Die Deutschen sind clevere Kryptoinvestoren

Umfrage vom Blockchain Research Lab liefert erstmals Einblick in Umgang mit Bitcoin und Co - Viele haben schon Gewinne realisiert

Die Deutschen sind clevere Kryptoinvestoren

Von Björn Godenrath, FrankfurtEines der gängigen Vorurteile zu Kryptowährungsinvestoren lautet ja, dass es sich um Zocker handelt, die nur auf den schnellen Euro bzw. Bitcoin spekulieren. Der Hype rund um die Bitcoin-Hausse hatte gerade dazu eingeladen, solche Vorstellungen zu manifestieren. Doch wirklich untersucht hat bislang niemand, wie es en detail mit den Deutschen und ihrem Verhältnis zu Kryptowährungen steht. Early Adopter gut gefahrenDem wurde nun dank einer repräsentativen Umfrage unter der hiesigen Internetbevölkerung durch das Hamburger Blockchain Research Lab Abhilfe geschaffen. Eines der Ergebnisse: Der Besitz von Kryptowährungen ist bei 62 % der Befragten ideologisch motiviert – bestenfalls 15 % ist die “Bibel” des Satoshi Nakamoto egal, sie wollen nur Handelsgewinne einfahren oder sich einfach in der neuen Disziplin erproben. Bemerkenswert: 21 % der deutschen Internetnutzer besitzen oder besaßen Kryptowährungen – was im Umkehrschluss bedeuten kann, dass viele als Early Adopter Gewinne realisiert haben. Für diese These spricht, dass 58 % der Besitzer von Kryptowährungen auch Mining betrieben haben, davon 20 % schon vor mehr als einem Jahr.Die Tatsache, dass diese Kryptowährungskäufer ihre Rechnerkapazitäten für das Schürfen von Bitcoin eingesetzt haben, illustriert, dass es sich in der Regel um gebildete Menschen mit hohem IT-Wissen – das belegen auch die Daten aus der Umfrage: jung, männlich, gute Ausbildung sowie ein überdurchschnittliches Einkommen. Beim Mining müssen umfangreiche Rechenaufgaben gelöst werden, wofür reichlich Prozessorleistung benötigt wird. Von maximal 21 Millionen Bitcoin wurden bislang gut 17 Millionen geschürft.Dass sich der Handel mit Kryptowährung lohnen kann, zeigen die Daten zur Wertentwicklung. Im Durchschnitt haben Besitzer von Kryptowährungen laut Umfrage einen Wertzuwachs von 128 % erzielt. Das Gros der Investments sei über Bitcoin.de erfolgt, so der Mitgründer der vor einem Jahr gegründeten gemeinnützigen Gesellschaft Ingo Fiedler. Die Blockchain Research Lab gGmbH hat sich der Förderung unabhängiger Wissenschaft und Forschung im Bereich der Blockchain-Technologie verschrieben und fördert eigenständige, interdisziplinäre Forschung sowie die Veröffentlichung von deren Ergebnissen. Regulierte HandelsplätzeÜber welche Handelsplätze Bitcoin-Transaktionen mit welchen Volumina laufen, dazu hat Fiedler wie zu allen weiteren erhoben Punkten noch granulare Daten. Das ist bedeutsam für die dynamischer werdende deutsche Kryptobranche. So hat die Börse Stuttgart mit der “Bison App” ein erstes Kryptoangebot eines regulierten Handelsplatzes lanciert, demnächst soll der Handel von digitalen/tokenisierten Assets über die Börse starten. In der Schweiz steht die Six in den Startlöchern für einen Handelsplatz von digitalen Assets. Im Wettbewerb der Finanzplätze blicken die Investoren derzeit nach Berlin, wo nach Abschluss der öffentlichen Konsultation zur Jahresmitte ein Gesetzesrahmen zum Handel und zur Aufbewahrung von digitalen Assets stehen soll. Für reine Blockchain-Systeme, über die tokenisierte Assets wie Anleihen emittiert wurden, sollen Pflichten zum Nachhandel entfallen, in dem bislang eine zentrale Verwahrung sowie die physische Verbriefung einer Globalurkunde vorgeschrieben ist.Damit würden Kryptowährungen dann auch für institutionelle Investoren interessanter, wäre damit doch auch Rechtssicherheit für die ordnungsgemäße Wertpapierverwahrung gegeben – in den USA hat mit Fidelity in Dickschiff der Finanzbranche eine solche “Crypto Custody” geschaffen. Noch sind es aber vor allem private Investoren, die sich an Bitcoin und Co. heranwagen. Bei 87 % der deutschen Internetnutzer sind Kryptowährungen dem Blockchain Research Lab zufolge bekannt, mit Bitcoin klar an der Spitze. Aber auch mit Ethereum, Litecoin, Dash und Ripple sind schon einige vertraut. Dabei hat der Einstieg in Kryptowährungen in den letzten Jahren erhebliche Dynamik erfahren; insbesondere seit 2015, das zeigen die Daten. Für 2019 ergibt sich interpoliert eine leichte Abschwächung – wahrscheinlich eine Folge des “Kryptowinters”, also gesunkener Notizen. Zuletzt ging es aber spürbar aufwärts.Durchgeführt wurde die Online-Befragung zwischen dem 8. Februar und dem 28. März von dem Panelanbieter Moweb Research. Teilgenommen haben 3 864 Personen.