12. CORPORATE BANKING TAG DER BÖRSEN-ZEITUNG

Die fetten Jahre sind vorbei

Noch brummt das Kreditgeschäft - Aber die steigende Risikovorsorge und der Trend zu kurzen Laufzeiten lassen Abkühlung erwarten

Die fetten Jahre sind vorbei

Trotz des starken Wettbewerbs verdienen Banken und Sparkassen im Geschäft mit Krediten an Firmenkunden gut. In diesem Jahr werden sie nach Berechnungen der Beratungsgesellschaft ZEB von den rund 33 Mrd. Euro Erträgen einen Ergebnisbeitrag von 11 Mrd. Euro erwirtschaften, doch die Risikokosten steigen.lee Frankfurt – In Zeiten niedriger und negativer Zinsen gewinnt das Kreditgeschäft für die Banken und Sparkassen in Deutschland an Bedeutung. Wie Jens Sträter, Partner der Beratungsgesellschaft ZEB, am Donnerstag auf dem 12. Corporate Banking Tag der Börsen-Zeitung ausführte, hat sich der Anteil des Kreditgeschäfts am Ertragspotenzial der Banken seit 2014 um 2 Prozentpunkte auf 68 % erhöht. Bei einem stabilen Anteil der Provisionen von 30 % reduzierte sich infolge der negativen Zinsen der Anteil des Einlagengeschäfts. “Der lange Zeit gültige Vorteil einer Einlagenrefinanzierung wird zum strategischen Nachteil”, resümierte Sträter.In einem insgesamt wachsenden Markt konnten die Sparkassen in den vergangenen Jahren ihre unangefochtene Marktführerschaft ausbauen. Nach ZEB-Berechnungen erhöhte sich ihr Marktanteil seit 2014 um 1,4 Prozentpunkte auf 28,4 %. Noch stärker zulegen konnten die Kreditgenossenschaften und die Auslandsbanken (siehe Grafik). Die Verschiebungen der Marktanteile bei den Landesbanken und Regionalbanken sei durch die Privatisierung der HSH Nordbank geprägt – sie firmiert seit Anfang Februar dieses Jahres als Hamburg Commercial Bank (HCOB) und wird seither den Regionalbanken zugerechnet. Risikovorsorge versechsfachtObwohl das Kreditvolumen ohne Verbriefungen im ersten Halbjahr um 4 % zugelegt habe, neigen sich die fetten Jahre im Kreditgeschäft offenbar dem Ende zu. Das gilt insbesondere für die Ergebnisseite, die von der Normalisierung der Risikovorsorge gedämpft wird, wie Sträter betonte. Laut ZEB-Berechnungen hat sich die Risikovorsorge von Deutscher Bank, Commerzbank, DZ Bank, Helaba, Nord/LB, HSBC, HVB, LLBW und BayernLB in den ersten sechs Monaten 2019 im Vergleich zum rekordverdächtig niedrigen Vorjahreswert auf 879 Mill. Euro versechsfacht. “Die Herausforderung für die Banken besteht nun darin, sich im Firmenkundengeschäft wetterfest zu machen, ohne den Wachstumsschwung zu verlieren”, sagte Sträter. In der Annahme, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis 2024 um jährlich 1,3 % wächst, würden die Erträge im Firmenkundengeschäft um 2,5 % auf 37 Mrd. Euro zulegen, die Ergebnisse dagegen wegen der steigenden Risikokosten bei 11 Mrd. Euro stagnieren. Bei einem Nullwachstum müssten die Banken laut ZEB sogar einen Ergebnisrückgang auf 8 Mrd. Euro hinnehmen. KfW setzt auf 2020 Auch die KfW erwartet einen Rückgang. Wie Sebastian Wanke, Principal Economist der Bankengruppe, unterstrich, lag das Wachstum im Kreditneugeschäft im ersten Halbjahr mit 7 Prozentpunkten zwar erneut deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Wesentlicher Treiber seien dabei die kurzfristigen Kredite gewesen, die vermutlich der Finanzierung höherer Lagerbestände sowie der Überbrückung kurzfristiger Liquiditätsengpässe dienten. Damit spiegele die Art der Kreditnachfrage die aufgrund von Brexit und Handelsstreit befürchtete Konjunktureintrübung wider. Sollte US-Präsident Donald Trump wie von KfW-Research vermutet im Herbst 2020 den Handelskonflikt mit China beilegen, um wiedergewählt zu werden, dürfte sich die Konjunktur spürbar erholen. Diese müsse sich jedoch erst festigen, um die Dynamik des Kreditneugeschäfts nachhaltig zu beleben.