Bundesbank-Bericht

Deutschlands Sparer wälzen Vermögen nach Zinswende um

Raus aus Sichteinlagen, rein in Festgeld und Zinszertifikate: Die deutschen Sparer schichten nach der Zinswende hohe Milliardenbeträge um.

Deutschlands Sparer wälzen Vermögen nach Zinswende um

Deutschlands Sparer wälzen Vermögen nach Zinswende um

Auch im zweiten Quartal fließt viel Geld in Termineinlagen und Zinsanlagezertifikate – Kredite kaum gefragt

jsc Frankfurt

Nach der Zinswende legen die deutschen Privatleute ihr Geld im großen Stil in Zinsprodukten an: Während sie im zweiten Quartal aus der Kategorie des Bargelds und der Sichteinlagen 14,2 Mrd. Euro abzogen, flossen 43,3 Mrd. Euro neu in Termineinlagen, wie die Deutsche Bundesbank berichtet. Erst im Startquartal waren hier rekordhohe 45,8 Mrd. Euro zusammengekommen. Der Bestand an Termineinlagen legte binnen zwölf Monaten um 126 Mrd. Euro auf jetzt 424 Mrd. Euro zur Jahresmitte zu.

Dahinter steht die Zinswende: Waren für Festgeld mit einer Laufzeit von einem Jahr im Mittelwert vor eineinhalb Jahren nur etwa 0% zu holen, durchbrach der Wert Anfang des zweiten Quartal diesen Jahres die Marke von 2%, berichtet das Finanzportal FMH. Aktuell ergibt die Marktübersicht über 127 Banken und Sparkassen einen Mittelwert von 3,15%. Spitzenangebote werfen mehr als 4% ab. Die Bundesbank konstatiert: "Vor dem Hintergrund gestiegener Zinsen setzten die privaten Haushalte im zweiten Quartal 2023 ihr Anlageverhalten des Vorquartals größtenteils fort."

Nicht nur Termineinlagen, auch Zinszertifikate ziehen viel Geld an. Das ist ablesbar in der Kategorie der Schuldverschreibungen inländischer Kapitalgesellschaften, die einen Zufluss von 14,2 Mrd. Euro zeigten und damit nach einem noch stärkeren Startquartal erneut hervorstachen. Der Bundesverband für Strukturierte Wertpapiere (BSW), der die Anbieter vertritt, hatte zuvor über einen starken Zuwachs an zinsnahen Produkten berichtet. So verkaufen im Lager der Sparkassen die Adressen DekaBank, Helaba und LBBW viele Papiere.

Aktien geraten unter die Räder

Börsennotierte Einzelaktien beendeten derweil ihren zeitweiligen Boom in den Jahren 2020 und 2021. Die Bundesbank meldet hier für das zweite Quartal nur noch einen Zufluss von 0,2 Mrd. Euro, was den niedrigsten Wert seit Ende 2016 markiert. Investmentfonds blieben aber mit einem Zufluss von 10,5 Mrd. Euro gefragt. Die Kategorie der Versicherungen, Altersvorsorge- und Standardgarantiesysteme erzielte mit lediglich 5,3 Mrd. Euro einen außergewöhnlich schwachen Wert. Über alle Kategorien hinweg legten die privaten Haushalte 58,9 Mrd. Euro neu an.

Darüber hinaus zeigt sich die Zinswende im Kreditgeschäft: Mit 5,8 Mrd. Euro ist das Volumen neu aufgenommener Kredite zwar etwas höher als im Startquartal, im langfristigen Vergleich aber gering. Üblich sind auf Quartalssicht meist zweistellige Milliardenwerte.

Insgesamt horten die privaten Haushalte in Deutschland ein Geldvermögen von 7.492 Mrd. Euro. Nach Abzug der Schulden bleiben 5.349 Mrd. Euro. Im Durchschnitt besitzt jeder Mensch in Deutschland damit ein Geldvermögen von rund 88.700 Euro vor Schulden und 63.300 Euro nach Schulden.

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