Deutscher Fintech-Markt nähert sich Sättigungspunkt

Kapital für Etablierte, wenige Gründungen - Studie

Deutscher Fintech-Markt nähert sich Sättigungspunkt

fir Frankfurt – Der deutsche Fintech-Markt ist mit 610 Finanz-Start-ups nach Einschätzung des Sparkassen Innovation Hub (S-Hub) und der Beratungsgesellschaft EY allmählich gesättigt. Die Zahl der Neugründungen gehe weiter zurück, gleichzeitig hätten die Fundings etablierter Fintechs jedes Jahr aufs Neue Rekordhochs erreicht, heißt es in einer am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Fintech-Studie. Der S-Hub versteht sich als Thinktank und Andockstelle für Fintechs an die Sparkassen-Finanzgruppe und ist Teil der Hamburger Star Finanz.Der Analyse “Unite – Banken & Fintechs 2020” zufolge wurden 2019 lediglich acht Fintechs in Deutschland gegründet. Zum Vergleich: 2017 waren es noch 50 gewesen. Dieser Trend werde sich nicht mehr umkehren, schätzen die Autoren. Es sei unwahrscheinlich, dass in den kommenden Jahren wieder ein so starkes Wachstum wie in den Jahren 2014 bis 2017 erreicht werde, und zwar aus mehreren Gründen. So habe sich der Wettbewerb angesichts des Zustroms ausländischer Fintechs und der verstärkten Aktivitäten von Big Techs verschärft. Aber auch klassische Finanzmarktakteure, also Banken, Sparkassen und Versicherungen, träten häufiger mit eigenen Dienstleistungen und Produkten sowie mit Fintech-Kooperationen in den Markt. Als weiteren Grund führen die Studienverfasser an, dass sich viele Investoren mehr und mehr auf Geschäftsmodell und Reife der Fintechs konzentrierten. “Dies führt dazu, dass etablierte Fintechs mit bewährten Businessmodellen größere Finanzierungen erhalten, während sich für den Rest der Zugang zu nötigen Finanzierungsmitteln vergleichsweise schwierig gestaltet.”2019 erhielten deutsche Fintechs in 47 Finanzierungen demnach insgesamt 1,2 Mrd. Euro, doppelt so viel wie im Jahr davor. “Die traditionellen Marktteilnehmer müssen sich jetzt fragen, wie sie langfristig mit diesen Budgets mithalten wollen”, gibt Fintech-Experte Christopher Schmitz von EY zu bedenken. Angemessene Reaktionen seien notwendig, zumal nicht nur Fintechs, sondern auch Big Techs aus den USA und China in den deutschen Bankensektor vorpreschten.Generell sei zu beobachten, so die Studie, dass Banken und Sparkassen Fintechs meist nicht mehr als Konkurrenten, sondern als strategische Partner betrachteten. Gerade im Zuge der EU-Zahlungsdienste-Richtlinie (PSD2), die Drittanbietern, die Kundenzustimmung vorausgesetzt, Zugang zu Bankkonten gewährt, würden viele Banken anfangen, Banking-Ökosysteme aufzubauen.