Die RBI will sich gesundschrumpfen

Bank beschließt Abkehr vom Wachstumskurs

Die RBI will sich gesundschrumpfen

Reuters Wien – Die Raiffeisen Bank International (RBI) vollzieht nach ihrem jahrzehntelangen Wachstumskurs eine radikale Kehrtwende und trennt sich von Teilen ihres Auslandsgeschäfts. Die Töchter in Polen und Slowenien will das Institut verkaufen. Das Geschäft in Asien und den USA soll deutlich schrumpfen oder ganz wegfallen, die Töchter in Russland und der Ukraine sollen nur noch an ausgewählte Kunden Kredite vergeben. Mit dem Schrumpfkurs will Bankchef Karl Sevelda die ausgedünnte Kapitaldecke stärken, um das Institut für künftige Krisen und immer strengere Vorschriften der Aufseher zu rüsten. Denn im vergangenen Jahr hinterließen die Ukraine-Krise und Probleme in Ungarn einen Jahresverlust von knapp einer halben Milliarde Euro – den ersten in der Geschichte der Osteuropabank.”Heute setzen wir eine Zäsur, vollziehen einen Kurswechsel und starten einen strategischen Anpassungsprozess”, sagte Sevelda am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Aufseher und Experten hatten in den vergangenen Jahren immer wieder die Kapitalausstattung der Bank als zu schwach kritisiert. Im vergangenen Jahr schmälerten neben dem Verlust auch Währungsabwertungen in Russland und der Ukraine die Finanzreserven. Bis Ende 2017 soll die harte Kernkapitalquote nun auf 12 % von zuletzt 10 % steigen. Sie gilt gemeinhin als Messlatte für eine solide Finanzausstattung.Um dieses Ziel zu erreichen, dürfte die RBI künftig weniger Dividende ausschütten. “Wir wollen die Dividendenpolitik so ausrichten, dass das Eigenkapitalziel von 12 % nicht gefährdet wird”, sagte Sevelda. Das trifft vor allem den Hauptaktionär Raiffeisen Zentralbank sowie dessen Eigentümer – die Raiffeisen Landesbanken.Im Fokus des Managements steht nun unter anderem der Verkauf der Osteuropatöchter: In Kürze werde Raiffeisen mit der Suche nach einem Käufer für die polnische Bank beginnen, hieß es. “Wir sind zuversichtlich, dass wir hier auf reges Interesse stoßen werden, beziehungsweise sehen dieses rege Interesse bereits”, sagte Sevelda. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete die Tochter mit knapp 5 500 Beschäftigten einen Gewinn von 84 Mill. Euro.Konzernweit stand 2014 wegen hoher Firmenwertabschreibungen ein Nettoverlust von 493 Mill. Euro zu Buche nach einem Gewinn von 557 Mill. Euro im Jahr davor. Ob das Institut im laufenden Jahr in die Gewinnzone zurückkehrt, ließ Sevelda offen. Eine Prognose will die Bank erst im März veröffentlichen.