Die Hausbank der EU sitzt auf vollen Kassen
Von Detlef Fechtner, Brüssel Die Europäische Investitionsbank (EIB) will die Kapitalmärkte in den kommenden zwölf Monaten ähnlich stark anzapfen wie im abgelaufenen Jahr. “Die Bank plant, sich 2013 insgesamt 70 Mrd. Euro zu leihen”, kündigte die EIB an (vgl. BZ vom 22. Dezember). Dabei hofft sie auf anhaltend hohes Interesse von Kapitalgebern auch in China und Asien sowie in den Golfstaaten.Das Kreditengagement soll gleichzeitig ausgedehnt werden, angestrebt wird ein Betrag in der Größenordnung von 70 Mrd. Euro, was einem Plus von 40 % entspräche. Steigende Ausleihungen und stabiles Refinanzierungsvolumen sind kein Widerspruch, weil bereits 2012 Kapital aufgenommen wurde, das erst im neuen Jahr für Darlehen eingesetzt werden soll (Prefunding).Die Bank wird 2013 aus einer gestärkten Position heraus agieren können. Schließlich haben die Anteilseigner bekanntermaßen eine Kapitalerhöhung um 10 Mrd. Euro beschlossen, die jetzt wirksam wird. Einige Staaten haben bereits Beiträge einbezahlt, die anderen folgen mit Überweisungen in den nächsten Wochen. Die Kapitalausstattung der EIB steigt damit auf 242 Mrd. Euro, wobei von Bedeutung ist, dass es sich bei den zusätzlichen 10 Mrd. Euro um eingezahltes Kapital handelt. 160 neue StellenParallel zum steigenden Kreditgeschäft wird die Mitarbeiterzahl zunehmen. Die Bank wird voraussichtlich 160 zusätzliche Stellen schaffen. Bislang sind knapp 2 000 Männer und Frauen für die EIB tätig, die meisten von ihnen am Hauptsitz in Luxemburg.Die Aktivitäten der Bank konzentrieren sich in etwa gleichem Verhältnis auf vier Schwerpunkte: die Förderung von Klimaschutz, von Netz- und Infrastrukturausbau, von mittelständischen Firmen und von Innovationen. Gerade die Unterstützung für innovative Produkte und Produktionen wird, wie Experten der EIB bestätigen, lebhaft von kleinen und mittleren Unternehmen nachgefragt, darunter viele Familienfirmen – insbesondere in den finanziell angeschlagenen Staaten im Süden Europas, wo viele Betriebe der Zugang zu günstigem Kapital verschlossen ist, obwohl sie vielversprechende, marktgängige Erzeugnisse und Dienstleistungen anbieten können. Diese Unternehmen suchten einerseits langfristige Kredite zu relativ niedrigem Zins, den die EIB offerieren kann, weil keine Gewinnmarge, sondern nur eine überschaubare Verwaltungsmarge aufgeschlagen wird. Andererseits haben die Unternehmen nach Darstellung der Bank aber auch Interesse an der – mit dem Darlehen verbundenen – Projektberatung. Zugleich eröffnet die Tatsache, dass die EIB an Bord ist, Zugänge zu zusätzlichen Finanzierungsquellen, weil einige Investoren gerade in den finanziell angeschlagenen Staaten im Süden Europas ihr Geld vorzugsweise in Vorhaben mit “EIB-Siegel” stecken, berichten Fachleute der Bank.Die EIB knüpfe damit wieder an ihre Wurzeln an, da 1958 die Unterstützung des wirtschaftlichen Aufbaus des südlichsten Mitglieds, damals Italien, eine besondere Rolle spielte. Verändert habe sich in den vergangenen Jahren einiges in der alltäglichen Kreditpraxis. So sei zum einen der Anteil klassischer Verkehrsvorhaben gesunken – die EIB fördere “deutlich weniger Straße”.Zum anderen habe sich die Anbahnung von Geschäftsbeziehungen gewandelt. Dass ein Unternehmen mit einer vollständig vorbereiteten Projektidee anrücke und das Vorhaben direkt in die Due-Diligence-Prüfung gehe, sei nur noch selten der Fall. Vielmehr gehe mittlerweile die Bank gezielt auf Unternehmen zu und stelle ihre Ziele und Instrumente vor, um daraus Projekte zu entwickeln.Noch ist die EIB weder bei den Unternehmen noch in der breiten Öffentlichkeit so bekannt und vertraut, wie es die Bank selbst gerne hätte. Die Hausbank der EU will daher die Bemühungen verstärken, ihr Profil und ihre Rolle im europäischen Krisenmanagement deutlicher zu zeigen – und damit auch ihr Zusammenspiel mit anderen europäischen Institutionen wie dem Rettungsschirm ESM oder der Europäischen Zentralbank zu dokumentieren.