Die nächste Genossenfusion im Rhein-Main-Gebiet

Wiesbadener Volksbank übernimmt VR Bank Untertaunus - Corona verschärft den Druck

Die nächste Genossenfusion im Rhein-Main-Gebiet

sto Frankfurt – Nach der Frankfurter Volksbank kündigt eine weitere Genossenschaftsbank aus der Rhein-Main-Region eine Fusion an: Die Wiesbadener Volksbank lässt die wesentlich kleinere VR Bank Untertaunus aus Idstein unter ihr Dach schlüpfen. Wie die Nummer 26 in der Rangliste der Kreditgenossen zusammen mit der Nummer 262 (Einstufung per Ende 2019) mitteilte, soll die Verschmelzung nach Zustimmung aller Gremien zum 1. Januar 2021 erfolgen und die neue Bank unter dem Namen Wiesbadener Volksbank firmieren. Dabei hatte ihr Vorstandsvorsitzender Matthias Hildner noch Anfang des Jahres Fusionen für sein Haus abgelehnt (vgl. BZ vom 8. Januar).Beide Häuser stünden auf wirtschaftlich gesundem Fundament, hieß es in der Mitteilung. Doch eine “Bündelung der Kräfte ist – so die feste Überzeugung der Vorstände und Aufsichtsräte beider Kreditgenossenschaften – die richtige strategische Antwort auf die künftigen Herausforderungen”. Regulatorische Herausforderungen sollten gemeinsam kostensparender und unter Vermeidung von Doppelarbeiten bewältigt werden. Das eingesparte Geld solle dann in “Beratungszeit, moderne Kommunikations- und Vertriebswege sowie die Unterstützung von Vereinen und Initiativen vor Ort” investiert werden.Die Aufsichtsräte beider Häuser haben dem Zusammenschluss bereits zugestimmt. Die Vertreter beider Banken sollen im Mai 2021 bei den Versammlungen zustimmen. Bei positiven Voten der Mitglieder wird die Wiesbadener Volksbank juristisch aufnehmendes Institut, auch der juristische Sitz wird Wiesbaden sein. Aber auch am Standort Idstein sollen weiterhin interne Bereiche und Einheiten angesiedelt sein.Vorbehaltlich der Zustimmung durch die Aufsicht wird Hildner Vorstandsvorsitzender und der jetzige Chef der Idsteiner Bank, Ulrich Tolksdorf, sein Stellvertreter. Ende 2021 wird Tolksdorf allerdings dann wie länger geplant in den Ruhestand gehen. Zinsfantasie ade”Der Druck auf die Banken ist durch die zunehmenden regulatorischen Belastungen, den Niedrigzins und die Veränderung des Kundenverhaltens in Richtung digitaler Zugangswege seit Jahren enorm”, sagte Hildner der Börsen-Zeitung. Durch die Pandemie seien diese Rahmenbedingungen noch einmal verschärft worden, so dass es jetzt angezeigt sei, sich durch “eine Bündelung der Kräfte zukunftssicher und wetterfest” aufzustellen. Schließlich sei nun jegliche Zinsanhebungsfantasie weg durch die stark anziehende Neuverschuldung der Staaten, um die Rettungsmaßnahmen für die durch Corona gebeutelte Wirtschaft zu finanzieren.Die Wiesbadener Volksbank und die VR Bank Untertaunus arbeiten schon seit längerem zusammen, auch die Ausrichtung ist ähnlich – etwa durch einen gemeinsamen Schwerpunkt bei der gewerblichen Immobilienfinanzierung. Im Konsortialgeschäft arbeiten beide Häuser zusammen. Wiesbaden wickelt für die Idsteiner den Zahlungsverkehr ab. “Sowohl auf Vorstandsebene als auch bei den Mitarbeitern bestehen enge Kontakte”, so Hildner.Ein Personalabbau ist aktuell nicht geplant. Allerdings soll auf Dauer durch die natürliche Fluktuation die Mitarbeiterzahl von zunächst 800 reduziert werden (siehe Tabelle) – in welcher Größenordnung, müssten die Verschmelzungsgespräche zeigen, erklärte Hildner. Da es in Taunusstein Filialen beider Banken gibt, wird eine Geschäftsstelle geschlossen. Im Rhein-Main-Gebiet gebe es außerdem einige Überschneidungen bei Kunden. Zusammen kommt das neue Institut auf eine Bilanzsumme von 6,3 Mrd. Euro mit mehr als 150 000 Kunden.Durch die Fusion sollen Mitglieder und Kunden ein größeres und spezielleres Beratungs- und Betreuungsangebot nutzen können. Die dezentrale Struktur soll beibehalten werden. “Gemeinsam wird es uns leichter fallen, das zu bewahren, was unsere beiden Kreditinstitute bereits heute auszeichnet, es mit noch individuelleren Angeboten und Beratungsleistungen weiterzuentwickeln und technische Innovationen zügig umzusetzen”, sagte Tolksdorf.