Die Solarbranche bietet immer noch viele Möglichkeiten

China baut Marktanteile mit Skaleneffekten dank zinsgünstiger Kredite aus - USA zeichnen die Entwicklung für Deutschland und Europa vor

Die Solarbranche bietet immer noch viele Möglichkeiten

Die Solarbranche in Deutschland ist im Umbruch. Im Fokus stehen vor allem sinkende Marktanteile deutscher Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen am Weltmarkt. Bei genauerer Betrachtung der Branche zeigt sich jedoch, dass die Herstellung von Komponenten nur ein Teilbereich des Solarmarktes und unter den Gesichtspunkten Arbeitsmarkteffekte und Wertschöpfung nicht einmal der Wichtigste ist. Über dies haben Experten bereits vor Jahren eine Marktbereinigung in diesem Segment vorhergesagt. Deutsche verlieren massivDie Entwicklungen der vergangenen Jahre haben die Vorhersagen bestätigt. Der Weltmarktanteil deutscher Hersteller von Solarzellen ist von 20 % im Jahr 2007 auf 7 % Ende 2011 gefallen. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil chinesischer Produkte auf mehr als 57 % gestiegen. 13 der 25 weltweit größten Hersteller von Solarmodulen haben heute ihren Sitz in China. Dabei sind es am Produktionsstandort China nicht die häufig angeführten Arbeitskosten, die den dortigen Herstellern einen Vorteil geben. Der Arbeitskostenanteil bei der Produktion dieser Komponenten ist äußerst gering. Die Standortvorteile resultieren vielmehr zu einem ganz wesentlichen Teil aus der zinsgünstigen Kapitalversorgung von Unternehmen durch die chinesischen Staatsbanken. Diesen Pluspunkt haben die dortigen Hersteller genutzt, um Skaleneffekte zu erzielen und ihre Marktanteile auszubauen.So galt und gilt es für deutsche Solarunternehmen sich in diesem Marktumfeld mit zukunftsfähigen Geschäftsmodellen adäquat zu positionieren. Denn diese Entwicklung hat in den vergangen Jahren zu stark sinkenden Preisen für Solarmodule geführt. Neben Privathaushalten, die weniger für eine Solaranlage bezahlen müssen, profitieren hiervon auch Firmen mit einem entsprechenden Geschäftmodell. Unternehmen, die wie die Carpevigo-Gruppe Module nicht selbst herstellen und keinen Abnahmeverpflichtungen unterliegen. Wir kaufen Solarmodule sowie alle anderen Komponenten projektbezogen ein und verbauen diese in Anlagen, die wir für Investoren realisieren, nach Fertigstellung veräußern oder selbst betreiben und den produzierten Strom verkaufen.Aus solch positiven Entwicklungen deutscher Unternehmen resultiert auch, dass die Auswirkungen des Produktionsrückgangs in Deutschland auf die Beschäftigtenzahlen der Branche in der Summe begrenzt sind. Von den geschätzt 130 000 im Solarbereich Beschäftigten arbeiten etwa 18 000 direkt in der Branche. Die überwiegende Zahl jedoch ist in Bereichen jenseits der Produktion, wo technische und kaufmännische Dienstleistungen erbracht werden, tätig. Chancen auch im AuslandFerner verdienen deutsche Unternehmen auch an der Produktion von Solarmodulen in China. Denn die Produktion in Fernost erfolgt vielfach auf Anlagen deutscher Hersteller in vertikal voll integrierten Fabriken. Ebenso sind deutsche Beratungsgesellschaften in den Bereichen Prozessautomatisierung und Qualitätssicherung an allen relevanten Produktionsstandorten vertreten. Überdies exportieren Projektierer wie Carpevigo ihr Know-how weltweit. Davon profitieren weitere mittelständische Unternehmen und Handwerksbetriebe aus Deutschland. Wir erwirtschaften bereits heute mehr als 60 % des Umsatzes im Ausland. So haben wir beispielsweise in Kanada, Südafrika, Spanien und den USA Projekte ausgeführt oder für die Zukunft gesichert. Dabei werden wir stets auch von anderen deutschen Unternehmen begleitet, die beispielsweise für die spezielle Bauausführung eines Solarparks zuständig sind.Insbesondere im Ausland gilt es, große Potenziale für die deutsche Solarbranche zu heben. Speziell die Vereinigten Staaten von Amerika stellen einen gewaltigen Wachstumsmarkt dar. Experten erwarten dort für die nächsten Jahre ein Wachstum von rund 60 % pro Jahr. Auch wenn der Markt dort gänzlich anders funktioniert als in Europa, können deutsche Unternehmen davon profitieren. Vergütung frei verhandelnIn den Vereinigten Staaten gibt es keine gesetzlich garantierten Einspeisevergütungen. Kunden sind Abnehmer von großen Strommengen oder Energieversorger. Diese suchen Partner, die Anlagen im Kraftwerksmaßstab auf eigene Rechnung realisieren und betreiben. Das bedeutet, die Vergütung des Solarstroms und die Laufzeit von Versorgungsverträgen werden zwischen Stromabnehmern und Fotovoltaik-Kraftwerksbetreibern frei vereinbart. Dies geschieht in Form eines sogenannten Power Purchase Agreements (PPA). Das passt sehr gut zur Positionierung von Carpevigo. Denn wir verstehen uns selbst als Stromerzeuger mit eigenem Anlagenpark.Was in Amerika schon der Fall ist, zeigt, welche Entwicklung sich auch in Deutschland und Europa in Zukunft vollziehen könnte. Allerdings ist die Sonneneinstrahlung in weiten Landesteilen der USA deutlich intensiver als in Zentraleuropa. Das führt zu einem höherem Output und somit rechnet sich das Geschäft auch zu vermeintlich geringeren Abnahmepreisen. Bis in Europa jedoch dieser Break-even geschafft ist, das heißt die Produktion von Solarstrom ohne staatliche Förderung finanzierbar ist, gilt es hier, gesetzlich garantierte und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen. Denn erstmals hat mit der Solarenergie eine Technik die Chance, Strom langfristig ohne staatliche Förderung profitabel und zu vernünftigen Preisen zu erzeugen. Dies haben in Deutschland weder Kohle- noch Atomstrom geschafft. EEG-Reform bringt UnruheIn Deutschland wurde mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ein Rahmen geschaffen, der Investitionssicherheit bietet. Strom aus erneuerbaren Energien hat Vorrang bei der Netzeinspeisung und die Vergütung ist für 20 Jahre garantiert. Besonders modern und sinnvoll ist die kontinuierliche Degression der Einspeisevergütung, durch die Anreize für technischen Fortschritt und eine Reduktion der spezifischen Kosten gegeben werden. Anlagen wurden an das öffentliche Stromnetz gekoppelt und der eingespeiste Strom vom jeweiligen lokalen Netzbetreiber vergütet. Mit der diesjährigen Revision des EEG und der Absenkung der Einspeisevergütungen werden, auch wenn diese Novelle noch im Gesetzgebungsverfahren steckt, der technische Fortschritt und gesunkene spezifische Kosten des Solarstroms jedoch aller Voraussicht nach überkompensiert. Hieraus resultieren Vorzieheffekte und ein vorübergehendes Einbrechen des Marktes nach Inkrafttreten der reduzierten Einspeisevergütung. Dabei war das deutsche EEG mit seiner hohen Planbarkeit und Verlässlichkeit ein Vorbild für die Förderung in zahlreichen anderen Ländern. Durch die kurzfristigen Änderungen entstehen unnötige Planungsrisiken und speziell Unternehmen die nur auf dem deutschen Markt agieren, werden kurzfristig vor große Herausforderungen gestellt, der nicht alle gewachsen sein werden.Die Carpevigo-Gruppe hat diesbezüglich frühzeitig die Weichen gestellt. Denn mit seiner starken internationalen Ausrichtung betreiben wir Risikodiversifikation im klassischen Sinne und sind unabhängig von einzelnen Märkten. Darüber hinaus haben wir von den mehr als 220 Megawatt Anlagenleistung, die in den zurückliegenden Jahren realisiert wurden, kontinuierlich Kraftwerke in das eigene Portfolio genommen. Mit einem Zukauf von netzgekoppelten Anlagen an attraktiven Standorten in Süddeutschland und in Italien wollen wir dieses Geschäftsfeld noch weiter ausbauen und die Position als ein führender unabhängigen Erzeuger von Solarstrom stärken. Ein weiteres von der zuvor skizzierten Thematik unabhängiges Geschäftsfeld bildet die technische und wirtschaftliche Betriebsführung (Management & Operations) eigener und fremder Anlagen. Beides zusammen gewährleistet einen langfristig sicheren und gut kalkulierbaren Cash-flow.Derartige Geschäftsmodelle zeigen, dass auch in der deutschen Solarbranche zukunftsträchtige Geschäftsbereiche existieren, die mit einer strategischen Unternehmenspositionierung besetzt werden können.