"Die alte 8 ist die neue 10"
Die Bewertungen ziehen auch im mittleren Segment des Übernahmemarkts deutlich an. Die Zeit sei reif für Verkäufe, meint DC Advisory, das auf M&A und Kapitalmarkt ausgerichtete Corporate-Finance-Haus.Von Walther Becker, FrankfurtDie Liquiditätsflut der Investoren macht dem Markt für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions, M & A) auch im mittleren Segment Beine. “Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um zu verkaufen”, sagt Wolfgang Kazmierowski, einer der Geschäftsführer von DC Advisory in Frankfurt, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Die Gesellschaft betrachtet sich als eines der führenden europäischen Corporate-Finance-Beratungshäuser im Mid-Cap-Segment, wobei man sich in erster Linie bei Übernahmemandaten mit Unternehmenswerten von 50 Mill. bis 200 Mill. Euro engagiere. Positiv für Verkäufer: die gestiegenen Bewertungen. “Die alte 8 ist die neue 10”, beschreibt Kazmierowski diesen Sachverhalt und meint damit die höheren Multiples bezogen auf das jeweils prognostizierte operative Ergebnis (Ebitda).Den Rat, in dieser Marktphase zu verkaufen, beherzigen Finanzinvestoren – so sie denn Käufer finden. Schwerer tun sich Mittelständler, da ausstiegswilligen Unternehmern in Zeiten niedriger Zinsen schlicht die Anlagealternativen fehlen. Vor allem M & ADC Advisory berät bei Unternehmenskauf und -verkauf, ist in Debt Advisory und bei Restrukturierungen tätig, begleitet Kapitalmarktmaßnahmen und steht Private-Equity-Investoren zur Seite. Etwa zwei Drittel des Geschäfts entfalle auf M & A, vornehmlich auf Verkäuferseite, ein Drittel auf Finanzierungen, sagt Kazmierowski, der die ersten Schritte in M & A bei der damaligen Hoechst AG und dann bei Lazard getan hatte. Der heute 50-Jährige trat an dem Tag im Jahr 1994, als Jürgen Dormann Vorstandschef des Chemie- und Pharmakonzerns wurde, in der Frankfurter Zentrale an. Folge der M & A-Aktivitäten Dormanns: Der Konzern verschwand von der Bildfläche, was viele damalige “Rotfabriker” bis heute nicht verwunden haben. Seitdem kümmert sich Mathematiker Kazmierowski gerne um Chemiemandate. So wie jüngst beim Verkauf des Polymeranlagenbauers Zimmer, den Air Liquide an Technip für einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag abgab.”Wir beraten im Jahr im Durchschnitt etwa 20 Transaktionen”, sagt der Geschäftsführer. 2014 war man mit acht M & A-Mandaten und fünf Finanzierungen schwächer vertreten, doch sind 2015 schon fünf Deals zu Ende gebracht worden. Zuletzt ging es Schlag auf Schlag: So beriet DC Advisory die Paragon beim Verkauf des Motorradzubehörhändlers Polo an die Beteiligungsgesellschaft Equistone und begleitet Maxburg Capital, hinter der die RAG-Stiftung steht, bei der Aufstockung an Zooplus, einem Internethändler für Heimtiernahrung. Weiterhin First State Investments bei der Akquisition einer Fährroute von Scandlines und Stena, Electra Partners beim Kauf einer Restaurantkette und Air Liquide bei der Abgabe von Lurgi Zimmer. Außerdem wurden die Finanzinvestoren Bridgepoint und Cinven bei zwei Deals unterstützt. Auch bei der Refinanzierung von SKW Metallurgie und des Kugellagerherstellers Gebr. Reinfurt ist DC dabei.”In M & A-Prozessen suchen die Akteure exklusiven Zugang.” Postwurfsendungen, bei denen eine große Zahl potenzieller Interessenten angesprochen werde, seien kaum mehr gefragt. “Wir müssen heute mit Konzepten und Interessenten aufwarten, bevor ein Prozess gestartet wird.” Zunehmende Bedeutung in der Finanzierung gewinne die Unitranche, die Kredittranchen in einem Vertrag zusammenfasst. “Das ist teurer, aber flexibler, und es sind größere Debt-Pakete möglich”, sagt Kazmierowski. In der Regel gehe es um ein synthetisches Produkt, das endfällig in Zins und Tilgung strukturiert werde und einen Equity-Kicker trage. Über alles koste es etwa 15 % pro anno. Bei Buy-outs gäben Beteiligungshäuser so einen Teil des Upside ab.DC Advisory hatte in Frankfurt in dem sensiblen und personenabhängigen Geschäft 2012 einen personellen Aderlass verkraften müssen. Inzwischen sei DC wieder gefestigt mit der Bestellung der Geschäftsführer Stefan Jaecker (CEO), Wulf Ihler und Frank Jung. Die Mannschaft umfasst heute 200 Professionals in Europa, davon 35 in Frankfurt. Weltweit sind 520 Professionals tätig, davon 250 in Asien. Daiwa lässt freie HandDC Advisory, früher Close Brothers und inzwischen keine Partnerschaft mehr, gehört seit 2009 zur japanischen Finanzgruppe Daiwa. Im Zuge dessen hatten einige Partner mit Ablauf der Bindungsfristen das Haus verlassen. Daiwa lasse DC Advisory freie Hand. Insbesondere im Geschäft mit chinesischen Partnern nutze man die Tatsache, dass DC Advisory eben nicht als japanisches Haus wahrgenommen werde.