Deutschlands Banken reagieren positiv auf EU-Taxonomie

Umfrage: Die Branche erwartet günstige Auswirkungen auf das Geschäftsmodell - Hoher Aufwand für das Berichtswesen

Deutschlands Banken reagieren positiv auf EU-Taxonomie

bn Frankfurt – Die von der EU entwickelte Taxonomie-Verordnung zur Nachhaltigkeit ruft in Deutschlands Bankenbranche ein positives Echo hervor. In einer Untersuchung des Beratungshauses Cofinpro sowie der VÖB-Service GmbH geben 158 Beschäftigte von Finanzdienstleistern, mehr als die Hälfte davon Führungskräfte, mehrheitlich an, das Regelwerk werde sich positiv oder eher positiv auf das Geschäftsmodell ihres Instituts auswirken: 72 % machen strategisches Potenzial infolge der Vorgaben aus, etwa durch Chancen, ihr Image zu verbessern, sich neue Kundengruppen erschließen oder dank der Entwicklung neuer Finanzprodukte ihren Absatz zu steigern. Zugleich diagnostizieren 65 % für den Fall einer unzureichenden Umsetzung der Verordnung Risiken, vor allem für ihre Reputation oder in Form sinkender Kundenbindung. Diese Ergebnisse laufen Befürchtungen zuwider, die Regelungen der Taxonomie würden das Bankgeschäft hemmen oder der Kreditwirtschaft Wettbewerbsnachteile bescheren.Wie die Antworten nahelegen, steckt der Sektor derzeit mitten in der Umsetzung der Vorgaben. Laut 58 % der Befragten haben die Institute die Taxonomie bereits in ihrer Strategie berücksichtigt, konzipieren derzeit entsprechende Maßnahmen oder setzen diese schon um. 9 % haben sich den Angaben zufolge noch mit den Regeln beschäftigt, die im Sommer vergangenen Jahres in Kraft getreten sind und in einer ersten Phase bis Ende dieses Jahres umgesetzt werden müssen. Knapp jeder dritte Befragte betrachtet seinen Arbeitgeber dabei als Pionier in der Umsetzung der Regeln, 45 % als “Follower”, und 26 % zufolge wollen die Finanzdienstleister lediglich die Mindestanforderungen der Taxonomie umsetzen. Besonders hohen Aufwand zieht die Verordnung den Angaben nach vor allem im Berichtswesen und in der IT nach sich, aber auch im Risikomanagement sowie in der Produktentwicklung (siehe Grafik). Terminprobleme drohenJe 41 % der Befragten veranschlagen für die Umsetzung der Vorgaben dabei 12 bzw. 24 Monate. “Rund die Hälfte rechnet also damit, in Terminschwierigkeiten zu geraten”, resümieren die Studieninitiatoren das Resultat der Erhebung vom November vergangenen Jahres. Vor diesem Hintergrund wären großzügigere Zeitvorgaben wohl wünschenswert, hieß es am Mittwoch bei Präsentation der Untersuchung.Im Falle ehrgeiziger Regelwerke sind Verschiebungen in Brüssel Usus, auch mit Blick auf Nachhaltigkeit. Erst im Oktober hat die EU-Kommission nach Kritik aus der Fondsbranche Detailregeln zur Offenlegungsverordnung verschoben, wie die Börsen-Zeitung berichtete: Zwar wird die neue EU-Verordnung wie geplant am 10. März in Kraft treten – die Details greifen aber erst später. An das Regelwerk knüpft auch die EU-Taxonomie an. Beide sind Kernstück des EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen.Wie die Erhebung von Cofinpro und der VÖB-Service GmbH zutage gefördert hat, begrüßen die Befragten die Taxonomie, obwohl sie hohen Aufwand infolge der Verordnung erwarten. Auf der einen Seite stimmen 85 % der Befragten der Aussage zu, dass die Taxonomie Standards für grüne Finanzprodukte setzen werde. Auf der anderen Seite ist der gleiche Anteil der Befragten ebenso der Meinung, dass diese sich als Kostentreiber für regulatorische Anforderungen und Datenerhebungen erweisen wird. Effekte auf RefinanzierungZwar prognostizieren die Befragten in ihrer Mehrheit des Weiteren, dass die EU-Verordnung die Refinanzierungsfähigkeit realwirtschaftlicher Unternehmen beeinflussen wird. Uneins aber zeigen sie sich in der Frage, ob deshalb “zahlreiche Unternehmen ihr Geschäftsmodell grundlegend anpassen müssen”. Und dass ihre Kunden die Bedeutung der EU-Verordnung bereits erkannt haben, meinen nur 43 %.