Die Deutsche Bank baut um
Um neue Kunden und zusätzliches Geschäft im Mittelstand zu akquirieren, baut die Deutsche Bank ihre Sparte Private & Business Clients um. Unter anderem soll der Geschäftsbereich künftig rund 11 500 bisher vom Investment Banking versorgte Kunden betreuen. Zugleich wertet das Institut seine Filialen auf.bn Frankfurt – Zehn Monate nach Antritt des Führungsduos Jürgen Fitschen und Anshu Jain ordnet die Deutsche Bank ihre Privat- und Firmenkundensparte neu, um das Geschäft mit Mittelständlern zu forcieren. Die Nähe zu Firmenkunden will die Gesellschaft erhöhen, dazu sollen ihre Filialen aufgewertet werden. Die Änderungen sind noch in diesem Jahr geplant. In einer Mitteilung vom Dienstag ist die Rede von einer “Bündelung der Mittelstandskompetenz im erweiterten Unternehmensbereich Privat- und Geschäftskunden”.Erweitert wird die Sparte um rund 11 500 Firmenkunden, auch aus dem öffentlichen Sektor, welche bislang die Corporate & Investment Bank des Instituts betreut. Sie werden mit den Privat- und Geschäftskunden im bisherigen Segment Advisory Banking Germany zu einem neuen Bereich Privat- und Firmenkunden zusammengelegt. Dieser bildet mit der Postbank und dem Auslandssegment Advisory Banking International die von Deutsche-Bank-Vorstandsmitglied Rainer Neske geleitete Sparte Private & Business Clients (PBC).Es handele sich um ein Wachstums-, und nicht um ein Restrukturierungsprogramm, heißt es in der Bank. Die Kosten des Umbaus seien überschaubar.Mit der Neuordnung einher gehen personelle Veränderungen. Als Leiter des neuen Bereichs Privat- und Firmenkunden wird Wilhelm von Haller berufen, der zu Monatsbeginn als Vorstandsvorsitzender der Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim ausgeschieden war, sowie Thomas Rodermann, Sprecher des Vorstands von Deutsche Bank Privat- und Geschäftskunden AG.Im Investment Banking werden damit nur mehr 1 400 große Firmenkunden bleiben. Insgesamt zählt die Deutsche Bank rund 900 000 Firmen- und Geschäftskunden. 250 StandorteDem Management schwebt zudem vor, dass alle Kunden aus dem Mittelstand “Zugang zu globaler Produktexpertise” erhalten. Dazu will die Bank “180 zusätzliche Beratungszentren” in allerdings schon bestehenden Filialen einrichten. Damit betreue die Deutsche Bank künftig ihre Firmenkunden an 250 Standorten im Bundesgebiet, teilt das Institut mit. Mit seinen Maßnahmen will das Institut, das im Segment der großen Firmenkunden eine führende Position innehat, offenbar die Marktdurchdringung im Segment der übrigen Mittelständler erhöhen. Von Bemühen um mehr Kundennähe zeugt auch die Ankündigung der Bank, “mehr Verantwortung aus der Zentrale” in die Filialen zu verlagern, um Entscheidungen zu beschleunigen. Auch sollen die Zweigstellen dem Vernehmen nach mehr Freiheiten erhalten, was etwa die Gestaltung ihres Angebots sowie Tätigkeitsschwerpunkte angeht.Bei Präsentation ihrer Strategie auf einem Investorentag im September hatten die Deutsche-Bank-Co-Chefs Fitschen und Jain erklärt, die Gesellschaft solle in ihrem Heimatmarkt bis 2015 in jährlichen Raten zwischen 10 und 20 % wachsen. Bis 2015 wollten sie zudem das Kreditvolumen bundesweit um mindestens 10 Mrd. Euro ausweiten.Das Geschäft mit dem deutschen Mittelstand ist schon seit längerem branchenweit in aller Munde. Infolge der Finanzkrise, vor allem aber im Zuge einer strikteren Regulierung von Investment-Banking-Geschäften besinnt sich die Kreditwirtschaft verstärkt zurück aufs Firmenkundengeschäft. Angesichts einer Vielzahl von Wettbewerbern sind sogar schon Zweifel laut geworden, ob der Markt allen Spielern noch Platz bietet. So erklärte Andreas Schmitz, Vorstandssprecher von HSBC Trinkaus und bis Ende März noch an der Spitze des Bundesverbands deutscher Banken, angesichts des Run zahlreicher Banken auf das mittelständische Firmenkundengeschäft im Interview der Börsen-Zeitung: “Das ist so nötig wie ein Schuss ins Knie.” Präsenz im Inland steigernUm die “Präsenz und Sichtbarkeit im Inland” zu steigern, richtet das Institut zudem fünf Positionen für Leiter von Geschäftsregionen ein. Diese sollen das Institut in ihrem jeweiligen Gebiet als Universalbank vertreten und die Aktivitäten der Bank über alle Unternehmensbereiche und Kundengruppen hinweg koordinieren, von Privatkunden bis hin zu Institutionellen im Wealth Managemen t.Als Leiter für die Region Nord/Hamburg wird Cornel Wisskirchen berufen, Global COO für Regional Management, COO Europa und COO Deutschland. Harald Eisenach, der die Region Nordost des Firmenkundengeschäfts in Deutschland leitet, wird für die Region Ost/Berlin zuständig sein. Ulrich Schürenkrämer, Mitglied des Management Committee Deutschland sowie des Corporate Finance Executive Committee der Deutschen Bank, wird mit der Region Süd/München betraut. Martin Renker, der die strategische und operative Verantwortung für die Regionen Nord im Private Wealth Management Deutschland verantwortet, soll sich um die Region West/Düsseldorf kümmern. Andreas Torner, im angestammten Privatkundengeschäft der Deutschen Bank zuständig für den Geschäftsbereich Multikanal, soll sich um die Region Mitte/Frankfurt am Main kümmern. Alle Geschäftsregionen-Leiter werden ihre bisherigen Positionen aufgeben, sie berichten direkt an Co-Deutsche-Bank-Chef Jürgen Fitschen.