Die erste Welle der Digitalisierung ist bewältigt

Roland-Berger-Studie: Monetarisierung neuer Dienste fällt den Retailbanken aber schwer

Die erste Welle der Digitalisierung ist bewältigt

bg Frankfurt – Bei europäischen Retailbanken wächst die Erkenntnis, dass die Möglichkeiten zur Schaffung zusätzlicher Erlösquellen im Rahmen ihrer Digitalisierung begrenzt sind. Dies ist eine der zentralen Erkenntnisse des zweiten “Retail Banking Survey” der Beratungsgesellschaft Roland Berger. Über verschiedene Funktionen könnten jedoch signifikante Kosteneinsparungen realisiert werden, insbesondere mit aus der Automatisierung gewonnenen Effizienzen im Middle und Back Office, heißt es. Teil der Erlöse bedrohtDa im Rahmen der von den Fintechs angestoßenen Disintermediation 20 bis 30 % der Erlöse im Massengeschäft bedroht sind, drängt Roland Berger die Institute dazu, ihre Transformation zu beschleunigen, um den Druck abfedern zu können. Fintechs greifen insbesondere in den Bereichen Zahlungsverkehr, Kreditvergabe sowie im beratungsfreien Investmentgeschäft an. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, modernisieren die Banken ihre Innovationstechniken und binden zum Beispiel externe Entwickler für die Schaffung offener Schnittstellen (API) ein. In Innovationszentren wird in Zusammenarbeit mit Fintechs die Nutzbarkeit von neuen Technologien wie der Blockchain erprobt. Damit sind die Banken besser gerüstet für einen möglicherweise schnell vonstattengehenden technologisch induzierten Wandel.Um daraus auch zusätzliche Erlöse ziehen zu können, widmen die Banken bis zu 20 % ihres IT-Budgets der Digitalisierung (siehe Grafik). Höchste Priorität genießen für Europas Banken dabei Entwicklungen für Produkterweiterungen sowie für neue Erlösquellen auf mobilen Endgeräten, wie die Studie zeigt. Für deutsche Institute rangiert dieser Punkt am unteren Ende der Skala – sie sind derzeit vor allem an einer Öffnung ihrer Dienste für Drittparteien interessiert, um auf diesem Weg ihre Vertriebskraft zu stärken. Insgesamt gehe es den Banken bei der Digitalisierung derzeit vor allem darum, bestehende Erlösströme zu festigen sowie das Erlebnis von Kunden – die von anderen Internetdiensten sofortige Bedürfnisbefriedigung gewohnt sind – zu verbessern, heißt es. Für die Studie hat Roland Berger 65 europäische Institute unter die Lupe genommen. Mit Vollendung der ersten Digitalisierungswelle, die vor allem einfache Online-Transaktionen umfasste, stehen die Banken Roland Berger zufolge nun vor der Herausforderung, für komplexere Kundenbedürfnisse eine geschlossene Kette an Online-Prozessen zu schaffen. Dabei geht es etwa um Versicherungs- und Kreditprodukte. Bei dieser zweiten Welle sei immer noch nicht klar, ob das Smartphone eine dafür geeignete Plattform darstellt, geben die Berater zu bedenken. Bemängelt wird, dass zwei Drittel der Banken Kundeninformationen verlieren, wenn zwischen dem digitalen und physischen Kanal gewechselt wird. Und nur 56 % der deutschen Banken nutzen externe Kundendaten zur Personalisierung der Kundenansprache.