Die Lebensversicherung lebt!
Rund ein Viertel aller finanziellen Leistungen für das Alter, für Hinterbliebene sowie bei Invalidität oder Berufsunfähigkeit wird in Deutschland durch die Lebensversicherer erbracht – mit steigender Tendenz. Über die Notwendigkeit privater Vorsorge, insbesondere der Altersvorsorge, herrscht ein breiter gesellschaftlicher wie politischer Konsens. Gleichwohl ist die Lebensversicherung, das nach wie vor beliebteste Vorsorgeprodukt, zuletzt heftig in die Schlagzeilen geraten. Die Finanzkrise und die in ihrer Folge anhaltend niedrigen Kapitalmarktzinsen haben Zweifel an der Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells der Lebensversicherer laut werden lassen. Unbeeindruckte NachfrageDie Frage, ob die Lebensversicherung weiterhin eine attraktive und sichere Altersvorsorge bietet, scheint dabei vor allem Medien und notorische Kritiker des Produkts zu beschäftigen. Die Betroffenen selbst, Millionen Lebensversicherungskunden, haben sich von der Diskussion bislang wenig beeinflussen lassen. Im Gegenteil: Die Nachfrage nach Lebensversicherungsprodukten ist anhaltend hoch. Auch die Zahl der Vertragskündigungen liefert keine Anhaltspunkte dafür, dass das Vertrauen in die Lebensversicherung schwindet.Richtig ist: Das derzeitige Kapitalmarktumfeld ist für die Lebensversicherer mit vielfältigen Herausforderungen verbunden. Dazu gehört insbesondere die Maxime der Anbieter, eine attraktive Rendite bei gleichzeitig hoher Sicherheit zu erzielen. Die von der Europäischen Zentralbank verfolgte Niedrigzinspolitik erschwert die Neuanlage in festverzinsliche Papiere massiv, die aufgrund ihres Sicherheitscharakters zu den Hauptanlageklassen der Lebensversicherer gehören. Die aktuelle Politik des billigen Geldes geht ganz eindeutig zulasten der Lebensversicherungskunden, die sich in den letzten Jahren mit rückläufigen Verzinsungen ihrer Sparbeiträge abfinden mussten. Wenn die Attraktivität der Lebensversicherung nicht Schaden nehmen soll, muss die Niedrigzinspolitik bald ein Ende haben. Verzinsung ist noch attraktivNoch ist die Verzinsung – gerade auch im Vergleich mit anderen Anlageformen – überaus attraktiv: Laut dem unabhängigen Map-report lag 2011 die Rendite zwölfjähriger Lebensversicherungsverträge im Branchenschnitt bei 3,7 % und bei zwanzigjährigen Verträgen bei 4,9 %.Zu vergessen scheinen die Kritiker, dass jeder Lebensversicherungskunde trotz Finanzmarktkrise alle vertraglich zugesagten Leistungen erhalten hat. Man kann es durchaus als Kunststück bezeichnen: Nur Lebensversicherungen können eine über Jahrzehnte garantierte Mindestverzinsung unabhängig von der Kapitalmarktentwicklung bieten. Das macht die Altersvorsorge krisenfest, sicher und berechenbar.Diese Garantien – die durchschnittliche garantierte Verzinsung der bestehenden Verträge liegt bei 3,2 % – zu erfüllen ist die Kernkompetenz der Lebensversicherer, die sie seit Jahrzehnten erfolgreich unter Beweis stellen. Gerade in einem schwierigen Kapitalmarktumfeld zeigen sich die Vorteile derjenigen Anbieter, die über ein gutes Risikomanagement, eine professionelle Kapitalanlagepolitik und eine hohe Ertragskraft verfügen. Allianz Leben zum Beispiel mischt und streut ihre Kapitalanlagen breit in bis zu 50 unterschiedliche Anlageformen. Durch weltweites Know-how und einen weit vorausschauenden Anlagemix können auch in Niedrigzinsphasen nicht nur Risiken minimiert, sondern auch auskömmliche Renditen erzielt werden. So wird beispielsweise in Anleihen von Schwellenländern wie Mexiko und Brasilien investiert, deren aktuelle Verzinsung über denen festverzinslicher Wertpapiere und Pfandbriefe im Euroraum liegt. Immobilien und Baufinanzierungen gehören seit Jahrzehnten zu den attraktiven und gleichzeitig sicheren Assets. Verstärkt in den Fokus gerückt sind jetzt Investitionen in erneuerbare Energien. Die Barrendite ist dort stabil und korreliert nicht mit den Kapitalmärkten. Aber auch Infrastrukturprojekte werden interessanter, zumal hier – bei überschaubarem Risiko – Renditen von 6 bis 8 % möglich sind. Laufzeit ist eine StärkeDie Stärke der Lebensversicherer sind auch die langen Laufzeiten, die sie bei der Anlage bevorzugen, um höhere Zinsen zu erzielen, insbesondere bei Staatsanleihen. Durch diese Ausrichtung auf langfristig stetige Erträge wirken sich “Zinstäler”, auch wenn sie einige Jahre bestehen, weniger drastisch aus. Die Stetigkeit der Erträge wird durch Reserven bei den Kapitalanlagen und durch Rückstellungen, die in der Vergangenheit gebildet wurden, erzielt. Zum Nutzen der Kunden: Allianz Leben zum Beispiel konnte 2011 eine Nettoverzinsung ihrer Kapitalanlagen von 4,6 % erreichen, selbst bei Neuanlagen waren noch durchschnittlich 4 % möglich.Angesichts stetig gefallener Zinsen wird intensiv diskutiert, ob das klassische Garantiezinsmodell noch Zukunft hat. Alternativen sind schon seit längerer Zeit auf dem Markt. Führende Unternehmen bieten Produktkonzepte an, die beispielsweise dem Kunden jährlich die Wahl zwischen der Beteiligung an einem Aktienindex oder einer sicheren Verzinsung lassen.In den nächsten Jahren wird in puncto “neue Garantien” sicherlich noch mehr Bewegung in den Markt kommen. Dann werden Vorsorgekonzepte vorliegen, die ihre Garantieversprechen in verschiedene Zeiträume zerlegen und beispielsweise ein Garantieniveau während der Ansparphase und ein neues zu Beginn der Auszahlung der Rente bieten. Derartige Angebote erfordern freilich vom Kunden etwas mehr Risikobereitschaft und sprechen die Erwartung an, dass in 20 oder 30 Jahren die Zinsen und damit die Garantien höher sind als heute.Der Wunsch nach Sicherheit ist jedoch ein besonderes Merkmal des deutschen Vorsorgemarktes. Viele Kunden haben das Bedürfnis zu wissen, mit wie viel Rente sie mit 65 oder 67 Jahren rechnen können. Es ist deshalb nicht vorstellbar, dass Produkte, die mit dauerhaften Garantien ausgestattet sind, vom Markt verschwinden werden. Kapital- und leistungsstarke Anbieter werden weiterhin Lebens- und Rentenversicherungsprodukte mit Garantien anbieten. Krise bislang gut gemeistertDie Europäische Zentralbank hat den Leitzins im Juli auf ein historisch niedriges Niveau gesenkt. Selbst wenn sich die Wirtschaft im Euroraum 2013 langsam erholen und die Schuldenkrise durch die eingeleiteten Maßnahmen allmählich abebben sollte, werden am Kapitalmarkt die Zinsen für sichere Anlagen nicht in den Himmel wachsen. Eine ertragreiche Neuanlage bleibt damit für die Lebensversicherer eine gewaltige Herausforderung. Je niedriger die Überschüsse aus dem Zinsertrag ausfallen, desto bedeutsamer werden andere Quellen wie Risikoüberschüsse und Kostenüberschüsse, an denen die Kunden zu einem Gutteil beteiligt werden. Die Fachhochschule Ludwigshafen hat jüngst den Anlageerfolg, die Sparsamkeit und die Beteiligung der Kunden am Rohüberschuss bei den größten Lebensversicherern untersucht und verglichen. Das Ranking zeigt, dass die führenden Lebensversicherer in der Krise hervorragend im Sinne ihrer Kunden wirtschaften. Umdenken ist nötigUm die Sicherheit und den Erfolg der Lebensversicherung muss sich niemand Sorgen machen. Gleichwohl sollten aber die in der Vergangenheit erzielten Renditen nicht länger als Maßstab für künftige Zinserträge gelten. Laut einer Allianz-Studie vom Oktober 2011 sind die Erwartungen der Deutschen, was die Zinsen für langfristige Anlagen angeht, nach wie vor sehr hoch. Für eine Anlage über einen Zeitraum von zehn Jahren geht ein Viertel der Deutschen von einer Rendite von 5 % aus, ein Fünftel gar von 7 % oder mehr.Wir müssen akzeptieren, dass solche Renditen der Vergangenheit angehören. Zur neuen Normalität nach der Finanzkrise gehört: Wenn die Zinsen im Vergleich zu früheren Jahren sinken, muss mehr gespart oder damit deutlich früher angefangen werden, um am Ende dieselbe Leistung zu erzielen. Die Menschen in Deutschland sollten sich dieser Realität stellen.