Deutschlands Anleger kehren Mischfonds den Rücken
Anleger kehren Mischfonds den Rücken
Während Aktien- und Rentenfonds der Absatzflaute trotzen, kommt ein ehemaliger Publikumsliebling unter die Räder
jsc Frankfurt
Die Fondsanleger in Deutschland machen zunehmend einen Bogen um Mischfonds. Waren die Fonds über viele Jahre ein Erfolgsmodell im Finanzvertrieb, fließen nun Milliarden aus ihnen ab, wie aus Daten des deutschen Fondsverbands BVI hervorgeht. Im laufenden Jahr nahmen Anleger bereits netto 8,5 Mrd. Euro zurück. Allein im dritten Quartal flossen 4,3 Mrd. Euro ab. Der Verband weist dabei Daten für Publikumsfonds aus, während Spezialfonds in der Zählung nach Anlagekategorien außen vor bleiben.
Mischfonds waren über Jahre gefragt: Im Portfoliomanagement erhielten vermögensverwaltende und übergreifende Strategien Aufwind. Im Vertrieb waren die Produkte als Alternative zu reinen Aktienfonds gefragt. In den Medien tauchten Gesichter der Branche als Protagonisten großer Mischfonds auf, etwa Bernd Flossbach für den "Multiple Opportunities" der Gesellschaft Flossbach von Storch, Klaus Kaldemorgen für den "DWS Concept Kaldemorgen" oder Ethenea-Chef Luca Pesarini für den "Ethna Aktiv". Union Investment setzte einen Schwerpunkt auf die Mischfondsreihe "Privatfonds".
Das Umfeld wurde für die Fonds schwieriger, als mit der Tiefzinsphase der Anleiheanteil weniger abwarf. Im Boomjahr 2021, als Investmentfonds so viel Geld einsammelten wie nie zuvor, brillierten gleichwohl auch Mischfonds im Vertrieb.
Nach der Zinswende im vergangenen Jahr sind im laufenden Turnus Rentenfonds wieder gefragt. Auf Sicht von neun Monaten sammelten sie 6,9 Mrd. Euro ein, darunter vor allem Fonds für Unternehmensanleihen. Aktienfonds behaupteten sich mit netto 11,5 Mrd. Euro. Offene Immobilienfonds erreichten 1,2 Mrd. Euro, wenngleich ihr Absatz im dritten Quartal angesichts unruhiger Immobilienmärkte knapp unter die Nulllinie rutschte.
Noch immer eine Anlageklasse mit Gewicht
Mischfonds profitieren aber noch von Zuflüssen und Wertgewinnen der Vorjahre. Mit einem Volumen von 330 Mrd. Euro kommen sie per Ende September gemessen am Gesamtvolumen offener Publikumsfonds in Höhe von 1.326 Mrd. Euro auf einen Anteil von 25%. Zum Vergleich: Ende 2010 brachten Mischfonds 121 Mrd. Euro auf die Waage und erreichten einen Anteil von 17%.
Mit Zuflüssen von netto 13,8 Mrd. Euro lassen Publikumsfonds die Flaute aus dem Vorjahr, als bis Ende September 8,7 Mrd. Euro abgeflossen waren, hinter sich. An den hohen Zufluss von netto 86,0 Mrd. Euro im Ausnahmejahr 2021 kommen sie aber nicht heran.
Werden Spezialfonds, freie Mandate und geschlossene Fonds mitgezählt, sammelte die Fondsbranche auf Neunmonatssicht 55,4 Mrd. Euro von deutschen Sparern und Investoren ein. Auch das ist mehr als 2022, aber weniger als 2021. Der Bestand erreicht 3.977 Mrd. Euro, das sind 5% mehr als zu Jahresbeginn.