PARADIGMENWECHSEL - KÖPFE DES JAHRES

Die Anti-Quotenfrau

lee - Christine Novakovic ist zurück. Als die Südtirolerin vor 14 Jahren ihren Vorstandsposten bei der HypoVereinsbank schmiss, um, wie sie sagt, der Liebe wegen nach Zürich zu ziehen, war eine Frau in dieser Position noch eine echte Rarität. Heute...

Die Anti-Quotenfrau

lee – Christine Novakovic ist zurück. Als die Südtirolerin vor 14 Jahren ihren Vorstandsposten bei der HypoVereinsbank schmiss, um, wie sie sagt, der Liebe wegen nach Zürich zu ziehen, war eine Frau in dieser Position noch eine echte Rarität. Heute sieht man das öfters; bei der Vergütung ziehen Vorständinnen bereits an ihren männlichen Kollegen vorbei, weil es an Bewerberinnen fehlt und kein globaler Großkonzern, der etwas auf sich hält, ohne Frauen im Top-Management auskommen will – ausgenommen vielleicht die Deutsche Bank.Während viele ihrer Geschlechtsgenossinnen das Top-Management in einem Bruchteil der Zeit wieder verlassen, die sie der Aufstieg gekostet hat, scheint es für Novakovic seit ihrer Rückkehr aus dem Kunsthandel ins Bankwesen immer nur weiter nach oben zu gehen. 2008 hatte sie mit dem Einzug in den Verwaltungsrat der skandinavischen Großbank SEB erstmals wieder einen Fuß in die alte Branche gesetzt. Drei Jahre später heuerte sie dann bei der Schweizer UBS an. Ein Bankhaus, das damals selbst bei den zum Strukturkonservatismus neigenden Eidgenossen aufgrund seiner engen Bande zum Schweizer Militär als erzkonservativer Männerverein galt, wie Novakovic kürzlich auf der Euro Finance Week zum Besten gab.Die Managerin, die gerne damit kokettiert, als Frau emotionaler oder jedenfalls irgendwie anders zu führen als ihre männlichen Kollegen, dürfte das als Herausforderung verstanden haben. Eine Freundin der Frauenquote ist die Managerin ohnehin nicht. “Man merkt relativ schnell, wenn eine Frau irgendwo hingehoben wurde, nur wegen der Quote”, sagte sie 2010 der Interviewerin des “Tagesspiegels”. Wenn die Frauen ihren Platz dort nicht ausfüllten, schade das der ganzen Frauenbewegung in Richtung Führung.Die 55-Jährige nimmt ihr berufliches Fortkommen lieber selbst in die Hand. Seit September ist Novakovic, die als Christine Leithner in Kastelruth zur Welt kam und unter dem Namen Licci bei der Dresdner Bank, der Citi und bei der HVB Karriere machte, Vorstandsvorsitzende von UBS Europe in Frankfurt. Auch die Fäden des Wealth Management in Europa, Afrika und dem Nahen Osten und des Deutschlandgeschäfts laufen seither bei ihr zusammen. Der neuen Aufgabe vorangegangen sein sollen Zuständigkeitsrangeleien mit ihrem Vorgänger Thomas Rodermann, dessen Vertrag im November auslief.