Deutscher M & A-Markt trumpft auf

Volumen in den ersten neun Monaten verdoppelt - Bank of America erstmals führend - Deutsche Bank und J.P. Morgan abgeschlagen

Deutscher M & A-Markt trumpft auf

Der deutsche M & A-Markt erreicht in den ersten neun Monaten ein Volumen von 175,3 Mrd. Dollar – den höchsten Wert seit 2007. Doch die Rangfolge hat sich deutlich verändert. Deutsche Bank und J.P. Morgan sind in diesem Jahr weit abgerutscht.Von Karin Böhmert, FrankfurtDas Volumen angekündigter Fusionen und Übernahmen mit deutscher Beteiligung hat in den ersten neun Monaten dieses Jahres den höchsten Stand seit dem Jahr 2007 erreicht, als die Finanzkrise ihren Anfang nahm. Im Vergleich zu den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres hat sich das Volumen auf 175,3 Mrd. Dollar fast verdoppelt. Dies geht aus Daten von Thomson Reuters hervor.Mit 38 % des Deal-Volumens entfällt ein wesentlicher Teil auf das Übernahmeangebot von Bayer für den US-Saatguthersteller Monsanto für knapp 66 Mrd. Dollar. Diese Transaktion prägt den deutschen Markt für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M & A) in mehrfacher Hinsicht. So ist der Deal nicht nur die größte Transaktion im bisherigen Jahresverlauf, sondern zugleich die bislang größte Übernahme eines deutschen Unternehmens im Ausland. Durch ihn erreicht das diesjährige Übernahmefieber aus Deutschland heraus ein Allzeithoch mit einem Gesamtvolumen von 125,2 Mrd. Dollar; dies ist ein Sprung um 650 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.Begehrtestes Zielland sind durch Bayer/Monsanto, aber auch durch viele andere Transaktion die USA, auf die mehr als die Hälfte des Volumens entfällt. “Die USA bieten ein sehr stabiles Umfeld mit einer robusten Wirtschaft und dem umsatzstärksten Konsumentenmarkt”, unterstreicht Armin von Falkenhayn, Deutschland-Chef von Bank of America Merrill Lynch. Die angekündigte Bayer/Monsanto-Transaktion, bei der fünf Investmentbanken als Berater involviert sind, wirbelt die League Tables der Investmentbanken durcheinander. Bank of America steht nun erstmals an erster Stelle der M & A-Beraterhäuser in Deutschland. Mit insgesamt 14 Transaktionen im Wert von 101 Mrd. Dollar im Berichtszeitraum katapultiert sich die US-Gesellschaft um zwölf Plätze vor.Die Deutsche Bank, die bei dem Bayer/Monsanto-Deal nicht dabei ist, rutscht den Thomson-Reuters-Daten zufolge in ihrem Heimatmarkt Deutschland vom 3. auf den 8. Rang ab. “Die Tatsache, dass wir aus verschiedenen Gründen bei der Transaktion Bayer-Monsanto nicht vertreten sind, beeinträchtigt natürlich unsere Position in den League Tables nachhaltig”, sagt Berthold Fürst, Ko-Leiter Investment Banking der deutschsprachigen Region (DACH). Aber auch die vormals führende J.P. Morgan hält sich auf Rang 9 nur noch knapp unter den führenden zehn Investmentbanken.Im weltweiten Ranking steht die Deutsche Bank laut Dealogic, die ebenfalls Branchendaten erhebt, mit 186 Mrd. Dollar auf Rang 10. Angeführt wird die Tabelle von Goldman Sachs, die auf 609 Mrd. Dollar kommt, gefolgt von Morgan Stanley (476 Mrd. Dollar) und Bank of America Merrill Lynch (411 Mrd. Dollar). Konzentration nimmt zuInsgesamt stehen die Top-10-Transaktionen für rund drei Viertel des Gesamtvolumens im bisherigen Jahresverlauf. Dies deutet auch darauf hin, dass die Konsolidierung schon weit fortgeschritten ist. Das Umfeld für große strategische Übernahmen ist nach Meinung der Investmentbanker aber nach wie vor günstig. Die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank befeuert die Finanzierungen. Offenbar setzt sich nun auch die Erkenntnis durch, dass die Finanzierungssätze kaum noch spürbar niedriger werden können, dafür aber die Unternehmenspreise teurer werden, weil immer mehr anlagesuchende Liquidität etwa in die Aktienmärkte fließt. “Der M & A-Markt trotzt aller Volatilität”, betont Jens Maurer, M & A-Deutschland-Chef von Morgan Stanley.Deutsche Unternehmen sind indes weniger das Ziel ausländischer Käufe im Berichtszeitraum gewesen. Ausländische Unternehmen erwarben laut Thomson Reuters deutsche Firmen für 36,3 Mrd. Dollar. Dies sind 36 % weniger als vor Jahresfrist, zugleich ist es der niedrigste Stand seit 2010. Für bemerkenswert hält Maurer aber im laufenden Jahr die Aktivität chinesischer Unternehmen in Deutschland sowie international. Die Bundesrepublik wird seiner Einschätzung nach eine bevorzugte Zielregion für chinesische Akquisitionen bleiben. “Es ist einer der größten Märkte, der Qualitätsstandard ist sehr hoch und deutsche Unternehmen sind in der Regel bereits europaweit und international aktiv.”