Von Andreas Heitker, BrüsselDie Uhr tickt. Nur noch gut ein Jahr bleibt, um die neue europäische Zahlungsdiensterichtlinie PSD 2 in nationales Recht umzusetzen. Die neuen Regeln, dessen sind sich die Experten einig, werden einen erheblichen Einfluss auf die Geschäfte und Wertschöpfungsketten der Banken haben. Vor allem die Öffnung des Zahlungsverkehrs für Nichtbanken und ein standardisierter Zugang zu Bankinfrastruktur und Kundendaten wird ganz neue Wettbewerbsspielräume in der Branche schaffen. Zugleich soll das elektronische Bezahlen durch eine “starke Kundenauthentifizierung” für alle Beteiligten sicherer gestaltet werden.Bei den Finanzinstituten greift PSD 2 also direkt in das Kerngeschäft ein. Beim Bundesverband deutscher Banken gibt man sich dennoch betont gelassen: “Das immer wieder bemühte Stereotyp von den verschlafenen Banken, denen die agilen Fintechs die Butter vom Brot wegessen, hält der Wirklichkeit nicht stand”, betonte jüngst Hauptgeschäftsführer Michael Kemmer. Auch mit Fintechs seien bereits viele “fruchtbare Partnerschaften” entstanden.Wie der neue gesetzliche Rahmen für die Institute ganz genau aussehen wird, ist allerdings noch längst nicht klar. Ein erster Referentenentwurf des Bundesfinanzministeriums zum aufsichtsrechtlichen Teil liegt seit wenigen Tagen auf dem Tisch und wird aktuell von der deutschen Kreditwirtschaft analysiert. Die zivilrechtlichen Vorgaben aus dem Justizministerium folgen noch. Bis Mitte Januar müsste die European Banking Authority (EBA) eigentlich die technischen Regulierungsstandards vorlegen, insbesondere zum Thema Kundenauthentifizierung. Zu bisherigen Entwürfen hatte es aber aus der Payment-Branche und dem Handel Kritik gehagelt, so dass jetzt auch eine Verschiebung möglich scheint. Ohnehin müssen die technischen Standards erst 18 Monate nach Verabschiedung durch die EU-Kommission angewendet werden – und damit wohl erst ab Herbst 2018.Die Unsicherheiten sind also noch groß. Dennoch hat PSD 2 schon längst einen “tiefgreifenden Sinneswandel in der Branche” angestoßen, wie der Finanzberater Capco festgestellt hat. Entstehen soll EU-weit ein neues Level Playing Field. Und neue Anbieter – wie etwa Apple Pay – sitzen schon längst in den Startlöchern, um hiervon zu profitieren.