IM GESPRÄCH: NICOLAS CHAPUT

"Die Kunden sind uns gefolgt"

Oddo-Meriten-Chef will Geschäft weiter ausbauen - Vorerst ohne Fusionen

"Die Kunden sind uns gefolgt"

Von Gesche Wüpper, ParisFast ein Jahr nach der Fusion der Assetmanagement-Aktivitäten der französischen Finanzgruppe Oddo & Cie mit der Düsseldorfer Meriten Investment Management hat der Chef des neuen deutsch-französischen Vermögensverwalters im Gespräch mit der Börsen-Zeitung eine positive Bilanz gezogen. “Der Zusammenschluss hat uns ermöglicht, eine Hürde zu nehmen und an den internationalen Märkten sehr viel sichtbarer zu werden”, sagt Nicolas Chaput.”Wir sind jetzt der drittgrößte unabhängige Vermögensverwalter der Eurozone mit Standbeinen in den zwei wichtigsten europäischen institutionellen Märkten nach Großbritannien.” Die Tatsache, dass der fusionierte Vermögensverwalter seine Pfeiler in den zwei größten Märkten für Sparanlagen von Privathaushalten in der Eurozone habe, gebe ihm die Legitimation, Spezialist dieser Region zu sein. “Wenn Sie als deutsch-französischer Assetmanager auftreten, werden Sie von den Kunden ernst genommen, wenn sie von Europa sprechen – egal ob in Asien, dem Mittleren Osten, Nordeuropa, Deutschland oder Frankreich.”Oddo Meriten bleibe aber ein mittelgroßer Vermögensverwalter. “Das ist wichtig für uns, da es uns ermöglicht, flexibel zu bleiben und manchmal schneller als größere Konkurrenten neue Produkte zu lancieren”, erklärt er. “Gleichzeitig erhalten wir uns so die Nähe zu unseren Kunden.” Sorgen, dass sich deutsche Kunden nach dem Zusammenschluss möglicherweise zurückziehen könnten, hätten sich als unbegründet erwiesen: “Die Kunden sind uns gefolgt.”Auch habe es kaum Abgänge von Fondsmanagern gegeben, was zeige, dass die Belegschaft hinter der Fusion stehe. “Wir haben die Funktionsweise nicht auf den Kopf gestellt, sondern respektieren beide Kulturen und zwingen niemandem ein Modell auf”, erklärt der im Elsass aufgewachsene Manager, der pro Woche anderthalb Tage in Düsseldorf verbringt. “Beide Teams haben ihre Arbeitsweise beibehalten. Sind komplementär.” Chaput, bisher Global CEO von Oddo Meriten und Co-CIO, ist nach der Ernennung von Werner Taiber zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Vermögensverwalters Anfang Juli CEO des gesamten Assetmanagements geworden, das für etwa die Hälfte der Erträge von Oddo und 41 Mrd. Euro verwaltetes Vermögen steht. “Das verwaltete Kundenvermögen ist 2015 mit einem Nettozufluss von 1,7 Mrd. Euro gestiegen”, sagt er. “2016 ist es bisher leider stabil. Es ist schwierig, das verwaltete Vermögen zu steigern, wenn die Märkte so turbulent sind wie in den letzten Monaten.” Bei extrem traditionellen Anlageprodukten wie Schatzamtsfonds, Währungsfonds oder Investment-Grade-Fonds sei seit Jahresbeginn ein Nettomittelabfluss zu beobachten. Dagegen hätten Allokationsfonds, thematische Fonds wie Oddo Immobilier und defensive Rentenfonds gute Nettozuflüsse verbucht. Die Mehrzahl in DeutschlandVon den 275 Mitarbeitern des fusionierten Assetmanagers arbeiten 165 in Deutschland, während sich die restlichen 110 auf Frankreich, Italien und die Schweiz verteilen. “Italien ist für uns der drittwichtigste Markt mit einem verwalteten Vermögen von 1,5 Mrd. Euro”, erklärt Chaput. Der Assetmanager ist auch in Stockholm, Singapur und Hongkong präsent. Der Nahe Osten wird von Düsseldorf und Paris aus zusammen abgedeckt, Luxemburg und Belgien von Frankreich aus. “Bis Ende des Jahres werden wir außerdem ein Büro in Spanien eröffnen”, kündigt Chaput an. Der Verkaufschef für den neuen Standort in Madrid sei bereits rekrutiert worden.”Unser Ziel ist nun, weiter zu wachsen.” Neue Zusammenschlüsse seien jedoch erst mal nicht geplant. “Unser Ziel ist, ein wichtiger Akteur für institutionelle Kunden und Drittanbieter zu sein.” Nach dem Zusammenschluss stammen 75 % der Mittel, die Oddo Meriten steuert, von institutionellen Kunden. Davon kommen 55 % aus Deutschland und 35 % aus Frankreich, der Rest von außerhalb der zwei wichtigsten Märkte. “In Deutschland wollen wir die Nähe zu den institutionellen Kunden erhalten, aber auch die Beziehungen zu Drittanbietern wie den großen Banken ausbauen.” “Wir haben dafür fünf Personen eingestellt.” Ein anderes großes Projekt von Oddo Meriten sei die Übernahme der Fonds der Compass-Familie, die der deutsch-französische Vermögensverwalter seit Februar anstelle des BNY Mellon Fund Management verwaltet. “Das ermöglicht uns, unser Angebot an offenen Fonds überall in der Welt weiterzuentwickeln.”Dagegen gibt es keine Pläne, die Assetmanagement-Aktivitäten der von Oddo im März übernommenen BHF-Bank mit Oddo Meriten zu verschmelzen. Oddo selber hat bisher nur entschieden, sowohl Frankfurt Trust als auch BHF Trust zunächst als eigenständige Einheiten zu erhalten. “Wir haben uns Frankfurt Trust angeschaut, aber uns dann entschlossen, sie nicht mit Oddo Meriten zusammenzulegen, da es viele Dopplungen gibt, was Werte zerstört hätte”, sagt Chaput. “Wir haben aber entschieden, mit dem Management zusammenzuarbeiten, damit sie einen autonomen, institutionell orientierten Entwicklungsplan erstellen kann.” Oddo Meriten habe auch begonnen, mit BHF Trust in bestimmten Bereichen zu kooperieren. So werde Oddo Meriten Ende des Jahres über die Luxemburger Compass-Familie einen defensiven Fonds anbieten, den BHF Trust bisher nur in Deutschland vertrieben habe.