Angebote personalisieren, rät BCG. Dafür sei die Nutzung von Big Data und Advanced Analytics essenziell.Eine vollständige digitale Transformation und Nutzung von Big Data könnte ein Ertragswachstum von 15 bis 30 % und Effizienzgewinne von 10 bis 15 % einbringen, heißt es. “Nach vorne blickend geht es darum, das gesamte Geschäfts- und Betriebsmodell zu transformieren, um das Datenpotenzial zu nutzen und nicht vom Wettbewerb abgehängt zu werden”, erklärt BCG-Partnerin Zakrzewski.