Die Deutsche Bank wird sicherer
Ein Abbau von Bilanzsumme und Risikoaktiva macht die Deutsche Bank sicherer. Ihren Zielen für die harte Kernkapital- sowie für die Verschuldungsquote ist die Gesellschaft im zweiten Quartal zügig nähergekommen. In seinem Kerngeschäft des Wertpapierhandels hingegen schwächelt das Institut.Von Bernd Neubacher, FrankfurtDie Deutsche Bank wird sicherer. Dank des Abbaus von Risiken und Aktiva hat das Institut im zweiten Quartal seine harte Kernkapitalquote sowie die Verschuldungsquote (Leverage Ratio) deutlich hochgefahren, etwas stärker noch als bei der vorzeitigen Bekanntgabe vorläufiger Zahlen zu Beginn vergangener Woche avisiert: Während die harte Kernkapitalquote nach Angaben vom Mittwoch im Verlauf des zweiten Quartals um 30 Basispunkte sowie binnen Jahresfrist um 1,9 Prozentpunkte auf 13,7 % anzog, kam die Leverage Ratio, volle Umsetzung der Baseler Kapitalregeln unterstellt, um ebenfalls 30 Basispunkte bzw. seit Juni 2017 um 80 Basispunkte auf 4 % voran. Als das Institut vorab überraschend starke Ergebnisse publiziert hatte, hatte es die Werte auf 13,6 % bzw. 3,9 % beziffert. Institut passt Ziel anDamit ist die Bank einer Erfüllung ihrer eigenen Quotenvorgaben nähergekommen. Im März vergangenen Jahres, als sie eine 8 Mrd. Euro schwere Aktienemission ankündigte, hatte sie als Ziel neben einer “bequem über 13 % liegenden” harten Kapitalquote eine Leverage Ratio von 4,5 % versprochen. Den Abstand zu ihrer Wunsch-Leverage-Ratio verkürzt die Bank nun auch durch eine Änderung der Definition. So peilt sie die Marke von 4,5 % neuerdings nur mehr ausdrücklich auf Basis der Baseler Übergangsregelungen an – nach dieser Rechnung liegt das Haus schon jetzt bei 4,2 %. Gerade die Verschuldungsquote verhält sich notorisch träge, da sie das Eigenkapital nicht wie die harte Kapitalquote in Relation nur zu den Risikoaktiva, sondern zur gesamten Bilanzsumme setzt. Der Schub um 30 Basispunkte im zweiten Quartal entspricht nun zur Hälfte dem Effekt, den die Bank 2017 mit ihrer milliardenschweren Aktienemission erzielte. Diesmal hat das Management indes den Divisor verändert – im Zuge ihrer neuerlichen Restrukturierung, die deutliche Einschnitte unter anderem im US-Handel vorsieht, haben sich allein gegenüber Ende März 57 Mrd. Euro und binnen Jahresfrist 148 Mrd. Euro Bilanzsumme verflüchtigt. Die Risikoaktiva sanken derweil um 6 Mrd. bzw. 7 Mrd. Euro. Vor der Kapitalerhöhung im März 2017 hatte die Deutsche Bank ihre Kapitaldecke jahrelang chronisch knapp gehalten, was sie am Kapitalmarkt einiges an Kredit gekostet hatte. Zweifel, ob sich die Bank wie geplant neu ausrichten kann, ohne dass hohe Restrukturierungskosten die Kapitalbasis schmälern, begleiten das Institut nach wie vor. Auch angesichts des unerwartet hohen Quartalsgewinns von netto 401 Mill. Euro im zweiten Quartal macht das Management gut Wetter: “Wie versprochen passen wir wichtige Geschäftsfelder zügig an, sind bei den Kosten auf einem guten Weg und verfügen über eine ausgezeichnete Bilanzqualität”, erklärte der im April angetretene Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing am Mittwoch. “Das verschafft uns Spielraum, nun dort zu investieren, wo wir besonders stark sind.”Um investieren zu können, muss die Bank freilich nicht nur Risikoaktiva freisetzen, um Eigenkapital andernorts einzusetzen, sondern idealerweise Eigenkapital auch durch Gewinnthesaurierung bilden. Da hapert es nach wie vor: Zwar weist die Bank für das erste Halbjahr 2018 einen Nettogewinn von 521 Mill. Euro aus, dies ist allerdings nur die Hälfte des Vorjahreswertes. Im zweiten Quartal fiel der Nettogewinn binnen Jahresfrist um 14 % auf 401 Mill. Euro. So hat die Kernsparte Corporate & Investment Bank von März bis Juni mit 475 Mill. Euro vor Steuern 22 % weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Dass ihre Einnahmen binnen Jahresfrist nur um 1 % nachgegeben haben, ist nicht zuletzt der von einem Verkaufserlös profitierenden Transaktionsbank zu verdanken. Im Wertpapierhandel, nach Erträgen der wichtigste Bereich der Kernsparte, haben sich im Zuge des Bilanzabbaus zum Vorquartal nicht weniger als 14 % und binnen Jahresfrist 16 % der Erträge verflüchtigt. Im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen, das allein für 38 % der Einnahmen der Corporate & Investment Bank steht, sind sie gegenüber dem Vorjahresquartal um 17 % auf 1,372 Mrd. Euro eingebrochen. Wie im Konzern versichert wird, liegt dieser Rückgang noch im Rahmen der Erwartungen, allerdings zielt die Bank dort im Mittel auf Quartalserträge um 1,6 Mrd. Euro ab. Im Emissions- und Beratungsgeschäft hingegen hat das Haus seinen an Provisionen gemessenen Marktanteil, der seit Jahren unter Druck steht, binnen Jahresfrist eigenen Angaben zufolge auch dank eines höheren Marktanteils in den Leverage Debt Capital Markets von 3,2 % auf 3,4 % gesteigert.Diese Entwicklung mündet in einer Anpassung des Ausblicks. “Wir erwarten, dass die Erträge aus dem Emissions- und Beratungsgeschäft in 2018 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum im Wesentlichen unverändert bleiben werden”, heißt es nun im Zwischenbericht. Nach dem Startquartal hatte die Bank noch “einen Rückgang der Erträge aus dem Emissions- und Beratungsgeschäft im Vergleich zum Vorjahr” prognostiziert.Konzernweit haben unterdessen Restrukturierungskosten dafür gesorgt, dass der Aufwand binnen Jahresfrist um 1 % zugelegt hat. Der Stellenabbau in den kundennahen Bereichen sei “bereits weit fortgeschritten”, teilt die Bank mit, welche die Zahl ihrer Mitarbeiter bis zum Jahresende auf weniger als 93 000 und bis Ende 2019 auf deutlich unter 90 000 senken will. Ende Juni zählte das Haus 95 429 Vollzeitstellen, 1 % weniger als vor Jahresfrist mit 96 652. Nach den kundennahen Bereichen dürfte die Bank nun vermehrt ihre Infrastruktur durchleuchten, um Potenzial für weitere Einsparungen zu orten.In ihrem Privatkundengeschäft hat die Deutsche Bank im zweiten Quartal mit 2,542 Mrd. Euro 4 % weniger als im Vor- und 1 % weniger als im Vorjahresquartal eingenommen. Im Inland, wo das Haus im Mai seine Retail-Aktivitäten mit jenen der Postbank zusammengeführt hat, zogen die Einnahmen dabei dank eines positiven Sondereffekts um 4 % binnen Jahresfrist an. Bereinigt seien sie dort leicht gesunken, heißt es: “Das Ertragswachstum aus Immobilien- und Firmenkrediten wurde durch den anhaltenden Margendruck im Einlagengeschäft und geringere Erträge aus Zinsabsicherungsgeschäften mehr als ausgeglichen.” Hinzu kamen sinkende Einnahmen jenseits der Landesgrenzen, im Wealth Management sowie der negative Ertragseffekt von Veräußerungen. Vor allem eine höhere Risikovorsorge sorgte unter dem Strich dafür, dass der Vorsteuergewinn der Private & Commercial Bank um 23 % auf 262 Mill. Euro gefallen ist.