Deutschlands Banken bleiben optimistisch

Finanzinstitute melden unerwartet hohe Ertragszuwächse - CFS-Index gibt im zweiten Quartal nur leicht nach - Trump wirkt sich "bestenfalls neutral" aus

Deutschlands Banken bleiben optimistisch

Deutschlands Banken bleiben trotz Regulierungsaufwand und Zinstief zuversichtlich, wie der CFS-Index nahelegt. Optimistisch sind sie im Lichte des Brexit vor allem, was die internationale Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland in der Zukunft angeht.bn Frankfurt – Die Stimmung in Deutschlands Banken ist offenbar besser als die Lage, oder verhält es sich doch etwa umgekehrt? Wie auch immer: Der aktuelle CFS-Index jedenfalls zeugt nach wie vor von Zuversicht im Finanzsektor, auch wenn diese sich zuletzt leicht eingetrübt hat. Wie das Center for Financial Studies (CFS) am Freitag mitgeteilt hat, ist das Stimmungsbarometer, das laut Konzept “die Urteile und Erwartungen von Schlüsselpersonen” des Finanzstandortes Deutschland abbildet, im ersten Quartal um 0,7 auf 113,6 Punkte gesunken. Damit liegt es gleichwohl noch immer stramm im positiven Bereich.Das CFS begründet die Veränderung mit zwei entgegengesetzten Entwicklungen. Zum einen meldeten die Finanzinstitute unerwartet hohe Ertragszuwächse, und es würden dort deutlich weniger Stellen abgebaut. Der Subindex Mitarbeiter hat demnach deutlich um 7,2 Punkte auf 97,6 Punkte angezogen, verharrt damit aber immer noch unter der neutralen Grenze von 100 Punkten. Fürs laufende Quartal gehen die Finanzinstitute den Angaben zufolge davon aus, dass sich der Stellenabbau wieder leicht verstärkt. Hingegen stellten die Dienstleister nahezu unverändert Mitarbeiter ein, heißt es. Der entsprechende Sub-Index ist um 0,1 Punkte auf 113,6 Punkte gesunken. Dienstleister fallen zurückZum anderen verzeichnen die Dienstleister dem CFS zufolge “einen stärkeren Umsatz- und Ertragsrückgang”, allerdings von einem nach wie vor hohen Niveau. Das Investitionsvolumen beider Gruppen bleibe positiv, heißt es. Der Subindex der Finanzinstitute sank dabei um 2,6 Punkte auf 113,5 Punkte, der Subindex der Dienstleister um 6, 1 Punkte auf 111,8 Punkte. Beide Gruppen rechnen für das laufende Quartal mit weiteren Rückgängen.”Die stabilisierte wirtschaftliche Entwicklung der Finanzinstitute äußert sich insbesondere in einer langsam ansteigenden Ertragserwartung bei gleichzeitig stark gestiegenem realisiertem Ertrag im ersten Quartal”, erklärt CFS-Direktor Jan Pieter Krahnen: “Das ist eine gute Nachricht, denn es kann die Voraussetzung für ein dringend benötigtes Kapitalwachstum der Banken schaffen, und damit die Finanzstabilität erhöhen.” Der für die Ertragsentwicklung berechnete Subindex ist im zweiten Quartal im Falle der Finanzinstitute um 8,0 Punkte auf 112,5 Punkte gestiegen. Im Falle der Dienstleister fiel er dagegen um 5,5 Punkte, liegt mit 117,9 Punkten allerdings noch immer über dem Niveau des Finanzinstitute-Subindexes. “Beide Gruppen, besonders die Finanzinstitute, rechnen mit einem Rückgang für das laufende Quartal”, teilt das CFS mit. Einschätzungen divergierenDer im CFS-Index zutage tretende grundsätzliche Optimismus kontrastiert auffällig mit den Einschätzungen, mit welchen sich Vorstandschefs deutscher Banken und deren Verbandsvertreter bereits seit längerem vernehmen lassen. Da ist viel von einer unheiligen Trias aus Regulierung, Zinstief und Folgen der Digitalisierung die Rede. In der näheren Zukunft stünden die Sparkassen vor zwei großen Herausforderungen, erklärte etwa Georg Fahrenschon, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Anfang März: “Zum einen müssen wir die wachsenden Ertragsbelastungen aus der Niedrigzinsphase bewältigen. Zum anderen benötigen wir wegen eines veränderten Kundenverhaltens und der Digitalisierung einen neuen Mix in den Zugangswegen und Angeboten der Sparkassen.” Unter den Volks- und Raiffeisenbanken hat der von Regulierung und Zinstief ausgehende Druck bereits zahlreiche Fusionen nach sich gezogen und die Zahl der Primärinstitute zuletzt unter 1 000 gedrückt. Und im privaten Bankenlager ist Großreinemachen angesagt: Die Deutsche Bank hat 8 Mrd. Euro Eigenkapital aufgenommen und ihr Geschäft neustrukturiert, die Commerzbank wiederum baut jede fünfte Vollzeitstelle ab.Die im CFS-Index derzeit dokumentierte Zuversicht relativiert sich allerdings, wenn man bedenkt, dass das seit 2007 erstellte Barometer bisher allein im Krisenjahr 2009 unter das eine neutrale Stimmungslage signalisierende Niveau von 100 Punkten gefallen war.Der für das Wachstum der Einnahmen bzw. des Geschäftsvolumens erstellte Subindex zog im Falle der Finanzinstitute um 0,9 Punkte auf 113,9 Punkte an. Die Dienstleister registrierten einen Rückgang um 4,0 auf 126,6 Punkte. Für das laufende Quartal erwarten beide Gruppen einen weiteren Wachstumsrückgang.Die Beurteilung der zukünftigen internationalen Bedeutung des Finanzplatzes Deutschland fällt da ungleich positiver aus. Nachdem der entsprechende Wert im Lichte des Brexit schon im vergangenen Jahr ein Rekordniveau von 136,8 Punkten erreicht hatte, zog er dann im zweiten Quartal um 4 Punkte auf 135 an.Die US-Präsidentschaft Donald Trumps dürfte sich einer Umfrage des CFS zufolge “negativ oder bestenfalls neutral auswirken”. Dies gelte sowohl für die Auswirkungen auf das globale Wirtschaftswachstum als auch auf die europäische und deutsche Wirtschaft gleichermaßen, heißt es. Über 40 % der befragten Finanzinstitute und Dienstleistungsunternehmen rechneten dabei klar mit negativen Folgen, knapp 50 % erwarten neutrale Auswirkungen, und lediglich 5 % stellten sich auf positive Effekte ein.