"Die Kunden wollen Systeme konsolidieren"
Simcorp, der Anbieter von Investment-Management-Lösungen und Dienstleistungen, hat im deutschsprachigen Raum bereits einen Marktanteil von 40 bis 50%. Gleichwohl ist das Unternehmen, das gerade sein 30-jähriges Deutschland-Jubiläum gefeiert hat, zuversichtlich, das Geschäft noch auszuweiten.Von Bernd Neubacher und Detlef Fechtner, FrankfurtDer Technologieanbieter Simcorp rechnet sich gute Chancen für das Geschäft im deutschsprachigen Raum aus. Der Anbieter von Investment-Management-Lösungen und -Services für die Finanzdienstleistungsbranche will vor allem das Geschäft bei Bestandskunden ausweiten, wie Ralf Schmücker, Geschäftsführer Simcorp GmbH, und Flemming Tamstorf, Gründer der weltweit agierenden, an der Börse Kopenhagen mit umgerechnet gut 3 Mrd. Euro bewerteten Gesellschaft, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklären. “In Deutschland sind etwa die Landesbanken und Bausparkassen ein großes Feld für uns”, berichtet Schmücker. Im vergangenen Jahr habe Simcorp zudem Universal Investment als Kunden gewonnen. Universal nutzt die Lösung auch, um Front Office-Services für ihre Kunden anzubieten. Bei Fondsgesellschaften, Assetmanagern und Versicherern im deutschsprachigen Raum komme man auf einen Marktanteil von 40 bis 50 %, berichtet Schmücker. Im Sparkassensektor wiederum ist Simcorp verankert, seitdem Finanz Informatik (FI), der IT-Dienstleister des Sparkassenlagers, das Simcorp-System in sein Kernbanken-System OS Plus (One System Plus) eingebaut hat. Das Unternehmen hat sich global ein jährliches Wachstum von mehr als 10 % vorgenommen. Im Wettbewerb misst sich das Unternehmen etwa in der Assekuranz mit SAP, im Bankensektor wiederum mit Spielern wie Sunguard.Weltweit zählt Simcorp neben Fannie Mae und dem Treasury der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) unter anderem den Pensionsfonds der Ontario Teachers Union sowie die Weltbank zu ihren Kunden. Das Technologiehaus unterhält Niederlassungen in Europa, Asien, Australien und den USA. Im globalen Maßstab sieht sich die Gesellschaft dabei als einer der drei größten Anbieter neben BlackRock und State Street sowie als der einzige unabhängige, agiert BlackRock doch vor allem als Assetmanager, während der Wertpapierdienstleister State Street zugleich Kunde von Simcorp sei, argumentieren Schmücker und Tamstorf. Simcorp Europa bearbeitet dabei von Niederlassungen in Bad Homburg, Wien und Zürich aus mit rund 200 Mitarbeitern den deutschsprachigen Raum.Der Treiber des Geschäfts im Finanzdienstleistungssektor sei der Wunsch nach Konsolidierung: “Die Kunden wollen die Systeme konsolidieren”, berichten Tamstorf und Schmücker. “Sie wollen nicht x Systeme nebeneinander betreiben.” Zugleich suchten sie analytische Instrumente, um auf neue Produktarten reagieren zu können. Vom Front zum Back OfficeSimcorp Dimension kommt im Assetmanagement zum Einsatz, bei Kapitalsammelstellen, im Treasury oder im Eigenhandel. Dabei deckt es diese Funktionen vom Front bis zum Back Office ab, ist indes wiederum selbst in die Systemlandschaft – etwa in ein Gesamtbanksystem – einzubetten. Wie Schmücker anführt, entwickelt Simcorp das Produkt seit den neunziger Jahren auch mit Hilfe von Workshops stetig fort. Ein Cloud-Angebot ist in Arbeit. Investment-Management als Cloud-Service anzubieten schwebt Schmücker vor. “Da bilden sich neue Geschäftsmodelle heraus”, erklärt er. So sei denkbar, Kunden künftig über eine Cloud anonymisierte Daten des breiten Marktes zur Verfügung zu stellen. Spruchreif sei dies aber noch nicht.Das Geschäft lohnt sich. Im vergangenen Geschäftsjahr hat Simcorp ihre Einnahmen global betrachtet um gut 11 % auf 383 Mill. Euro gesteigert, von welchen 9,5 % auf organisches Wachstum entfielen. Weltweit wurde ein Gewinn vor Steuern und Zinsen von gut 100 Mill. Euro erzielt, was einer Marge von genau 27 % entsprach. Die Gewinnspanne bundesweit will Schmücker nicht konkret beziffern.Schmücker und Tamstorf stellen heraus, dass Simcorp die Aufwendungen für Forschung und Entwicklung (R&D) kontinuierlich gesteigert habe, anders als manche Wettbewerber, die phasenweise in Neuentwicklung investierten. Im vorvergangenen Jahr hätten die R&D-Aufwendungen 20 % des Umsatzes entsprochen, heißt es. Dies sei ein höherer Anteil als etwa bei Google oder Amazon.