"Die gefährlichsten Angreifer"

Kampf um die Kundendaten - GFT-Technologies-Studie zu Mobile Payment

"Die gefährlichsten Angreifer"

In zwei Jahren wird die Hälfte der Konsumenten in entwickelten Märkten Smartphones zum mobilen Bezahlen nutzen, so die Marktforscher von Gartner Research. Für die Banken bedeuten die Umbrüche durch Mobile Payment erhebliche Herausforderungen, betonen die Autoren einer Studie von GFT Technologies.kb Frankfurt – Branchenfremde Player wie die großen Smartphone-Hersteller Apple, LG und Samsung sowie Internetkonzerne mit milliardenstarkem Kundenstamm – Facebook/Whatsapp, Google/Android – drängen auf den Zahlungsverkehrsmarkt. Google und Apple stünden mit ihren Payment-Lösungen sogar vor einem großflächigen Roll-out in Europa. Sie müssten deshalb in diesem Bereich als die “gefährlichsten Angreifer des Bankensektors” betrachtet werden, warnen die Autoren des “Whitepaper”, einer Marktanalyse zu Mobile Payments, von GFT Technologies. Diese Konzerne besäßen nicht nur oft die Kontrolle über die mobilen Endgeräte, also über Hardware und/oder Software, sondern könnten sich auch auf eine hohe Kundenzahl stützen. Android von Google ist das am meisten verbreitete Betriebssystem auf Smartphones (siehe Grafik). Aktuell suchten diese technologiegetriebenen Konzerne die Zusammenarbeit mit den Kreditkartenanbietern, würden in Europa aber auch auf Instant Payment setzen, so die Studie.Da Kundendaten das “Gold des digitalen Zeitalters” seien, würden die Internetkonzerne sich aber weniger für das Geschäft mit Mobile-Payment-Lösungen interessieren, sondern vor allem für die Analyse und Monetarisierung der Kundendaten. Banken und anderen Finanzinstitutionen ist es in den meisten Ländern jedoch untersagt, Zahlungsdaten – auch für Online- oder mobile Transaktionen – außerhalb des Unternehmens zu nutzen.Anders sehe dies jedoch in der digitalen Welt des Internets aus, so GFT Technologies: Der Kunde glaubt, dass sämtliche Daten, die er produziert, sein Eigentum sind, und Händler glauben, dass ihnen die Daten gehören, die der Kunde beim Kauf eines Produkts hinterlässt. Da aber Banken schon immer die Verantwortung für die Sicherheit und Vertraulichkeit aller Zahlungsvorgänge hatten, könnte man laut GFT durchaus argumentieren, dass die Banken den ersten Zugriff auf die gesammelten Kundendaten haben sollten. Bei diesem zentralen Punkt im Rahmen von Mobile Payment herrsche also noch Klärungsbedarf.Für Banken bedeute der Markteintritt von Android Pay (Google) und Apple Pay jedenfalls eine Zäsur, denn dieser könnte die Stellung der Banken im Bereich Zahlungsverkehr schwächen. Die Finanzhäuser sollten deshalb an Kooperationen mit starken Technologiepartnern interessiert sein, empfehlen die Whitepaper-Autoren.Gefährlich könnten den Finanzhäusern aber auch Vertreter aus dem rasant wachsenden Fintech-Umfeld werden, wie das Berliner Start-up N26 (Number 26), das gerade eine Vollbanklizenz erhalten hat und nun auf internationaler Ebene als vollwertiger Finanzdienstleister auftreten könne.Weiteres Ungemach drohe den Banken aus regulatorischen Vorgaben der EU. Mit der Zahlungsdienste-Richtlinie PSD2 werden die Banken gezwungen, Drittanbietern freien und unentgeltlichen Zugang zu den von ihnen geführten Konten zu gewähren. Dadurch können auch Nichtbanken als neue Zahlungsanbieter auftreten, so dass zahlreiche neuartige Finanzplattformen und Services entstünden, erwarten die Autoren.Auch die Einführung von Instant-Payment-Diensten in der Eurozone bereits 2018 sorge für Dynamik, denn diese Echtzeit-Überweisungen von Smartphone zu Smartphone gelten als Motor für mobile Bezahlsysteme in Europa. Gleichwohl hätten Banken gute Marktchancen dank ihrer Infrastruktur und langjährigen Expertise mit Zahlungsdiensten sowie aufgrund ihres hohen Vertrauensvorschusses mit Blick auf den Datenschutz. Zudem ließen sich die im Online-Banking bereits bewährten Registrierungs- und Authentifizierungsmechanismen in die mobile Infrastruktur einbinden, was Kunden den Einstieg in das kontaktlose Bezahlen mit dem Smartphone erleichtere. Inzwischen stehe in vielen Ländern eine funktionsfähige NFC-Infrastruktur mit mehr als 3,2 Millionen kontaktlosen Terminals bereit.