Die Nord/LB hat auch Reize
Finanzinvestor oder Beteiligungslösung der Sparkassen-Finanzgruppe? Die Zukunft der Nord/LB könnte sich schon in wenigen Tagen entscheiden. Aber zu vielen Punkten besteht noch hoher Klärungsbedarf.Von Bernd Wittkowski, FrankfurtDie Nord/LB besteht nicht nur aus einer auf 3,5 Mrd. Euro veranschlagten Lücke im Eigenkapital. Die Landesbank für Niedersachsen und Sachsen-Anhalt sowie Sparkassenzentralbank für diese beiden Länder und zusätzlich für Mecklenburg-Vorpommern, von ihren Sparkasseneigentümern auf den Erinnerungswert abgeschrieben, hat vielmehr durchaus ihre Reize. “Eine klassische deutsche Landesbank mit Stärken etwa im Immobiliengeschäft, bei erneuerbaren Energien und Infrastruktur, bei Flugzeugfinanzierungen sowie im Geschäft mit regionalen Firmenkunden” – so beschreibt ein intimer (externer) Kenner, der keinen Grund hat, die Lage schönzureden, das Potenzial des Instituts. Die Bank sei sogar vergleichsweise gut durch die Finanzkrise gekommen, habe sich dann aber leider an der Masse maroder Schiffskredite und obendrein durch die Übernahme der insoweit ebenfalls hoch vorbelasteten Bremer Landesbank verhoben.Aus Sicht von Finanzinvestoren mag es mithin nachvollziehbare Argumente dafür geben, in Hannover den Hut in den Ring zu werfen. Wobei sich Beobachter einig sind, dass an einer weiteren erheblichen Redimensionierung der Bank kaum ein Weg vorbeiführen wird. Dies gilt aber gleichermaßen, wenn die Sparkassen-Finanzgruppe mit ihrer nun allmählich konkrete Gestalt annehmenden Beteiligungslösung zum Zuge kommen sollte. Und es hätte umso mehr gegolten für den Fall einer Fusion mit einer anderen Landesbank, namentlich der Helaba. Hier wären die Kostensynergien und damit die Arbeitsplatzverluste eindeutig am höchsten gewesen. Dabei hat die Nord/LB den Abbau von 1 250 Jobs – jede fünfte Stelle – bis 2020 ja ohnehin schon eingeleitet.Die Finanzinvestoren – im Rennen sind wohl nur noch Centerbridge und Cerberus – haben durchaus unterschiedliche Ideen, was sie mit der Nord/LB anstellen wollen, und sie haben auch voneinander abweichende Argumente, die aus Sicht des Landes Niedersachsen dafür sprechen könnten, ihnen den Zuschlag zu geben. Vom Private-Equity-Haus Centerbridge, das sich auf Anfrage nicht zu seinen konkreten Absichten äußern wollte, ist ein starkes Interesse an der Bank überliefert, nicht aber am Portfolio der zum großen Teil notleidenden Schiffsfinanzierungen. “Bankenplatz Hannover”Der Fokus von Cerberus, die auf eine Anfrage der Börsen-Zeitung bis zum Redaktionsschluss nicht reagierte, könnte indes dank einschlägiger Erfahrungen im Zusammenhang mit der Übernahme der HSH Nordbank gemeinsam mit anderen Investoren gerade auch auf die Schiffskredite gerichtet sein. So wäre dann sogar denkbar, dass beide Häuser zumindest teilweise mit ihren Geboten durchdringen.Centerbridge mit Assets under Management von nahezu 30 Mrd. Dollar verfügt dank früherer und aktueller Engagements – wie bei der italienischen Banca Farmafactoring oder der Walmart Canada Bank – über Expertise im Finanzdienstleistungsbereich. Als Vorteil könnte sich erweisen, dass dieser Investor hierzulande bisher gerade keine Bankinteressen hat und insofern, anders als womöglich bei Cerberus mit dem Engagement in Hamburg bei der HSH, der “Bankenplatz Hannover” nicht akut durch eine regionale Konzentration gefährdet schiene. Centerbridge wird in Sachen Nord/LB unter anderem von zwei Schwergewichten beraten: Frank Mattern, früherer, in hohem Maße auf die Finanzbranche fokussierter Deutschlandchef von McKinsey, und Axel Wieandt, der herausgehobene Positionen bei Deutscher Bank, Hypo Real Estate und Credit Suisse hatte.Unterdessen ist die Sparkassengruppe dabei, unter Federführung des Präsidenten des Dachverbandes DSGV, Helmut Schleweis, ihr Beteiligungskonzept zu konkretisieren. Auch nach der “Grundsatzeinigung” am Dienstag im Gespräch in der EZB, die als breites Verhandlungsmandat für Schleweis verstanden wird, gibt es erheblichen Klärungsbedarf. Das nächste wichtige Treffen auf DSGV-Ebene findet am 31. Januar statt, ein weiteres mit Bankenaufsehern und Bundesregierung einen Tag später.