Die Lücke schließt sich

Vermögen wächst in aufstrebenden Märkten deutlich stärker als in Nordamerika und Westeuropa - Wealth Report von BCG

Die Lücke schließt sich

In zwei Dekaden hat sich das weltweite Vermögen auf 226 Bill. Dollar bis Ende 2019 fast verdreifacht. Der Zuwachs in aufstrebenden Märkten ist dabei deutlich stärker als in reifen Märkten. Die Covid-19-Pandemie könnte dem Wachstum einen teils erheblichen Dämpfer versetzen, so BCG im Wealth Report. kb Frankfurt – In den vergangenen 20 Jahren hat sich das persönliche Finanzvermögen weltweit fast verdreifacht und ist von 80 Bill. Dollar im Jahr 1999 auf 226 Bill. Dollar Ende 2019 gestiegen, darunter allein um jährlich 6,2 % in der letzten Dekade. Dies geht aus dem “Global Wealth Report 2020” von BCG hervor. 2019 markiert das Jahr mit dem stärksten globalen Vermögenszuwachs (+9,6 %) in der jüngsten Dekade angesichts des historisch längsten Aktien-Bullenmarktes. Die BCG-Analyse umfasst 97 Märkte auf Dollarbasis. Währungseffekte können die Vermögenszuwächse außer in Asien teilweise signifikant zunichtemachen.Der Vermögenszuwachs auf Dollarbasis ist nach Ansicht der Autoren insofern beeindruckend, als er sämtliche Krisen der vergangenen 20 Jahre weggesteckt hat. Von Einbrüchen durch Krisen wie dem Zusammenbruch der Aktienmärkte infolge des Platzens der Dotcom-Blase Anfang der 2000er Jahre über die Subprimekrise 2008/2009 und die europäische Staatsschuldenkrise 2010 bis hin zu den Auswirkungen der Handelskonflikte zwischen den USA und China haben sich die globalen Vermögen jeweils beträchtlich erholt. Getrieben wurde der Vermögenszuwachs durch weltweit steigendes Wirtschaftswachstum, höheres verfügbares Einkommen und höhere Sparquoten, wie BCG herausstellt.Von diesen Effekten profitieren insbesondere Wachstumsregionen wie Asien, die deutlich aufholen und schneller wachsen als reife Märkte wie Nordamerika oder Westeuropa. Die Lücke schließt sich, wie BCG betont. Auf Wachstumsregionen entfällt inzwischen ein Viertel des weltweiten Vermögens; vor zwei Dekaden waren es erst 9,3 %. Zu dem Wachstumsschub trägt allein China in der jüngsten Dekade fast die Hälfte bei. Dort ist die Anzahl der Vermögenden (HNWI zwischen 1 und 100 Mill. Dollar Vermögen) in zwei Dekaden um das 24-Fache gestiegen. Noch ist deren Anteil am Gesamtvermögen mit 6 % im Vergleich zu 65 % in den USA gering, in Deutschland sind es 2 %. Die Anzahl der Superreichen (UHNWI) mit einem Vermögen über 100 Mill. Dollar stieg in China um das 28,5-Fache, deren Anteil auf 12 % im Vergleich zu 34 % in Nordamerika. Insgesamt hat sich die Zahl der Dollar-Millionäre weltweit in den letzten 20 Jahren wie das Vermögen ebenfalls fast verdreifacht von 8,9 Millionen auf mehr als 24 Millionen.Während der Anteil der Millionäre am Gesamtvermögen in der jüngsten Dekade gestiegen ist (von 45 auf 51 %), könnten die Auswirkungen von Covid-19 einen Stopp dieses Wachstums auslösen, vermutet BCG. Deshalb wurden drei Szenarien – schnelle und langsame Erholung sowie nachhaltige Schäden – modelliert, wie sich Corona auf das persönliche Finanzvermögen auswirken könnte. Der globale Zuwachs bis 2024 könnte somit auf jährlich 4,5 % bis nur noch 1,5 % schrumpfen. Deutschland dürfte sich dabei wacker schlagen (siehe Grafik). Noch von 2018 auf 2019 stieg das Finanzvermögen der Deutschen um 6,4 % auf 7,7 Bill. Dollar. Auffallend ist, dass der Zuwachs in Deutschland 2019 der globalen Entwicklung (+10 %) ebenso hinterherhinkt wie im Vergleich mit Westeuropa (+9 %). Auch bei einem längerfristigen Vergleich von 20 oder fünf Jahren fällt der weltweite und der westeuropäische Zuwachs größer aus als in Deutschland, das im weltweiten Vergleich des Gesamtvermögens auf dem fünften Platz liegt.Trotz des globalen Zuwachses fielen die Erträge der Vermögensverwalter seit 2007 um 22 Basispunkte (BP) auf 71 BP, während die Kosten der Branche um 13 BP auf 73 BP stiegen. Nun hofft die Branche darauf, dass der hohe Anteil von Cash gerade in aufstrebenden Märkten zugunsten höher rentierlicher Assets wie Aktien, Fonds oder Bonds umgeschichtet wird. Auch nachhaltige Kriterien gewinnen an Bedeutung.