26. DEUTSCHER SPARKASSENTAG

Die Debatte um die Superlandesbank lebt auf

SVWL-Präsidentin Buchholz auf Linie von Schleweis

Die Debatte um die Superlandesbank lebt auf

Von Bernd Neubacher, Hamburg Die Debatte um die Superlandesbank lebt und ist wohlauf. Dafür hat Sparkassenpräsident Helmut Schleweis gesorgt, als er zum Auftakt des 26. Sparkassentages nochmals für die Idee einer Sparkassen-Zentralbank warb. Dazu hat aber auch Liane Buchholz beigetragen. In einem Beitrag für die Zeitschrift für das gesamte Kreditwesen hat die Präsidentin des Sparkassenverbandes Westfalen-Lippe, deren Vorgänger Rolf Gerlach durchaus nicht immer auf einer Linie mit dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband (DSGV) lag, ebenfalls eine Lanze für den Vorschlag gebrochen. “Eine Notwendigkeit”Das Ausmaß der jeweils diagnostizierten Zwangsläufigkeit unterscheidet sich dabei nur graduell. Ein Spitzeninstitut in der Rechtsform einer bundesunmittelbaren Anstalt öffentlichen Rechts unter Rechtsaufsicht des Bundesfinanzministeriums stelle “eine Notwendigkeit für die Geschäftstätigkeit der deutschen Sparkassen dar”, postuliert Buchholz; insgesamt sehe er “keine gute Alternative”, meint Schleweis. Der Zeitpunkt sei günstig, argumentiert Buchholz. Denn die Bundesregierung habe erkennbar Interesse, “den Bankenstandort Deutschland zukunftsfest aufzustellen”, konstatiert sie mit Blick auf die offenbar in Berlin initiierten Gespräche von Deutscher Bank und Commerzbank.”Die Volks- und Raiffeisenbanken haben, bezogen auf ein Spitzeninstitut, in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben gemacht. Als Sparkassenfamilie haben wir Nachholbedarf”, heißt es weiter. Wie Schleweis schwebt dabei auch Buchholz auf lange Sicht offenbar ein Gebilde in möglichst vollständigem Besitz des Sparkassensektors vor, ohne Bundesländer. In ihren Worten: “In der Sparkassenorganisation könnten neue Räume inhaltlichen Konsenses entstehen – durch eine erkennbare Offenheit einzelner Landesbankeneigentümer für eine Exit-Strategie.”Während sich die Gespräche der beiden deutschen Großbanken über einen Zusammenschluss also Ende April schon nach gut einem Monat totgelaufen hatten, hält die Debatte um eine Konsolidierung auf Ebene der Landesbanken, wenn auch mit weitaus weniger Eile, nun also schon seit über einem halben Jahr an. Und wie sich zeigt, klingt die Idee der Bündelung von Kräften zwar bestechend. Je konkreter die Überlegungen freilich werden, umso stärker tun sich Hürden auf.Zwar dürfte Buchholz mit ihrem Postulat, Kernziel einer Konsolidierung müsse es sein, “den Wettbewerb mit Sparkassen zu beenden”, gerade bei den öffentlich-rechtlichen Primärinstituten offene Türen einrennen. Auch will es nicht jeder Akteur im Sparkassenlager verstehen, warum sich BayernLB, Helaba, LBBW und Nord/LB jeweils eigene Niederlassungen in New York leisten oder Landesbanken außerhalb der Grenzen ihres Bundeslandes auf die Suche nach Firmenkunden gehen. Auf dem Sparkassentag ist überdies der Hinweis auf eine potenziell höhere Stabilität eines solchen Konstrukts zu hören. Nur weil die großen Landesbanken derzeit sehr solide daherkämen, heiße dies nicht, dass dies im nächsten Konjunkturabschwung so bleiben werde, heißt es. Eine überregionale Bündelung würde es ermöglichen, Klumpenrisiken zu mildern und einen notwendigen Risikoabbau voranzutreiben, führen die Verfechter eines Zentralinstituts denn auch ins Feld.Eine Kombination aus Helaba, LBBW, Nord/LB, Berlin Hyp und DekaBank – Bayern hatte als Mehrheitseigner der BayernLB ja Mitte Februar in seinem Beteiligungsbericht wissen lassen, dass derzeit “weder ein (Teil-)Verkauf der Beteiligung noch eine Fusion mit einem anderen Institut zur Debatte” stehe – brächte eine Bilanzsumme von über 600 Mrd. Euro auf die Waage und hätte einen Ertragsmix, in dem keiner der Bereiche Firmenkunden, Asset Based Finance, Immobilien, Kapitalmarkt, Assetmanagement und Massengeschäft auf einen Anteil von mehr als 20 % käme.Jenseits solch allgemeiner Überlegungen aber wird auch rasch klar, was einen Konsens über eine Realisierung der Idee noch für geraume Zeit verhindern dürfte. Vorbehalte sind etwa im Südwesten der Republik spürbar. Die LBBW habe sich nicht akribisch stabilisiert, um sich mit den Aktiva etwa der Nord/LB neuerlich auf unbekannte Risiken einzulassen, heißt es dort. Fritz Kuhn, Oberbürgermeister der mit 19 % an der LBBW beteiligten Stadt Stuttgart, warnte schon vor Monaten vor einem “nicht kalkulierbaren Abenteuer”. Sorge um die GravitationDurchaus mit Argwohn wird im Ländle etwa die Helaba betrachtet. Auf der einen Seite geht die Befürchtung um, angesichts der Gravitationskraft würde das Machtzentrum eines Sparkassen-Zentralinstituts zwangsläufig in Frankfurt sein. Zugleich werden Zweifel an der Bereitschaft der Landesbank Hessen-Thüringens formuliert, in ein solches Zentralinstitut etwa die Frankfurter Sparkasse oder die gewichtigen Immobilienaktivitäten einzubringen. Gerade in Baden-Württemberg stehen die in der Automobilwirtschaft verwurzelten LBBW-Kunden derzeit ihrerseits vor tiefgreifenden Umwälzungen ihrer Branche – eine Landesbank, die sich auf absehbare Zeit mit einer Umstrukturierung ihres Sektors beschäftige, habe ihnen noch gefehlt, wird überdies argumentiert. Vor Schleweis beziehungsweise seinen Nachfolgern liegt noch eine weite Wegstrecke.