UMSTRUKTURIERUNG DER DEUTSCHEN BANK

Die Aufholjagd beginnt

US-amerikanische Institute führen mit weitem Abstand im Investment Banking - Große Herausforderung für die Deutsche Bank

Die Aufholjagd beginnt

Im Mittelpunkt der Neuorganisation bei der Deutschen Bank steht das Investment Banking, das kundenorientierter werden soll. Es sind Schritte, die viele Konkurrenten längst vollzogen haben. Nun müssen sich die Frankfurter ins Zeug legen.Von Karin Böhmert, FrankfurtIm Investment Banking hat die Deutsche Bank große Brocken vor sich. Gemessen an den Erlösen, die Banken weltweit im Investment Banking in den ersten neun Monaten 2015 erzielt haben, sind die führenden fünf Häuser allesamt US-Banken, auch wenn deren Erträge im dritten Quartal stark eingebrochen sind.Die Rangliste wird laut Aufstellung von Dealogic dominiert von J. P. Morgan. Es folgen Goldman Sachs, Bank of America Merrill Lynch, Morgan Stanley und Citi. Erst an sechster Stelle steht mit der Deutschen Bank ein nichtamerikanisches Haus, hinter dem sich mit Barclays, Credit Suisse und UBS weitere europäische Häuser sowie schließlich Wells Fargo einreihen.Der Abstand ist enorm. Die führende J. P. Morgan erlöste Dealogic zufolge im Investment Banking in den ersten neun Monaten dieses Jahres mit 4,6 Mrd. Dollar und einem Marktanteil von 8,2 % weitaus mehr als die sechstplatzierte Deutsche Bank mit 2,7 Mrd. Dollar und einem Marktanteil von 4,8 %.Ein Blick in die einzelnen Sparten des Investment Banking zeigt ebenfalls, womit die Deutsche Bank zu kämpfen hat. Im Anleihegeschäft (Debt Capital Markets, DCM), wo die Deutsche Bank an vierter Stelle steht, erlöste die Bank in den drei Quartalen bis Ende September Dealogic zufolge 865 Mill. Dollar, die führende J. P. Morgan allerdings 1,3 Mrd. Dollar. In der Fusionsberatung (Mergers & Acquisitions, M & A), ihrem der Aufstellung zufolge gemessen an den Erlösen von 668 Mill. Dollar zweitwichtigsten Bereich, rangiert die Deutsche Bank weltweit nur auf Rang 8. Die führende Goldman Sachs (2 Mrd. Dollar) oder die hierbei zweitplatzierte J. P. Morgan mit Erlösen von 1,44 Mrd. Dollar erscheinen unerreichbar.Aber auch im Aktiengeschäft (Equity Capital Markets, ECM) fällt der Abstand der Deutschen Bank auf Rang 6 mit 617 Mill. Dollar zur führenden J. P. Morgan (1,1 Mrd. Dollar) auf. Lediglich im Geschäft mit syndizierten Krediten kann die Deutsche Bank an dritter Stelle (544 Mill. Dollar) halbwegs hinter J. P. Morgan (784 Mill. Dollar) und Bank of America (712 Mill. Dollar) mithalten.Im Gesamtjahr 2014 konnte der deutsche Branchenprimus immerhin noch in sieben einzelnen Sparten des Investment Banking die Top 3 erreichen, wie aus einer Studie von Citi-Research sowie einer Präsentation von J. P. Morgan hervorgeht (siehe Grafik). J. P. Morgan schaffte dies dagegen in 15 der in der Grafik aufgeführten 16 Sparten, dabei in acht Sparten sogar als führend – lediglich im Aktienhandel steht das Haus auf Rang 6.Unter dem Strich kämpfen die Investmentbanken allerdings unisono mit schrumpfenden Einnahmen, wie die jüngsten Quartalsergebnisse der großen US-Banken zeigen. Allem voran die Flaute im Handel hat die Banken mit Wucht getroffen. Vor allem mit festverzinslichen Produkten sowie Währungen und Rohstoffen lief es nicht gut – Produkte, die im Bereich Fixed Income, Currency & Commodities (FICC) zusammengefasst sind. Niedrige Zinsen und die hinausgeschobene Zinswende in den USA, schwache Konjunkturaussichten sowie schärfere Regularien und Kapitalregeln forderten ihren Tribut. Während andere Häuser ihre Aktivitäten in FICC längst zurückgeschraubt hatten, darunter allen voran die Schweizer UBS, hatte die Deutsche Bank ihren Marktanteil 2014 infolgedessen zwar ausbauen können. Welchen Beitrag dieser Bereich im gerade abgeschlossenen dritten Quartal zum Ergebnis liefert, bleibt nun abzuwarten. Volatiler HandelEin Indiz, dass es auch bei der Deutschen Bank mindestens dort nicht so rosig verläuft, gibt die gerade angekündigte Neustrukturierung. Denn das ehemalige Corporate Banking & Securities (CB & S) soll per Januar 2016 in zwei Bereiche aufgeteilt werden, wobei die hoch volatilen Handelsaktivitäten, die zudem enorme Kapitalressourcen binden, in den neuen Unternehmensbereich Global Markets weggeschoben werden. Den Kern bildet dann – wie dies andere Häuser längst vollzogen haben – eine Unternehmenskunden- und Investmentbank (Corporate & Investment Banking, CIB), die sich kundenorientiert auf Unternehmensfinanzierung (Corporate Finance) und das dazu passende Global Transaction Banking – wo die US-Häuser besonders stark sind – fokussiert. Die Aufholjagd kann beginnen.