Corporate Banking

Die Nachfrage nach Unternehmens­krediten springt

Unternehmenskredite sind heiß begehrt. Im Februar zog die Nachfrage binnen Jahresfrist so stark an wie seit der Finanzkrise nicht mehr, zeigt eine Studie. Fürs Corporate Banking sind dies grundsätzlich gute Nachrichten.

Die Nachfrage nach Unternehmens­krediten springt

bn Frankfurt

Die bundesweite Nachfrage von Unternehmen nach Krediten zieht enorm an. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie des Technologieunternehmens Teylor sowie des Research-Hauses Barkow Consulting. Für den Monat Februar haben sie einen Anstieg der Kreditnachfrage binnen Jahresfrist um 6,5% gemessen; so stark hat der Bedarf seit Zeiten der Finanzkrise nicht mehr zugelegt (siehe Grafik). Gegenüber dem Vormonat ergibt sich zugleich mit einer Rate von 1,3% ein Rekordwert.

Darin dürften sich gleich mehrere Entwicklungen niederschlagen. Der neuerliche Lockdown in der Pandemie Ende 2021 habe die Zunahme des Bedarfs zumindest begünstigt, erklärt Patrick Stäuble, Gründer und Chef von Teylor, das digitale Kreditprodukte entwickelt und vermarktet. Der Nachfragesprung lasse zudem darauf schließen, dass sich viele Unternehmen angesichts anziehender Zinsen „die heute noch günstigen Konditionen sichern möchten“ – vor wenigen Wochen erst hatten Teylor und Barkow Consulting, die sich in ihren Studien auf Daten der Deutschen Bundesbank, der Europäischen Zentralbank sowie der KfW stützen, eine starke Verteuerung von Unternehmensfinanzierungen festgestellt. Auch könnte sich in den Daten seiner Einschätzung zufolge ein erster Effekt der russischen Invasion in der Ukraine zeigen, auch wenn Unternehmern im Februar nur drei Werktage blieben, um darauf zu reagieren.

Die Banken übernehmen

Seit Kriegsbeginn macht Stäuble neben einem Run von Unternehmen, die sich das momentane Zinsniveau sichern wollen, zwei weitere Faktoren aus: „Viele Unternehmen haben infolge der Verteuerung von Energie nun höhere Betriebskosten. Anderen geht es nach Wegfall von Corona-Restriktionen nun besser, und sie wollen investieren.“

Für Corporate Banking betreibende Kreditinstitute ist der Nachfrageschub zu verbesserten Konditionen in jedem Fall eine gute Nachricht. Denn das Feld der Unternehmensfinanzierung gilt als hart umkämpft, notorisch überbesetzt und entsprechend margenarm. Derzeit allerdings scheinen in dem Segment jedoch die Zeichen auf Grün zu stehen.

Habe in der ersten Phase des pandemiebedingten Nachfrageschubs im März 2020 die KfW einen guten Teil des Bedarfs gedeckt, habe sich das Bild seit Juli 2021 gewandelt, berichten Teylor und Barkow. So seien bei einem Marktwachstum um 52 Mrd. Euro weniger als 5 Mrd. auf Coronakredite der KfW entfallen. „Die zweite Nachfragewelle wird also wieder fast vollständig vom traditionellen Bankensektor finanziert“, folgert Stäuble. Da die KfW-Programme im April ausgelaufen seien, sei dies „ein ermutigendes Zeichen“. Schon seit Oktober vergangenen Jahres liegt das Kreditwachstum deutlich über seinem langfristigem Durchschnitt, wie es in der Studie heißt. Dabei deckten Unternehmen entweder kurzfristigen Finanzbedarf für die Dauer von bis zu zwölf Monaten ab oder vereinbarten lange Laufzeiten ab fünf Jahren.

Während die Wachstumsrate des Kreditbestands etwa im Falle der Förderbanken zwischen Dezember 2020 und Dezember 2021 um rund 13,5 Prozentpunkte auf 1,5% gefallen ist, zog sie bei den genossenschaftlichen Instituten von knapp 10% auf fast 11% an. Bei den Sparkassen sank sie um knapp einen Punkt auf 5,3%, bei den privaten Banken zog sie von null auf knapp 3% an. Obwohl insbesondere die Zweigstellen ausländischer Privatbanken ihr Kreditvolumen nach wie vor leicht reduzierten, zeigten Auslandsbanken insgesamt erstmals seit Beginn der Pandemie wieder ein positives Wachstum bei Unternehmenskrediten, wird konstatiert. Was Branchen betrifft, wird im Zwölfmonatszeitraum per Dezember 2021 das stärkste Kreditwachstum in den Sektoren Private Equity (17,4 %), Bau (14,5 %) und Büroausstattungen (13,1 %) gemessen, der stärkste Rückgang dagegen bei Transport (minus 6,8 %), Chemie (minus 7,6 %) und Maschinenbau (minus 8,1 %).

Wertberichtigt Seite 8

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