Die Naspa hört nicht auf Angela Merkel
ski Frankfurt – Die Nassauische Sparkasse (Naspa) streicht ihr Filialnetz zusammen. Nach den jüngsten vorliegenden Angaben vom März war die zehntgrößte deutsche Sparkasse in ihrem 4 200 Quadratkilometer großen Geschäftsgebiet zuletzt unverändert mit 109 mitarbeiterbesetzten Finanz- und Servicecentern, 15 Private-Banking-Centern, drei Firmenkunden-Centern und sieben Finanzierungscentern sowie an 36 Selbstbedienungsstandorten präsent. Insgesamt soll dies das drittgrößte Filialnetz aller 385 deutschen Sparkassen sein.Nun wurde nach einer Verwaltungsratssitzung, auf der dem Vernehmen nach “eine angespannte Stimmung” herrschte, mitgeteilt, dass bis Ende dieses Jahres 15 Filialen und neun SB-Standorte geschlossen sowie zehn kleine Filialen in SB-Standorte umgewandelt werden sollen. Neue Filialen will das von den Städten Wiesbaden und Frankfurt sowie sechs Landkreisen aus Hessen und Rheinland-Pfalz getragene Institut derweil in Niedernhausen und Hattersheim eröffnen.Das Thema Filialschließungen ist für die Kunden, die Politik und die Öffentlichkeit hochsensibel, in der öffentlich-rechtlichen Gruppe noch viel mehr als in den anderen Säulen der Kreditwirtschaft. Beim Deutschen Sparkassentag im Mai in Hamburg sah sich sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel veranlasst, die Familie mit dem roten “S” an ihre Gemeinwohlorientierung zu erinnern und vor einem Rückzug aus der Fläche zu warnen. Die Sparkassen seien eine wichtige Stütze des deutschen Finanzmarktes, “gerade dort, wo die Bevölkerungsdichte geringer ist”. Im BranchentrendDem stehen indes die betriebswirtschaftlichen Notwendigkeiten im gegebenen Zins- und Regulierungsumfeld sowie das veränderte Kundenverhalten im Zeitalter der Digitalisierung entgegen. Das Resultat ist ein beschleunigtes bundesweites Filialsterben. So folgt denn auch die Naspa, die 2012 sogar noch über 140 Finanz- und Servicecenter verfügt hatte, mit ihren tiefen Einschnitten ins Filialnetz grundsätzlich dem Branchentrend. Die beschrittenen Wege und die zeitliche Abfolge sind freilich von Institut zu Institut unterschiedlich. Für eine innovative säulenübergreifende Lösung haben sich kürzlich, wie berichtet, Taunus Sparkasse und Frankfurter Volksbank entschieden, die knapp 50 ihrer Standorte zusammenlegen wollen, um letztlich an 26 gemeinsam betriebenen “Finanzpunkten” im Hochtaunus- und im Main-Taunus-Kreis mit tageweise wechselnder Besetzung vertreten zu sein.Das läuft in Summe zwar auch auf die Aufgabe von rund zwei Dutzend Stützpunkten hinaus, doch wird auf diese Weise immerhin eine zukunftsträchtige Präsenz vor Ort erhalten. In kleinerer Dimension wird dieses Modell schon länger auch von anderen Sparkassen und Kreditgenossenschaften erprobt. “Die Kunden bestimmen”Die Naspa hatte die Überprüfung ihres Filialnetzes wiederholt angekündigt. Die nun getroffene Entscheidung begründet sie damit, dass man sich “dem nachhaltig geänderten Kundenverhalten nicht entziehen” könne. Viele Filialen seien mittlerweile zu wenig frequentiert und zu klein, um qualifizierte Beratung effizient anbieten zu können, heißt es in Wiesbaden. An den von Schließungen betroffenen Standorten soll künftig als ersatzweise Leistung eine mobile Kundenbetreuung, auch inklusive Bargeld-nach-Hause-Service, angeboten werden. Und das gestraffte Filialnetz werde weiter modernisiert.”Wir legen großen Wert darauf, überall im Geschäftsgebiet qualifizierte Beratung und Serviceleistungen von Angesicht zu Angesicht anzubieten. Dazu organisieren wir auch unser Filialnetz so, dass wir die Nutzungswünsche bestmöglich erfüllen können”, erklärte Vorstandsmitglied Michael Baumann und fügte hinzu: “Letztendlich bestimmen die Kundinnen und Kunden (durch ihr Nutzungsverhalten, Anm. d. Red.), wo wir welches Angebot vorhalten.”